Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Sebastian würde es recht sein. Wenn der frischgebackene Bauer sich in seine hübsche Magd verliebte, dann stand einem Erhalt des Hochberghofes wohl nichts mehr im Wege. Überwand Liebe doch alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellten.
Allerdings vermied der Bergpfarrer, in dieser Hinsicht konkrete Fragen zu stellen. Wenn er mit seiner Annahme recht hatte, dann war die Verbindung dieser beiden jungen Menschen ein zartes Pflänzchen, das erst noch wachsen und gedeihen mußte.
Aber immerhin! Sebastian glaubte, ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft blicken zu können, was den Bauernhof anging.
»Ich hatte übrigens heute Besuch«, unterbrach Felix seine Gedanken. »Von einem Herrn Ramsauer. Sagt Ihnen der Name etwas?«
Allein die Erwähnung des Namens ließ bei Pfarrer Trenker sämtliche Alarmglocken schrillen. Natürlich kannte er den mit allen Wassern gewaschenen Bauunternehmer, und wenn er an die Begegnung am Morgen im Café dachte, dann ahnte er bereits, was Josef Ramsauer von Felix Thorwald gewollt hatte.
»Ja, er hat mir tatsächlich ein Angebot gemacht«, bestätigte der junge Mann den Verdacht des guten Hirten von St. Johann. »Er möchte dort ein Hotel bauen.«
Sebastian nickte. Plötzlich verstand er auch, warum Markus Bruckner sich am Nachmittag während der Gemeinderatssitzung so sehr für eine neue Straße stark gemacht hatte. Eine Straße, die durch den Ainringer Wald führen sollte und deren Anfang in der Nähe des Hochberghofes lag.
Zufall?
Vermutlich nicht. Aber diese Suppe würde er, der Bergpfarrer, dem Bürgermeister schon versalzen. Zwar hatte dessen Fraktion die Mehrheit im Gemeinderat, aber die war hauchdünn, und es wäre nicht das erste Mal, daß es Sebastian gelungen wäre, eines der Ratsmitglieder durch vernünftige Argumente zum Abschwenken von der Fraktionsdisziplin zu bewegen.
»Haben S’ dem Herrn Ramsauer schon einen positiven Bescheid gegeben?« fragte er.
»Nein, natürlich nicht. Dazu kam das Angebot viel zu überraschend. Ich habe mir Bedenkzeit ausgebeten.«
Sebastian atmete erleichtert auf.
Jetzt setzte er seine ganze Hoffnung auf zwei Dinge.
Zum einen wollte er Felix Thorwald morgen die Schönheiten seiner Heimat zeigen, die ja auch die Heimat von dessen Mutter war.
Zum anderen setzte er auf die Liebe zwischen Felix und Maria.
»Wir sollten heut’ abend recht früh schlafen gehen«, schlug er vor. »Morgen geht’s noch vorm Sonnenaufgang los.«
»Damit bin ich einverstanden«, antwortet der junge Mann. »Heute war es ohnehin ereignisreich genug. Man wird schließlich nicht jeden Tag Bauer.«
Als er in seinem Bett im Gästezimmer des Pfarrhauses lag, starrte er an die Decke und dachte: Und genau das bin ich auch nicht, ein Bauer!
Steve fiel ihm ein, der Freund und Arbeitskollege. Ob er schon Pläne schmiedete für die gemeinsame Firma?
Zweihunderttausend Euro – damit wäre alle Sorge um die Finanzierung eines Unternehmens dahin. Mit dem Geld konnten sie sich sogar ein, zwei Angestellte leisten, und in ein paar Jahren, wenn die Firma genug Profit abwarf, würden sie sich zur Ruhe setzen und das Leben genießen.
Aber da war etwas ganz Entscheidendes, das Felix nicht bedachte.
Seine Liebe zu Maria Hochleitner.
