Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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und das nicht zu knapp«, entgegnete Sándor, dann reichte er Ivo ein Glas in die Hand. »Hier, trink das aus. Das ist gut gegen deinen Kater.«

      »Was ist das?« fragte Ivo argwöhnisch.

      »Ein altes Hausmittel meiner ungarischen Großmutter«, antwortete Sándor. »Damit hat sie meinem Vater seine Jugendsünden ein bißchen erträglicher gemacht, und auch mir selbst hat es schon gute Dienste geleistet.« Er sah zu, wie Ivo vorsichtig an der Flüssigkeit schnupperte. »Du sollst nicht nur dran riechen, sondern austrinken. Das Zeug schmeckt zwar grauenhaft, aber es hilft.«

      Ivo nahm einen kleinen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. »Was ist das? Gift?«

      Sándor mußte lachen. »Das wäre natürlich auch ein Mittel gegen die Nachwehen des Alkohols. Aber keine Angst, mein Junge, ich will dich nicht vergiften, sondern dir helfen. Und nun stell dich nicht so an. Austrinken, hab ich gesagt.«

      Mit Todesverachtung leerte Ivo das Glas. »Also, viele Jugendsünden hat dein Vater bestimmt nicht begangen.«

      »Täusch dich nur nicht. Wenn man meiner Großmutter glauben darf, dann hat er so mit zwanzig, einundzwanzig manche ganze Nacht durchzecht. Erst als er hier in Steinhausen meine Mutter kennenlernte und sie mit nach Ungarn nahm, wurde er angeblich ruhiger.«

      »Wenn seine Mutter ihm danach jedesmal dieses Zeug eingeflößt hat, glaube ich das gern«, urteilte Ivo. Vorsichtig faßte er an seinen Kopf. »Aber es scheint tatsächlich zu helfen. Das Dröhnen läßt schon ein bißchen nach. Nur mein Magen fühlt sich noch etwas flau an.« Mit möglichst wenigen Kopfbewegungen blickte er sich im Zimmer ein wenig um. »Warum bin ich eigentlich hier? Hatte ich etwa eine Alkoholvergiftung?«

      »Das nun nicht gerade, aber du bist vom Rad gestürzt«, antwortete Sándor.

      »Meine Güte, ich habe wirklich einen totalen Filmriß«, gestand Ivo. »Habe ich… irgend etwas angestellt?«

      »Wie man’s nimmt«, entgegnete Sándor, dann erzählte er, was in der vergangenen Nacht vorgefallen war. Er ließ nichts aus – nicht einmal seine Erste-Hilfe-Leistung, die eher eine grobe Mißhandlung gewesen war.

      »Parker hat mich zu einem

      Erste-Hilfe-Kurs verdonnert«, schloß er, dann zuckte er die Schultern. »Dafür wird mein Ausrutscher wenigstens unter uns bleiben.« Ein wenig beschämt senkte er den Kopf. »Es tut mir leid, daß ich so grob zu dir

      war.«

      Gelassen winkte Ivo ab. Ich weiß nichts mehr davon, also vergiß es. Außerdem war ich ja zumindest mitschuldig an deiner Entgleisung. Ich war in dieser Nacht wohl nicht gerade umgänglich.«

      »So könnte man es ausdrücken«, meinte Sándor, dann suchte er den Blick seines Freundes. »Nun aber raus damit, Ivo. Was war der Grund für dein Verhalten?«

      »Ich habe Kopfschmerzen«, wich der junge Mann aus. »Laß mich noch ein bißchen schlafen.«

      Doch Sándor schüttelte den Kopf. »Du hast bereits fünfzehn Stunden geschlafen. Das ist in meinen Augen mehr als genug. Im übrigen kommen deine Kopfschmerzen nur von dem ungewohnten Alkoholgenuß, und da hilft dir der Schlaf auch nichts. Komm schon, Ivo, ich bin dein bester Freund – dachte ich wenigstens immer. Wenn du mit mir nicht sprechen kannst, mit wem dann?«

      Ivo seufzte. »Ja, du bist mein bester Freund, aber…« Resigniert winkte er ab. »Ach, was soll’s? Anne hat mich sitzenlassen, ich bin seit gestern arbeitslos, und daraufhin wurde mir natürlich auch noch die Firmenwohung gekündigt. Reicht das nicht aus, um sich zu betrinken?«

      »Voll und ganz«, stimmte Sándor zu, dann schüttelte er betroffen den Kopf. »Meine Güte, da hat’s dich ja wirklich erwischt.«

