Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Er schüttelte die Erinnerung ab. Onkel Franz war tot, und Tote sollte man ruhen lassen. Was auch immer er getan hatte – in seinem Brief sprach er von Reue, und Felix war bereit, ihm zu vergeben, wie es auch seine Mutter getan haben würde, wenn dieser Brief sie je erreicht hätte.

      Er lächelte die Magd an und setzte sich. Während Maria einschenkte, versuchte sie, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt sie war. Dennoch konnte sie nicht verhindern, daß ihre Hände zitterten, und die Tassen klirrten auf den Untertellern.

      »Haben S’ sich denn schon überlegt, was Sie jetzt anfangen werden?« fragte sie und war über sich und ihren Mut dazu erstaunt.

      Felix Thorwald hatte sich zurückgelehnt. Er probierte von dem Kuchen.

      »So hat ihn meine Mutter auch immer gebacken«, sagte er und schenkte Maria ein strahlendes Lächeln.

      Dann schüttelte er den Kopf.

      »Nein«, beantwortete er ihre Frage. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber ich glaube, das wäre von Amerika aus auch zuviel verlangt. Allerdings muß ich gestehen, daß mich der Anblick des Hofes nicht gerade ermutigt.«

      Die Magd war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Es ging ihr ja nicht so sehr um sie selbst, als vielmehr um Florian.

      »Es braucht natürlich seine Zeit, den Hof wieder auf Vordermann zu bringen«, mischte sich Sebastian Trenker in das Gespräch.

      Er wandte sich direkt an Felix.

      »Allerdings müßten S’ sich schon jetzt und hier entscheiden, ob Sie das Erbe antreten. Was immer Sie dann damit anfangen – und ich glaub’, darum geht’s der Maria bei ihrer Frage –, das ist dann eine andere Sach’.«

      Der junge Mann hatte schon geraume Zeit überlegt, was er tun solle. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, das Erbe auszuschlagen und nach dem Urlaub zurück nach Amerika zu fliegen. Wenn er sich das hier alles anschaute, dann wußte er, ohne ein Experte zu sein, daß es eine Menge Geld kosten würde, den Hof zu sanieren.

      Auf der anderen Seite klangen ihm immer noch die Worte seines Freundes und Arbeitskollegen Steve in den Ohren. Wenn er den Hof zu einem guten Preis verkaufen konnte, wäre das der Beginn eines neuen Lebensabschnittes als Inhaber einer eigenen Firma.

      Felix Thorwald holte tief Luft. Er war sich der Tragweite seiner Entscheidung bewußt. Es wäre unsinnig, das Erbe nicht anzunehmen, das war die eine Seite. Andererseits lud er die Verantwortung für zwei Menschen auf sich, wenn er annahm.

      Es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Drei Augenpaare sahen ihn fragend an. Er brauchte eine ganze Weile, bis er schließlich nickte.

      »Ich bin bereit, die Erbschaft anzutreten«, erklärte er endlich.

      Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der anderen breit. Doch er hob die Hand.

      »Was allerdings nicht heißt, daß ich den Hof auch behalten werde«, setzte er hinzu.

      »Das sollen S’ auch net jetzt entscheiden«, sagte Pfarrer Trenker. »Ich denk’, dazu haben S’ später noch genügend Zeit.«

      Felix sah, wie enttäuscht die Magd war, während der Knecht eher gleichgültig aussah.

      »Natürlich werde ich mich bemühen, für Sie neue Arbeitsplätze zu finden, sollte ich mich für einen Verkauf entscheiden«, beeilte er sich zu versichern.

      Maria antwortete nichts darauf. Sie erhob sich und verschwand in der Küche. Dort stellte sie sich an das Fenster und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, während sie hinausschaute.

      Achtzehn Jahre war sie gerade geworden, als sie ihre Stelle auf dem Hochberghof antrat. Seitdem waren sieben Jahre vergangen, und hier hatte sie nicht nur Arbeit gefunden, der Hof war ihr auch zur Heimat geworden. Die Aussicht, ihn jetzt verlassen zu müssen, stimmte die junge Frau traurig.

