Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Jahre sind eine lange Zeit«, sagte der Geistliche. »Natürlich verändert sich da viel. Und wenn’s Geld fehlt, dann läßt man’s eben so, wie’s ist.

      Ihr Onkel hat immer darauf geachtet, daß genügend Futter für die Tiere da ist. Die waren ihm am wichtigsten.«

      Felix nickte verstehend.

      »Dabei hab’ ich immer gedacht, so ein Bauernhof produziert das Futter für seine Tiere selbst.«

      »Das wär’ der Idealfall. Aber meistens muß immer noch was dazugekauft werden. Net jedes Jahr fällt die Ernte gleich gut aus. Außerdem brauchen Milchkühe net nur Gras. Im Winter muß man immer dazufüttern.«

      Sebastian sah zum Gesindehaus hinüber, dessen Tür sich öffnete.

      »Ah, da sind ja die beiden«, sagte er und deutete auf die Magd und den Knecht, die eben herauskamen.

      Fast ein wenig schüchtern traten die beiden näher. Der gute Hirte von St. Johann übernahm es, sie miteinander bekannt zu machen.

      »Das ist also Felix Thorwald, der Neffe von Franz Bachmann. Und das hier ist Maria Hochleitner, die Magd, und Florian Burg-thaler, der Hofknecht.«

      Sie reichten sich die Hände, und Maria fühlte, wie ihre Knie weich wurden.

      Schon vor der Tür hatte sie den Atem angehalten, als sie den neuen Besitzer des Hofes sah. Einfach zu sagen, Felix Thorwald sei ein fesches Mannsbild, wäre untertrieben. Hochgewachsen, mit einem Lächeln in dem markanten Gesicht, stand er vor ihr. Eine Reihe schneeweißer Zähne blitzte, als er ihr die Hand gab. Das Herz der Magd trommelte einen wilden Rhythmus, als sie sich in die Augen sahen.

      »Hallo, wie geht es Ihnen?« erkundigte sich Felix.

      »Na ja, es gibt halt viel zu tun. Wird Zeit, daß wieder ein Bauer auf dem Hof ist«, antwortete Florian, noch bevor Maria den Mund aufmachen konnte.

      Ärgerlich gab sie ihm einen Stoß gegen die Schulter.

      »Red doch net so daher«, sagte sie kopfschüttelnd.

      »Oh, ich denke, daß Herr Burgthaler nicht so unrecht hat mit dem, was er sagt«, meinte Felix zu ihrer Überraschung. »Ich kann mir schon vorstellen, daß es noch mehr Arbeit ist, wenn zwei Hände fehlen. Aber warum haben Sie nicht noch jemanden eingestellt?«

      Maria machte große Augen.

      Einen weiteren Knecht einstellen? Darauf wäre sie im Leben nicht gekommen. Erst einmal war sie nur die Magd hier und nicht die Bäuerin. Zweitens war überhaupt kein Geld dazu da, noch eine Arbeitskraft zu bezahlen.

      »Ich denk’, das ist in erster Linie ein finanzielles Problem«, erklärte Sebastian Trenker denn auch gleich.

      Kurz nach der Beisetzung Franz Bachmanns, als er und die beiden Leute vom Hochberghof sich beraten hatten, wie es weitergehen sollte, da hatten sie auch kurz mit diesem Gedanken gespielt. Doch schon gleich darauf verwarfen sie ihn wieder. Als Nachlaßverwalter hatte der Bergpfarrer Einsicht in die Konten des Verstorbenen erhalten und schnell festgestellt, daß für einen zweiten Knecht gar kein Geld da war.

      »Ich denk’, wir schau’n uns erst einmal um«, schlug er vor. »Und da kann Florian uns am besten erklären, wo was ist und wie es so auf einem Bauernhof zugeht. Maria ist vielleicht so freundlich und kocht uns inzwischen einen Kaffee.«

      Die junge Magd nickte und lief ins Haus. Sie war heilfroh über diesen Vorschlag. Kam sie so doch für einen Moment aus Felix Thorwalds Blickfeld und hatte Zeit, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen.