Immer stärker spürte er, wie sehr er diese junge Frau begehrte. Ein zukünftiges Leben ohne sie mochte er sich gar nicht vorstellen.
Ob sie bereit war, im Falle eines Falles, mit ihm zu gehen? Nach Amerika in eine für sie vollkommen fremde Welt?
Felix hoffte es. Denn wenn er dem verlockenden Angebot des Bauunternehmers nicht widerstehen konnte, dann nur, wenn Maria einverstanden war, ihm zu folgen.
*
Es war noch stockdunkel, als der Wecker klingelte. Felix schob verschlafen die Decke beiseite und stand auf. Als er kurze Zeit später die Treppe herunterkam, roch es verführerisch nach Kaffee. Pfarrer Trenker stand in der Küche.
»Guten Morgen«, begrüßte er seinen Gast. »Bestimmt möchten S’ einen Kaffee trinken. Frühstücken werden wir unterwegs. Da schmeckt’s am besten.«
Der Geistliche hatte ihm am Vorabend Wanderkleidung und entsprechendes Schuhwerk herausgesucht. Jetzt trug Felix einen winddichten Anorak, derbe Hosen und Wanderstiefel.
»Was ist denn da alles drin?« fragte er, als er sich den Rucksack umschnallte.
Sebastian lachte.
»Sie werden’s net glauben«, antwortete er. »Unser Proviant.«
»Soviel?« staunte der junge Mann. »Das reicht ja für eine ganze Kompanie.«
»Das denk ich auch immer. Aber meine gute Frau Tappert hat nun mal Sorge, daß mir was passieren könnt’, wenn ich in den Bergen unterwegs bin. Wenn ich schon verunglück’, denkt sie, soll ich wenigstens net verhungern.
Aber keine Angst, bis jetzt bin ich mit allen, die mich begleitet haben, immer noch wohlbehalten zurückgekehrt. Und was die Brote angeht – Sie werden staunen, wie schnell wir die aufgegessen haben.«
»Wo soll es denn hingehen?« erkundigte sich Felix, während sie das Pfarrhaus verließen.
»Ich hab’ mir gedacht, wir nehmen uns erst einmal eine kleinere Tour vor«, antwortete Sebastian. »Auf die Kanndereralm ist’s net allzu weit, so daß auch ein wenig geübter Wanderer mithalten kann.«
Sie gingen durch das schlafende Alpendorf und erreichten nach einiger Zeit den Höllenbruch, von dem sie zur Hohen Riest aufstiegen. Allmählich ging die Sonne auf und tauchte den Himmel in glutrote Farbe. Felix hatte seinen Fotoapparat mitgenommen und machte ein paar Aufnahmen.
»Herrlich«, sagte er. »Das ist einfach nur schön.«
Der Bergpfarrer lächelte über die Begeisterung.
»Net wahr? Warten S’ nur ab, bis wir zur Alm aufsteigen. Dann zeigen sich die Berge in der Morgensonne von ihrer schönsten Seite.«
Sebastian wußte, welchen Weg er nehmen mußte, um seinem Begleiter die Bergwelt in all ihrer Pracht zu zeigen. Sie durchquerten den kleinen Bergwald und stiegen über den Pfad auf, den der Geistliche schon unzählige Male gegangen. Überall erwachte die Tierwelt, und Felix wurde nicht müde, zu fotografieren.
»Es haben sich viele Arten erhalten«, erklärte Sebastian, dem Naturschutz ein ebensolches Anliegen war wie seine Fürsorge für die ihm anvertraute Gemeinde. »Aber es sind auch einige hinzugekommen. Durch die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa sind viele Tierarten inzwischen auch hier heimisch geworden. Sogar Wölfe kann man hin und wieder sehen.«
Sie hatten einen Platz erreicht, von dem aus sie einen herrlichen Blick ins Tal hatten.
»Ich glaub’, jetzt sollten wir eine Rast einlegen«, schlug der Geistliche vor.
Felix