Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 13
»Ich dachte, sie hätte sich geändert«, bemerkte er deprimiert. »Es war mein Fehler. Wir müssen wirklich so schnell wie möglich heiraten, damit das Kind wieder ein richtiges Zuhause bekommt und die Liebe, die es braucht. Sie braucht sehr viel Liebe.«
Doch während er Yasmin küsste, dachte er, dass dort in Deutschland eine junge Frau war, die Rubinchen liebte und sich um sie sorgte, die sich ihretwegen sogar mit Lilo anlegte – und das wollte schon etwas bedeuten.
*
Wutentbrannt war Lilo zum Hotel gefahren. Sie musste Gordon Miles unbedingt sprechen. Gestern war es ihr nicht mehr gelungen. Doch diesmal traf sie ihn in der Halle, und es sah so aus, als wolle er abreisen. Er hatte bereits seinen extravaganten Ledermantel an.
»Gordon«, rief sie. Er drehte sich um und blickte mürrisch drein. Einen Schritt trat er auf sie zu. »Wozu so viel Aufheben?«, fragte er ironisch.
»Ich muss dich sprechen, Gordon. Hast du denn schon alles vergessen?«
»Gab es etwas Wichtiges, was ich nicht vergessen dürfte?«, fragte er zynisch.
»Die Reise – du hast uns doch die Reise versprochen, Gordon!«
»Ich habe gar nichts versprochen. Ich wollte einen Vertrag, der leider bis heute nicht unterzeichnet wurde. Ich wollte einem talentierten Kind den Weg zu einer glänzenden Karriere ebnen, doch leider ist dieses Kind erkrankt und befindet sich in einer Obhut, die einer Festung gleicht. Du hast augenblicklich nichts zu vermelden. Der Nachrichtendienst funktioniert hier erstklassig, liebe Lilo. Sagen wir, es wär’ so schön gewesen, es hat nicht sollen sein. Ich kann keine Zeit mehr vergeuden. Jane, bist du fertig?«
Jane kam die Treppe heruntergetänzelt, schick, hübsch, ganz die große Dame. Das war das Schlimmste für Lilo. Alle ihre Träume zerstoben in ein Nichts. Sie spürte die spöttischen Blicke, die ihr folgten, wie Nadelstiche.
Sie hatte wieder einmal den Kürzeren gezogen, wieder einmal verspielt und eine Niederlage einstecken müssen. Warum nur erging das ausgerechnet immer ihr so?
Dass sie selbst Schuld daran tragen könnte, wurde ihr nicht bewusst. Sie zog sich für diesen Tag in ihre Wohnung zurück und ließ sich nirgendwo sehen.
*
Rubinchen ging es schon wieder recht gut. War es nun die Freude, bei Nanni sein zu können und von Nannis Mutter liebevoll umsorgt zu werden, war es das Gefühl, befreit von allem Zwang zu sein, oder die Gesellschaft von Nick und Henrik, die ihr die Zeit vertreiben halfen und sie mit allerlei Scherzen zum Lachen brachten?
Nick begann von Sophienlust zu erzählen, doch anfangs hielt Rubinchen das alles für ein Märchen.
»Das gibt es wirklich«, erklärte Henrik. »Du musst es dir einmal ansehen. Ein Heim für Tiere haben wir auch. Unser Schwager ist nämlich Tierarzt.«
»Ist das wirklich wahr, Nanni?«, fragte Rubinchen, als Nanni eintrat.
»Freilich ist es wahr. Ich war schon selbst dort.«
»Fährst du mit mir auch einmal dorthin?«, fragte sie.
»Wir wollen sehen, Rubinchen. Nun lasst ihr beiden uns einmal allein. Ich muss Rubinchen etwas erzählen«, sagte Nanni zu den Schoeneckerbuben.
»Aber nachher müssen sie mir noch mehr erzählen, auch von dem Tierheim«, sagte Rubinchen.
»Was würdest du denn sagen, wenn dein Daddy dich besuchen kommt?«, lenkte Nanni sie schnell ab.
Keine jubelnde Freude, wie sie erwartet hatte, folgte.
»Mit ihr?«, fragte Rubinchen verschreckt.
»Doch nicht mit Lilo«, sagte Nanni tröstend.
»Ich meine doch die, die er heiraten will«, flüsterte das Kind. »Ich mag sie vielleicht gar nicht.«
Ein neues Problem tat sich für Nanni auf. »Würdest du dann lieber bei Tante Lilo bleiben?«, fragte sie.
Rubinchen schüttelte den Kopf.
»Dann würde ich lieber mit nach Sophienlust gehen«, sagte sie leise. »Bei dir werde ich nicht bleiben können.«
»Nein, das geht leider nicht«, erwiderte Nanni, »so gern ich es auch hätte. Aber ich habe meinen Beruf und am selben Ort mit Lilo – nein, Rubinchen, damit müssen wir uns abfinden, das ist nicht zu machen.«
»Frau von Schoenecker gefällt mir sehr gut«, meinte Rubinchen, »und wo du doch schon in Sophienlust warst, könntest du vielleicht noch dorthin gehen?«
»Das wäre vielleicht möglich, aber nun freue dich doch, dass dein Daddy kommt.«
»Ich weiß nicht, worauf ich mich noch freuen kann«, sagte Rubinchen bekümmert. »Wenn mir Yasmin nicht gefällt, kann ich mich nicht freuen, und wenn Daddy mich von dir wegnimmt, auch nicht, und wenn Tante Lilo mit den alten Sachen daherkommt, muss ich sogar weinen.«
»Was denn für alte Sachen, Rubinchen?«, fragte Nanni sanft.
»Dass Daddy sich nicht richtig um Ruth gekümmert hat, zum Beispiel. Ruth war meine Mama.«
»Ja, das weiß ich, Rubinchen. Ich habe sie gekannt.«
»Wenn du meine Mama gekannt hast, weißt du vielleicht auch, ob es stimmt, dass Daddy Lilo erst viel lieber hatte?«
»Nein, das weiß ich nicht«, erwiderte Nanni und fand wieder einen Grund, Lilo Vorwürfe zu machen. Auf welche Arten mochte sie bloß versucht haben, sich das Kind gefügig zu machen? »Ich weiß nur, dass Ruth sehr glücklich war, als sie deinen Daddy heiratete, und sie war sehr hübsch.«
»Hast du Daddy da auch schon gekannt?«, fragte Rubinchen gedankenvoll.
»Nur ganz flüchtig, vom Sehen. Wir haben kaum ein paar Worte miteinander gesprochen. Ich war damals noch sehr jung, mein Kleines.«
Damit kam sie bei Rubinchen nicht an. »Du bist auch jetzt noch sehr jung, und ich finde es wunderschön, wenn man eine junge Mutti hat. Hast du eigentlich schon einen Mann, Nanni?«
»Nein, mein Kleines.«
»Aber du hast einen Hund und Eltern, und wenn ein Mann nie da ist, braucht man eigentlich auch keinen. Herr von Schoenecker ist immer da. Er ist ein richtiger Vater.«
Anscheinend wollte sie an sich selbst einen Widerstand gegen ihren Daddy erzeugen, und Nanni ahnte, dass dies daher kam, weil er wieder heiraten wollte. Sie konnte Rubinchen verstehen. Wahrscheinlich dachte sie nach ihren Erfahrungen mit Lilo daran, dass sie vom Regen in die Traufe kommen könnte, und solche Befürchtungen waren auch nicht einfach von der Hand zu weisen.
Lassen wir alles an uns herankommen, dachte sie, und sah dem Besuch von Jan Campen mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.
*
Alexander