      Immer noch schlug ihr Herz wie verrückt, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Nie in ihrem Leben war sie einem Mann wie diesem begegnet. Es war nicht nur die weltgewandte Art, die modische Kleidung, der äußere Anschein. Maria spürte, daß Felix sie in seinen Bann gezogen hatte, und wenn sie sich auch noch so sehr dagegen wehrte, so war ihr doch bewußt, daß es keinen Zweck hatte, sich dagegen zu sträuben.

      Ob sie es wahrhaben wollte oder nicht – sie hatte sich in den Erben des Hochberghofes verliebt!

      *

      »Im Moment sind die Küh’ draußen auf der Wiese«, sagte Florian Burgthaler.

      Sie hatten die Scheune besichtigt und waren weiter zum Stall gegangen. Felix war über die Ordnung und Sauberkeit überrascht, die hier drinnen herrschten.

      Ganz im Gegensatz zu draußen.

      »Frischgemolkene Milch ist sehr empfindlich gegenüber Bakterien«, erklärte der Knecht weiter. »Da muß peinliche Sauberkeit herrschen. Es wird morgens und abends gemolken.«

      »Wie viele Kühe gibt es denn?« wollte Felix wissen.

      »Auf der Wiese steh’n zwanzig«, antwortete Florian. »Und droben auf der Alm noch einmal dreißig.«

      »Fünfzig Stück!«

      Der Hoferbe war beeindruckt.

      »Und die versorgen Sie ganz alleine?«

      »Die Tiere, die auf der Alm steh’n, werden von einem Senner versorgt«, erklärte Sebastian Trenker. »Der macht aus der Milch auch Käse.«

      »Genau«, nickte Florian. »Einmal im Monat fahr’ ich hinauf und hol’ den fertigen Käse. Die Milch, die hier gemolken wird, holt ein Tankwagen der Molkereigenossenschaft und bringt sie in die Stadt.«

      »Und zehn Schweine gibt es auch«, sagte Felix, als sie später vor dem Gatter standen, hinter dem die Tiere fröhlich im Boden nach etwas Eßbarem wühlten.

      »Schon. Aber das war mehr das Hobby von Ihrem Onkel«, erzählte der Knecht. »Er hat gern Hausgeschlachtetes gegessen, und manchmal auch was davon verkauft.«

      Er deutete um sich.

      »So, ich glaub’, ich hab’ Ihnen soweit alles gezeigt. Wenn S’ jetzt auch noch die Felder sehen wollen, müßten wir’s Auto nehmen.«

      Er zeigte auf einen alten Mercedes, der neben der Scheune stand.

      »Schön schaut er net mehr aus, aber er tut’s noch«, meinte er.

      Felix lächelte unwillkürlich. Das traf wohl auf alles zu, was er hier zu sehen bekommen hatte. Alles machte einen alten, manchmal heruntergekommenen Eindruck, doch irgendwie schien es immer noch zu funktionieren.

      »Ich glaube, das mit den Feldern wird nicht nötig sein«, antwortete er. »Es genügt mir, wenn ich weiß, wie groß sie sind. Wie ich erfahren habe, gehört auch ein Bergwald dazu?«

      »Ja, aber den hat der Bauer verpachtet. Ich weiß net, wie lang’ der Pachtvertrag noch läuft.«

      »Ich denk’, das steht in den Papieren, die wir uns gleich noch ansehen werden«, erklärte Sebastian. »Lassen S’ uns doch erst einmal ins Haus geh’n.«

      Maria hatte den Tisch in der Diele gedeckt. Neben Kaffee und Tassen stand auch eine Platte mit Rührkuchen darauf. Felix blieb einen Moment auf der Schwelle stehen, bevor er eintrat. Sein Blick fiel genau auf ein Foto an der Wand neben der Treppe. Es zeigte den Halbbruder seiner Mutter – Franz Bachmann.

      In

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