      Aber da war auch noch etwas anderes. Wie ein Blitz hatte die Liebe eingeschlagen, aber Hoffnung, daß sie sich auch erfüllen würde, gab es nicht.

      *

      »Wissen Sie eigentlich, warum mein Onkel nie geheiratet hat?« erkundigte sich Felix Thorwald auf der Rückfahrt nach St. Johann.

      »Na ja, es hat da wohl mal ein Madel gegeben, an das Franz Bachmann sein Herz verlor«, erzählte Sebastian. »Ihr Onkel hat sich net oft in meiner Kirche sehen lassen. Dafür hab’ ich ihn um so öfter besucht. Wir haben dann immer schöne Gespräche geführt, und einmal hat er mir anvertraut, daß das Madel, von dem ich eben sprach, einen anderen Burschen ihm vorgezogen hat. Seitdem wollt’ er sich net mehr binden. Wahrscheinlich hatte er Angst, nochmals enttäuscht zu werden.«

      Nach dem Kaffeetrinken waren sie in das Wohnzimmer gegangen, und der Geistliche hatte dem neuen Hofbesitzer alle erforderlichen Unterlagen gezeigt.

      Die Bankauszüge waren alles andere als erfreulich, und das, was noch an Bargeld vorhanden war, reichte gerade mal die nächsten drei Monate, um die Löhne für Maria und Florian zu zahlen und die Betriebskosten für den Hof zu decken. Von einem Überschuß für die notwendigen Reparaturen konnte keine Rede sein.

      Jetzt, im Auto, überlegte Felix, ob er nicht doch zu voreilig gewesen war. Auf dem Hof lastete eine nicht unerhebliche Hypothek, und er hatte mit seinem Erbe auch die Schulden übernommen. Wenn er wirklich die Absicht hätte, ein neues Leben als Bauer zu beginnen, dann würde er dringend die Unterstützung eines landwirtschaftlichen Unternehmensberaters brauchen, der eine betriebswirtschaftliche Analyse erstellte, und spätestens bei der Durchsicht der Bücher abgewinkt haben würde.

      Als absoluter Laie hatte Felix überhaupt keine Chance, jemals einen Gewinn zu erwirtschaften. Selbst wenn er lernfähig war und in Florian einen tüchtigen Meister haben würde, alleine konnten sie es nicht schaffen, den Hochberghof wieder auf die Beine zu bringen.

      Damit war die Sache im Grunde schon entschieden. Er würde sich nach einem Käufer umsehen und dann schleunigst in die Staaten zurückkehren.

      Im Pfarrhaus wurden sie von einem köstlichen Duft empfangen, der aus der Küche in den Flur drang. Sophie Tappert stand am Herd und kochte.

      »Das riecht ja wunderbar«, sagte Felix zu seinem Gastgeber.

      Im Eßzimmer war bereits gedeckt. Max öffnete eine Weinflasche. Sebastian machte seinen Bruder und den Gast miteinander bekannt.

      »Wir können schon anfangen«, rief die Haushälterin und trat kurz darauf, mit einem Tablett in der Hand, ins Eßzimmer.

      Darauf standen Tassen, gefüllt mit einer hellen Cremesuppe, die leicht nach Knoblauch duftete.

      »Sagen Sie nicht, das wäre Bärlauchsuppe«, lachte Felix. »Die gab’s zu Hause immer. Im Frühjahr.«

      »Gut geraten«, schmunzelte Sophie Tappert. »Eigentlich ist die Saison schon lang’ vorbei. Aber ich frier’ immer einen großen Vorrat ein.«

      Der köstlichen Suppe folgte ein gebratenes Perlhuhn, dessen Füllung aus einer Semmelmasse bestand, die sonst auch für die Herstellung von Knödeln genommen wurde. Die Rahmsauce hatte die Perle des Pfarrhaushalts mit einem guten Stück Portwein verfeinert, und der bunte Salat stammte natürlich aus dem Pfarrgarten.

      »So

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