Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und Sebastian wunderte sich nicht darüber, recht behalten zu haben – die Brote nahmen rapide ab.

      »Ich kann verstehen, daß die Menschen hier an ihrer Heimat hängen«, sagte Felix Thorwald, während er über Berg und Tal schaute.

      »Es ist die Heimat Ihrer Mutter«, meinte Pfarrer Trenker. »Und somit auch die Ihre…«

      »Ich hab’ schon darüber nachgedacht«, nickte der junge Mann. »Man kann seine Wurzeln wohl nicht verleugnen. Jedenfalls fühle ich mich hier sehr wohl.«

      Sebastian hielt die Gelegenheit für gekommen, mit Felix über das zu sprechen, was ihm am Herzen lag.

      »Könnten S’ sich denn vorstellen, für immer zu bleiben?« fragte er. »Oder ist das Angebot des Bauunternehmers Ramsauer so lukrativ?«

      Sein Begleiter holte tief Luft.

      »Ich weiß es beim besten Willen nicht«, antwortete Felix. »Ehrlich gesagt, bin ich hin- und hergerissen. Ich frage mich, was richtig ist und was falsch. Und vor allem, was meine Mutter wohl getan hätte, wenn sie an meiner Stelle gewesen wäre. Wenn Onkel Franz diesen Brief doch an sie abgeschickt hätte, und sie die rechtmäßige Besitzerin des Hofes geworden wäre.«

      Er sah Sebastian fragend an.

      »Wäre sie mit meinem Vater hierhergezogen und Bäuerin geworden?«

      Der Geistliche zuckte die Schulter.

      »Diese Frage wird wohl für immer unbeantwortet bleiben. Allerdings ist’s jetzt an Ihnen, eine Entscheidung zu treffen – wie immer sie auch ausfallen mag.«

      Felix trank einen Schluck Kaffee und starrte dann sinnend vor sich hin. Gestern morgen noch wäre ihm diese Entscheidung leichtgefallen, aber da hatte er ja auch noch nicht gewußt, daß er Maria liebte.

      »Wissen S’, Hochwürden, es ist was geschehen, was es mir nicht gerade leicht macht, mich zu entscheiden«, sagte er. »Bevor dieses Ereignis eintraf, wäre es einfach gewesen zu sagen: Der Hof interessiert mich nicht. Den Zuschlag bekommt der erstbeste Käufer. Jetzt allerdings…«

      Sebastian beugte sich vor.

      »Das Ereignis, von dem Sie sprechen – hat’s was mit der Maria zu tun?«

      Felix riß erstaunt die Augen auf.

      »Woher wissen Sie davon?« fragte er. »Können Sie etwa hellsehen, oder steht es mir auf der Stirn geschrieben?«

      Der Bergpfarrer lachte.

      »Nein, ein Hellseher muß man net sein«, antwortete er. »Außerdem glaub’ ich net an so was. Aber das Letztere könnt’ schon hinkommen…«

      Unwillkürlich griff sich Felix Thorwald an die Stirn und stimmte in das Lachen ein.

      »Keine Sorge«, beruhigte Sebastian ihn. »Man sieht natürlich nix. Aber ich kann eins und eins zusammenzählen, und aus dem bissel, was Sie mir da gestern abend erzählt haben, na, da hab’ ich den Eindruck gewonnen, es könnt’ sich was anbahnen zwischen Ihnen und der Maria.«

      »Ja – es ist merkwürdig«, sagte der junge Mann. »Ich kenne sie kaum und weiß trotzdem, daß sie die Frau ist, nach der ich immer gesucht habe.«

      »Wär’ das net um so mehr ein Grund zu bleiben?«

      *

      »Vielleicht haben S’ recht«, gab Felix zu. »Maria hat sich sogar schon Gedanken gemacht, wie es mit dem Hof weitergehen könnte. Ihr schwebt ein Bio-Bauernhof vor, mitsamt eigener Vermarktung. In einem Hofladen.«

      »Ich muß sagen, ich find’ das eine wunderbare Idee«, sagte Sebastian begeistert. »Das wär’ doch überhaupt die Lösung. Wenn S’ so ein Konzept ausarbeiten lassen, da spielt doch jede Bank mit. Ich bin überzeugt, daß sich da jede Investition lohnt. Der Trend geht ja immer mehr in diese Richtung.«

