Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 192
»Ja, ich habe ihn gelesen«, sagte er. »Franz Bachmann hat seine Schwester um ihr Erbe betrogen.«
Mit wenigen Worten berichtete er, was in dem Brief stand.
»So etwas hab’ ich mir schon gedacht«, nickte Sebastian Trenker. »Was mich beruhigt ist, daß Ihr Onkel sein Handeln offenbar bitter bereute, und wenn es auch eine späte Genugtuung ist, aber immerhin kommt der Hof jetzt in die Hände seines rechtmäßigen Besitzers.«
Er sah Felix Thorwald fragend an.
»Das heißt – wenn S’ ihn haben wollen.«
Der junge Mann zuckte die Schultern.
»Sehen wir ihn uns doch erst einmal an«, meinte er.
Sie fuhren in dem Wagen, den Felix in München gemietet hatte. Unterwegs zeigte der Bergpfarrer seinem Gast die Schönheiten der Landschaft.
»Manchmal, wenn es meine Zeit zuließ, bin ich in die Rocky Mountains gefahren«, erzählte Felix. »Man kann dort wunderbar Skifahren. Aber so zum Wandern stelle ich es mir hier sehr schön vor.«
»Vielleicht können wir mal zusammen eine Tour unternehmen«, bot Sebastian an. »Ich könnt’ Ihnen wunderschöne Almen zeigen. Das gibt’s in Amerika wohl net, und schon gar net den einzigartigen Bergkäs’, den uns’re Senner auf ihren Hütten machen.«
»Zu diesem Vorschlag sage ich nicht nein«, freute sich der Hof-erbe. »Das würde mir bestimmt Spaß machen.«
Er schaute begeistert auf die Berge und Almwiesen.
»Ist es eigentlich noch weit bis zum Hof?«
»Eine Viertelstunde vielleicht noch«, antwortete Sebastian. »Ich müßt’ Ihnen da aber noch etwas sagen.«
»Nämlich?«
»Also, es gibt da zwei Leut’, die auf dem Hochberghof wohnen. Eine Magd und einen Knecht.«
»Ach ja. Ich habe mich ohnehin schon gefragt, wer sich da im Moment um alles kümmert.«
Sebastian überlegte einen Moment.
»Was ich damit sagen will – von Ihrer Entscheidung hängt natürlich auch ab, was aus Maria Hochleitner und Florian Burgthaler wird.«
*
Als sein Gast sich auf das Zimmer zurückzog, hatte Sebastian auf dem Hochberghof angerufen und Maria und Florian von der Ankunft des Erben in Kenntnis gesetzt.
»Und wann können wir den Herrn Thorwald erwarten?« fragte die Magd aufgeregt.
Seit Wochen wartete sie auf diese Nachricht, doch als sie jetzt hörte, daß der Besuch schon heute stattfinden sollte, da klopfte Marias Herz vor Aufregung schneller. Unruhig lief sie durch das Haus und schaute, ob alles seine Ordnung hatte. Schnell noch die Diele gewischt und im Wohnzimmer abgestaubt.
Seit der Bauer verstorben war, hatte sie den Raum nicht mehr betreten. Früher hatten sie hier zusammen mit Franz Bachmann die Sonntage verbracht. Kaffee getrunken, sich unterhalten, über die Arbeiten der nächsten Woche gesprochen.
Als Maria jetzt in der Stube stand, fühlte sie Tränen in sich aufsteigen. Sie hatte den alten, knorrigen Bauern gemocht. Gewiß – manchmal konnte er auch unausstehlich sein, wenn nicht alles so geschah, wie er es wollte. Aber eigentlich war er ein guter Arbeitgeber gewesen, und Florian und sie waren immer gut mit ihm ausgekommen.
Maria setzte sich in den Sessel, in dem Franz Bachmann immer gesessen hatte. Ein wahres Ungetüm von einem Ohrensessel, aber gemütlich.
Pfarrer Trenker hatte nichts darüber gesagt, ob der neue Herr auf dem Hochberghof hier alles so lassen wollte wie es war.
Würden sie ihre Arbeit behalten können, oder spielte der Erbe in Gedanken schon mit dem Verkauf des Hofes?
Die junge, hübsche Magd ließ ihren Blick schweifen. Ja, es würde schon weh tun, wenn sie gehen müßte. Sie arbeitete gerne hier und hoffte inständig, daß sich daran nichts änderte.
Nach einer Weile raffte sie sich auf. Hochwürdens Anruf war am frühen Nachmittag gekommen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis der neue Besitzer auftauchte. Die Magd lief hinaus, als sie den Traktor auf den Hof fahren hörte. Florian Burgthaler kam vom Feld.
»Schnell«, rief Maria, »beeil dich! Der neue Bauer kann jeden Moment hier sein.«
Der Knecht nahm die Nachricht gelassen auf.
»Wenn schon«, entgegnete er. »Deswegen werd’ ich auch net schneller fertig.«
Die Magd sah ihn an. Natürlich trug Florian seine Arbeitskleidung.
»Willst’ dich net wenigstens umzieh’n?« fragte sie.
»Warum? Ich mach doch keinen Kirchgang«, gab er verwundert zurück.
»Was soll denn der Herr Thorwald von dir denken, wenn du so ’rumläufst?«
Der Knecht machte sich daran, den Pflug vom Traktor abzubauen.
»Na, hoffentlich, daß ich meine Arbeit mach’«, erwiderte er und ließ sich überhaupt nicht weiter stören.
Maria rang hilflos die Hände.
»Geh, Florian, es ist doch wirklich wichtig, daß wir einen guten Eindruck machen«, sagte sie bittend. »Schau dich doch mal um. Wenn schon net der Hof herausgeputzt ist, dann sollten wir den Herrn Thorwald wenigstens gleich mit uns’rem Anblick erschrecken.«
Der Knecht hatte die Maschine abgebaut und schob sie unter das Dach der Scheune.
»Na schön«, meinte er schließlich. »Wenn du wirklich solch großen Wert darauf legst, will ich dir den Gefallen mal tun.«
Maria lächelte.
»Danke, Florian«, freute sie sich. »Du bekommst nachher auch ein großes Stück Schinken zum Abendbrot.«
Sie warf einen Blick auf die Uhr.
Du lieber Himmel, jetzt konnte es aber wirklich jeden Augenblick soweit sein. Rasch lief sie ins Gesindehaus und zog sich um. Sie hatte gerade noch einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen und ihre Haare zurechtgezupft, als ein dunkles Auto auf den Hof fuhr.
Florian kam aus seiner Kammer, als sie ihre Tür hinter sich schloß.
»Er ist da«, sagte sie aufgeregt.
»Na, dann mal los. Er wird uns schon net fressen.«
*
Sebastian und Felix waren ausgestiegen. Der junge Mann schaute sich neugierig um.
»Ja, ich glaube, ich erkenne ein bißchen was wieder«, meinte er nach einer Weile. »Ich war ja noch sehr klein damals, als meine Eltern und ich den Hof besucht haben. Allerdings…«
Er sah zum Stall, zur Scheune, erkannte die fehlenden Schindeln auf den Dächern, die abgeblätterten Farben.