Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 11
Peter schüttelte den Kopf.
»Also, das kannst du net verlangen. Alexandra ist net in die Ferien gefahren, um ihre Zeit mit Reitunterricht zu verbringen.«
Die Anwältin legte ihm begütigend die Hand auf den Arm.
»Schimpf net«, sagte sie. »Ich mach’s wirklich gern’.«
»Bestimmt?«
Sie sah ihn lächelnd an und nickte.
»Ja, ich würd’s net sagen, wenn’s net so wär’.«
Sie wandte sich an Martin.
»Allerdings net jeden Tag«, schränkte sie ihr Angebot ein. »Es gibt so viele schöne Sachen, die man hier noch machen kann, und morgen möcht’ ich zum Achsteinsee und schwimmen. Wenn du Lust hast…«
Alexandra stockte und sah Peter an.
»Ich meine natürlich, wenn ihr Lust habt…, dann können wir ja zusammen fahren.«
»Au ja!« rief Martin sofort.
Sein Vater seufzte innerlich. Der Frage nach der Lust hätte es nicht bedurft. Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als den ganzen Urlaub mit Alexandra zu verbringen.
Am Nachmittag saßen sie im Garten der Pension. Die Erwachsenen unterhielten sich, während Martin das neueste Abenteuer des englischen Zauberlehrlings las. Biene lag zu seinen Füßen und schlief. Später gingen sie in das kleine Einkaufszentrum. Zum Abendessen wollten sie nicht ins Wirtshaus gehen. Statt dessen kauften sie Brot, Wurst und Käse ein, dazu etwas zu trinken. Dann spazierten sie zum Dorf hinaus und suchten sich auf einer Wiese ein Plätzchen und veranstalteten ein Picknick.
»Ist das net schön hier?« schwärmte Peter Reinicke und sah Alexandra an.
Die Anwältin nickte.
Ja, es war wunderschön und gleichzeitig so unwirklich.
Noch vor kurzer Zeit hätte sie sich nicht vorstellen können, mit einem Mann, den sie erst kennengelernt hatte, hier zu sitzen. An Adrian dachte sie nur noch sporadisch. Er schien tatsächlich allmählich aus ihren Gedanken zu verschwinden, in ihrem Herzen war er schon lange nicht mehr.
Einmal überlegte sie doch, wie er den Brief wohl aufgenommen haben mochte.
Fragte er sich, wo sie war? Ob sie doch zu ihm zurückkehrte?
Mit der so abrupt vollzogenen Trennung hatte sie ihn in eine fast unmögliche Lage gebracht. Dr. Adrian Heller war ein Mann in exponierter Stellung. Er hatte einen großen Bekanntenkreis in der Münchener Gesellschaft. Als Chefarzt war er erfolgreich und wurde schon als möglicher Nachfolger des Direktors gehandelt. Die Gästeliste für die Hochzeit bestand fast nur aus Namen von Leuten aus gehobenen Kreisen. Vor ihnen war er nun der Blamierte.
Aber das war Alexandra egal. Diese Leute hatten sie nie so interessiert, wie Adrian. Er war es, der die Kontakte gepflegt und sie auf alle möglichen Partys und Empfänge geschleppt hatte. Viel lieber war sie hier mit Peter und seinem Sohn zusammen.
»So nachdenklich?« unterbrach Peters Stimme ihre Gedanken.
Sie schaute auf. Martin hatte Biene mit einem Wurststück gefüttert. Jetzt spielten die beiden ein Stück entfernt ›Stöckchenwerfen‹.
Peter hatte Alexandra schon eine ganze Weile beobachtet.
Worüber mochte sie wohl nachdenken? Vielleicht über diesen Herrn Heller? Wer war er überhaupt? Ihr Freund, ihr Verlobter?
»Nur einen Moment«, antwortete die Anwältin.
»Darf ich dir eine Frage stellen?«
»Ja, nur zu«, nickte sie.
»Gestern, im Kaffeegarten, da fragte die Bedienung nach Herrn Heller – ist … ist… das dein…?«
»Mein Freund?« vollendete sie seine Frage und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er net. Ich hab’ einmal geglaubt, daß er es wäre. Aber dann wurde ich eines Besseren belehrt.«
Peter atmete erleichtert auf.
Nicht der Freund, aber eine Beziehung hatte es gegeben.
»Möchtest du darüber reden?«
Sie erwiderte seinen Blick.
»Da gibt’s net viel zu reden«, erwiderte Alexandra. »Ich habe ihn geliebt, ja. Aber es dauerte eine Weile, bis ich dahinterkam, was für ein Schuft er ist.«
Ihre Miene wurde ernst.
»Jedenfalls will ich ihn net mehr wiedersehen!«
Den letzten Satz stieß sie mit einer Vehemenz aus, daß Peter unwillkürlich zusammenzuckte.
»Bitte, entschuldige«, bat er, »ich wollt’ net neugierig sein und alte Wunden aufreißen.«
»Schon gut«, sagte sie und lächelte ihn an. »Laß uns net mehr über ihn reden. Es lohnt net.«
Peter Reinicke schaute zu seinem Sohn hinüber, der unermüdlich ein Holzstück warf, das Biene ebenso unermüdlich immer wieder zurückbrachte.
Dann fiel sein Blick wieder auf Alexandra.
Was wäre wenn? Wenn diese wunderbare Frau den anderen wirklich ganz vergessen und sich ihm zuwenden könnte?
Er hätte endlich den Menschen gefunden, nach dem er schon so lange suchte, und Martin würde eine Mutter bekommen, die sich jetzt schon dieses Namens würdig zeigte.
Ein Wunschtraum, oder sollte er es wagen, ihr zu sagen, wie es um ihn stand?
Vielleicht ist es noch ein bissel zu früh, dachte er. Wir kennen uns ja kaum.
Und doch war es ihm, als wäre Alexandra Sommer jemand, den er schon lange in seinem Herzen mit sich trug. Die Frau, die seine Träume wahr werden lassen konnte.
Jedes mal, wenn er eine Frau kennenlernte, dann hatte er sie auch mit Petra verglichen. Nicht äußerlich, aber die Art, wie sie sich gab, ihr Wesen. Nur selten war eine darunter gewesen, die diesem Vergleich hätte standhalten können. Martin zuliebe hätte er es akzeptiert, daß sie nicht so war, wie er sie sich erträumte. Aber er wußte auch, daß es zuviel verlangt war, sich eine Frau zu erhoffen, die Petra glich.
Doch bei Alexandra war das etwas ganz anderes. Sie hatte mit seiner verstorbenen Frau überhaupt nichts gemeinsam, und doch spürte er, daß es da etwas gab, das die beiden verband.
In diesem Moment hätte er alles dafür gegeben, ihr zu sagen, was er fühlte und dachte. Aber Peter war auch Realist. Es war ganz einfach zu früh, und er mußte Geduld haben.
*
Am nächsten Morgen ging es gleich nach dem Frühstück an den See. Martin freute sich auf das Schwimmen genauso unbändig, wie auf das Reiten, vor allem natürlich, weil Alexandra dabei war.
Ria