      »Das sagt Maria auch. Ich kenne mich da allerdings nicht so aus. Bei uns in Amerika ist ökologischer Landbau nicht unbedingt ein Thema. Zwar kenne ich keine genauen Zahlen, aber ich glaube, daß Bio-Lebensmittel tief unten in den Statistiken rangieren.«

      »Sehen S’, und das ist in Deutschland ganz anders«, hakte Sebastian nach, der ahnte, daß er jetzt nicht lockerlassen durfte, wenn er Felix überzeugen wollte. »Hier haben die Menschen schon recht früh erkannt, daß es ein Verbrechen an der Natur, an den Tieren und ihnen selbst ist, wenn sie sich mit Pflanzenschutzmitteln verpestete Gemüse, hormonverseuchtes Fleisch oder Eier von Hühnern, die ihr Dasein in Legebatterien fristen, vorsetzen lassen. Man ist endlich dahintergekommen, daß wir auf dem besten Weg waren, uns selber umzubringen.

      Deshalb ist es eine hervorragende Idee, wenn Sie aus dem Hochberghof einen Bio-Betrieb machen wollen.«

      Felix Thorwald hob abwiegelnd die Hand.

      »Noch ist es nicht so weit, Hochwürden«, gab er zu bedenken. »Selbst wenn die Finanzierung gesichert wäre – Sie müssen wissen, ich bin nicht unvermögend, und mit dem, was ich besitze, bin ich durchaus kreditwürdig – dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß ich von Ackerbau und Viehzucht keine blasse Ahnung habe.

      Und was wir auch nicht vergessen sollten – wenn ich mich dafür entscheide, dann gebe ich ein herrliches Leben auf, zwar auch arbeitsreich, aber es ist eine Tätigkeit, die mir sehr viel Spaß macht. Die würde ich dann gegen eine Arbeit eintauschen, die ungleich mühevoller ist als der Job, den ich jetzt mache.«

      Diese Argumente konnte der Seelsorger sehr gut nachvollziehen. Doch Sebastian war nicht gewillt, die Flinte so leicht ins Korn zu werfen.

      »Da mögen Sie sicher recht haben«, erwiderte er. »Aber ist Ihnen auch klar, was Sie dafür bekommen? Die Frau, die Sie lieben.«

      Sie hatten ihre Sachen wieder eingepackt und die Rucksäcke umgeschnallt.

      »Und was Ihre Bedenken angeht, nix vom Bauernhandwerk zu verstehen – da gibt’s bestimmt Fachleute, die bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben. Stellen S’ einen tüchtigen jungen Landwirt ein, der keinen eigenen Hof hat und dessen Sinn in dieselbe Richtung geht, dem Naturschutz und Ökologie am Herzen liegt. Da kann gar nix schiefgehen.

      Außerdem gibt’s genug andere, die Sie unterstützen würden, da bin ich überzeugt. Einen davon lernen S’ schon bald kennen. der Senner von der Kanderer-Alm versteht sich aufs Käsemachen wie kein zweiter, und beim Thurecker-Franz gibt’s keine künstlichen Aromastoffe oder Zusätze, die den Käse fettiger erscheinen lassen. Bei dem ist’s Natur pur!«

      *

      Am späten Vormittag hatten sie die Almhütte erreicht. Sebastian erkundigte sich unterwegs mehrmals, ob Felix die Tour nicht zu anstrengend würde, doch sein Begleiter versicherte ihm, daß es ihm keine Mühe bereite, seinem Bergführer zu folgen.

      Die Kandererhütte lag in einer kleinen Senke zwischen zwei grünen Almwiesen. Auf der Terrasse saßen bereits zahlreiche Wanderer, vorwiegend Touristen aus St. Johann oder den zwei anderen Dörfern im Wachnertal, Engelsbach und Waldeck, und warteten, mehr oder weniger ungeduldig, auf die Vesper, die der Senner vorbereitet hatte.

      »Hochwürden, das ist aber eine Freud’«, begrüßte Franz den Bergpfarrer und dessen Wandergefährten.

      Sebastian

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