Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna Meare
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare страница 36
»Ich darf Sie anrufen, Christine?«
»Ja. Das können Sie gern tun.«
»Und Sie werden auch Zeit für mich haben?«
»Wir werden sehen…«
Er beugte sich blitzschnell vor und küßte sie auf den Mund. Christine hatte so etwas erwartet und zuckte nicht zurück. Eigentlich war es sehr schön…
Ein letzter Händedruck, ein letzter Blick, dann saß sie im Wagen und fuhr nach Hause. In eine leere Wohnung, ohne Daniel… aber morgen konnte sie ihn abholen, dann könnte er sich nicht weigern, wieder mitzukommen. Sie würde das Mittagessen, zu dem ihre Mutter sie eingeladen hatte, schon irgendwie überstehen. Am Nachmittag wollte sie mit Daniel ins Kino gehen, hatte ihm aber noch nichts davon gesagt, um ihn zu überraschen. Oder – weil sie Angst hatte, daß er ablehnen könnte?
*
Ins Kino war er mitgekommen, aber ansonsten verhielt er sich genauso wie in der vergangenen Woche. Christine brauchte alle Geduld, derer sie fähig war, um nicht die Nerven zu verlieren und ihn anzuschreien.
Um wenigstens ein Erfolgserlebnis herbeizuzwingen, rief sie am Montagabend bei Suse an. Ihre Freundin nahm sogar den Hörer ab.
Wahrscheinlich hatte sie einen anderen Anruf erwartet.
»Hallo, Suse, ich bin es. Kann ich mit dir sprechen?«
»Was willst du?«
Huh, das klang aber nicht gerade erfreut. Christine ärgerte sich bereits wieder, doch sie versuchte, ruhig zu bleiben.
»Ich denke, wir haben etwas zu klären. Du tust so, als hätte ich dir einen Freund ausgespannt. Aber du weißt genau, daß es so nicht ist.«
»Ist das alles?«
»Mein Gott, sei doch nicht so stur! Erzähl mir nicht, daß du mich nicht vermißt. Ich habe gerade große Probleme mit Daniel, und ich dachte, daß ich wenigstens unseren Streit in Ordnung bringen könnte…«
»Vielleicht kümmerst du dich zu wenig um deinen Sohn.«
Das hätte ihre Mutter sagen können, und von dieser hätte es Christine auch nicht überrascht oder verletzt. Aber daß ihre beste Freundin ihr so etwas vorwarf, die es ja nun wirklich besser wissen mußte, kränkte Christine tief.
»Entschuldige, es hat wohl doch keinen Sinn, mit dir zu sprechen. Wenn du dich wieder eingekriegt hast, weißt du ja, wo du mich erreichst.«
Sie legte den Hörer auf, ohne eine Antwort abzuwarten, und begann zu weinen.
Was passierte da mit ihrem Leben? Hatte sich denn alles gegen sie verschworen?
»Mama? Mama, tut dir etwas weh?«
Christine hatte gar nicht gemerkt, daß sie wohl ein wenig laut geschluchzt hatte. Jedenfalls stand Daniel in der Tür und sah sie betroffen an.
»Komm her, Daniel…, komm her, und sag mir endlich, was mit dir los ist…, bitte…«
Er zögerte, kam dann aber zumindest näher. Er setzte sich auf die Kante des Sessels und sah sie voller Unbehagen an.
»Bitte, Daniel, ich verstehe dich überhaupt nicht mehr. Wir haben doch immer Vertrauen zueinander gehabt, oder nicht? Du hast mir immer alles sagen können, was dich bedrückte. Und jetzt bist du mir so fremd, als kenne ich dich gar nicht…«
»Ich… hab nichts.«
»O doch, du hast etwas. Das sagt auch Herr Wolf. Ich war nämlich am Freitag bei ihm. Er macht sich auch Sorgen um dich. Er hat dich gern, weißt du, deshalb möchte er, daß es dir gutgeht.«
»Hmm.«
»Daniel, bitte, komm zu mir. Setz dich hier neben mich, wie sonst auch. Und sag, was dich bedrückt. Hat jemand etwas zu dir gesagt oder… dir etwas getan?«
»Du… hast mich doch gar nicht mehr lieb…«
Christine konnte kaum verstehen, was er sagte, weil er so leise sprach. Und als sie den Worten nachlauschte, konnte sie nicht glauben, was sie gehört hatte.
»Daniel! Wie kannst du so etwas sagen? Du bist das Wichtigste auf der Welt für mich!«
»Ja, früher…«
»Nein, jetzt und immer! Ich verstehe überhaupt nicht, wie du auf so einen Unsinn kommst. Erklär mir das bitte.«
»Du… hast mir nicht gesagt, daß du… heiraten willst.«
Wie bitte? Christine verschlug es die Sprache. Sie starrte Daniel so ungläubig an, daß er unsicher wurde. Ein schiefes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit, aber es sah nicht fröhlich aus, eher ängstlich und sehr… einsam.
»Mein Daniel…, ich will nicht heiraten! Ich schwöre es, davon kann keine Rede sein! Wie kommst du nur auf so einen Unsinn?«
»Aber Oma hat gesagt, daß du es ihr selbst erzählt hast. Diesen Mann…, diesen Mann mit dem Restaurant. Ist der das?«
»Ich kenne ihn doch kaum, Daniel! Ich bin noch nie mit ihm allein gewesen. Warum sollte ich ihn heiraten? Wie kommt Oma nur dazu, so etwas zu behaupten? Was hat sie denn noch gesagt?«
»Daß alles anders wird, wenn ich einen Stiefvater habe. Daß du dann nicht mehr soviel Zeit für mich hast. Daß ich dann doch lieber bei ihr sein soll, weil du ja sowieso bald ganze Tage arbeitest…«
»Und das hast du alles so geglaubt? Du hast geglaubt, daß ich solche Pläne mache, ohne mit dir zu sprechen? Daniel, das kann ich gar nicht glauben… Kennst du mich denn nicht besser?«
Wieder liefen die Tränen. Die Erleichterung, hinter sein Geheimnis gekommen zu sein, war so groß… Und langsam spürte sie eine ungeheure Wut auf ihre Mutter aufsteigen. Die würde sich wundern… Nach ihrem Gespräch mit ihr hätte sie allen Grund, auf Christine böse zu sein.
»Na ja, deshalb war ich ja so… traurig…«
»Dann ist es jetzt wieder gut? Keine Traurigkeit mehr? Ich heirate nicht, und schon gar nicht, wenn du nicht einverstanden wärest. Du bist der Erste, dem ich es erzählen würde. Das verspreche ich hoch und heilig.«
Und ein Versprechen gab sich Christine selbst. Sie würde in Zukunft sehr genau aufpassen, ob sie sich eine flapsige Bemerkung zu wem auch immer leisten könnte, ohne solche Folgen zu riskieren.
Natürlich hatte ihre Mutter ihre Bemerkung aufgegriffen und sie so hochgespielt, daß es Christine fast das Vertrauen ihres Sohnes gekostet hätte.
Dem Himmel sei dank für die Idee, Suse anzurufen. Sonst hätte sie nicht geheult, und Daniel hätte keinen Grund gehabt, zu ihr zu kommen…
Er schmiegte sich erleichtert in ihre Arme. Sie saßen noch eine ganze Weile zusammen, bis sie ihn um halb elf endlich ins Bett zurückbringen konnte. Mit einem glücklichen Lächeln