      »Die Kündigung wäre eigentlich nur halb so schlimm«, gestand Ivo niedergeschlagen. »Ich bin nicht wählerisch, was die Arbeit betrifft. Irgendwo werde ich schon wieder unterkommen, aber das mit Anne… das hat mich echt getroffen. Vor einer Woche haben wir noch über einen gemeinsamen Urlaub gesprochen, und gestern kam sie plötzlich an und sagte, sie würde mich nicht mehr lieben – einfach so… ohne Streit, ohne daß ein anderer Mann im Spiel wäre. Ich war wie vor den Kopf gestoßen.«

      Sándor senkte den Kopf. Gerade jetzt wollte er Ivo nicht sagen, daß er die Beziehung zwischen ihm und Anna schon immer mit gemischten Gefühlen betrachtet hatte. Ivo war treu wie Gold, Anne dagegen – sie war für eine dauerhafte Beziehung einfach nicht geschaffen. Irgendwie hatte Sándor mit einem so abrupten Ende gerechnet, und auch die Art, wie Anne Schluß gemacht hatte, paßte genau in das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.

      »In diesem Urlaub… da wollte ich sie fragen, ob sie meine Frau werden will«, meldete sich Ivo leise zu Wort.

      Seine traurige Stimme schnitt Sándor ins Herz und unwillkürlich fragte er sich, weshalb so anständige Burschen wie Ivo meistens an solche Biester wie Anne gerieten. Dabei wurde Sándor wieder einmal bewußt, welch ein Glück er selbst mit seiner Eva-Maria hatte.

      »Hör zu, Ivo, fürs erste ziehst du zu mir«, schlug Sándor spontan vor. »Meine Wohnung ist zwar nur klein, aber wir werden schon miteinander zurechtkommen.«

      »Und Eva-Maria wird uns etwas husten«, prophezeite Ivo.

      »Wird sie nicht«, widersprach Sándor bestimmt. »Sie mag dich, also wird sie auch nichts dagegen haben, wenn ich dir helfe. Im übrigen kann ich ja auch zu ihr gehen, wenn ich mit ihr ungestört sein will.« Freundschaftlich legte er eine Hand auf Ivos Schulter. »Mach dir darüber mal keine Gedanken. Wichtig ist vorerst nur, daß du eine sichere Bleibe hast, und als nächstes werden wir uns um einen Job für dich kümmern.«

      »Zu einem solchen Freund kann man sich eigentlich nur beglückwünschen«, murmelte Ivo gerührt.

      *

      »Warum wollen Sie meine Verlobte über Nacht in der Klinik behalten?«

      Unwillig blickte Dr. Daniel bei dieser nicht gerade höflich vorgebrachten Frage von den Krankenberichten auf, in denen er gerade gelesen hatte. Mit zornigem Gesicht stand Kai Horstmann vor ihm. Dr. Daniel fragte sich unwillkürlich, ob Kais ungezogenes Verhalten wirklich noch mit der Sorge um seine taubstumme Verlobte entschuldigt werden konnte.

      »Ich dachte, Sie wollen hier nur eine Untersuchung durchführen«, setzte Kai schroff hinzu. »Soweit ich weiß, wurde die aber bereits gemacht. Warum also halten Sie Nikola dann immer noch hier fest? Wollen Sie die Rechnung, die Sie der Krankenkasse schicken werden, in die Höhe treiben?«

      »Jetzt reicht’s aber.« Dr. Daniels Worte kamen mit Nachdruck. »Derartige Unterstellungen muß ich mir von Ihnen nicht gefallen lassen.« Er stand auf. »Ich habe Ihrer Verlobten gesagt, daß ein weiterer Klinikaufenthalt nicht nötig ist, aber sie wollte hierbleiben, bis das Ergebnis der Untersuchung vorliegt, und darüber bin ich persönlich auch sehr froh. Sobald wir hier die Ursache für Fräulein Forsters Unterleibsbeschwerden herausgefunden haben, wird eine Behandlung nötig sein, und die führe ich lieber stationär als ambulant durch.«

      »Weil das mehr Geld für Sie bringt«, ergänzte Kai bissig, dann stemmte er seine Hände in die Hüften. »Ich halte es für äußerst fragwürdig, daß Nikola freiwillig in der Klinik bleiben will. Wer reißt sich denn schon darum, das gemütliche Zuhause mit der Hektik eines Krankenhausalltags zu vertauschen?«

      »Fragen Sie

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