Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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keine Zeit mehr, um sich mit der schlechten Laune seines ältesten Sohnes zu beschäftigen. Er hatte Sehnsucht nach seiner Frau und drängte darauf, endlich in die Klinik zu fahren.

      »Wer weiß? Vielleicht hat er auch einfach nur schlecht geschlafen«, erklärte er und nickte Janni und Dési zu. »Das soll hin und wieder vorkommen.« Mit einem Winken verabschiedete er sich von seiner Familie, um schon bald wieder bei seiner Fee zu sein, die er schmerzlicher vermisste, als seine Kinder ahnten.

      *

      Umso größer war Dr. Nordens Entsetzen, als er das Bett seiner Frau auf der Intensivstation leer vorfand. Vor Schreck setzte sein Herzschlag einen Moment aus.

      »Wo ist meine Frau?«, fragte er die Lernschwester, die eben mit in Plastik verpackten Gerätschaften ins Zimmer kam.

      Ein Blick genügte, und Carina erkannte die Not in den Augen des Arztes.

      »Keine Angst. Frau Dr. Norden wurde vorhin auf eine normale Station verlegt«, erklärte sie schnell, um Daniel zu beruhigen.

      Abgesehen davon, dass er an der ganzen Klinik bekannt und beliebt war, war er der Schwager ihres heimlichen Schwarms, des Chefs der Kinderstation Dr. Mario Cornelius. Es schadete auf keinen Fall, sich mit seiner Familie gut zu stellen. »Heute Morgen ging es ihr so gut, dass Dr. Löwensprung diese Entscheidung treffen konnte.«

      Während Janni und Dési verhalten losjubelten – ein weiterer schwerkranker Patient wurde hinter einem Paravent intensiv versorgt – dauerte es einen Moment, bis diese frohe Nachricht in Daniels Bewusstsein ankam.

      »Gott sei Dank!«, seufzte er dann auf und machte sich gemeinsam mit den Zwillingen auf den Weg. Nur ein paar Minuten später klopfte er an ihre Tür. Fees Stimme war erstaunlich munter, als sie ihn hereinbat.

      »Dan! Dési! Janni!« Felicitas Norden saß halb aufrecht im Bett und freute sich ganz offensichtlich wie eine Schneekönigin, ihre Familie zu sehen. »Das ist ja eine schöne Überraschung!«

      »Das kann man wohl sagen«, seufzte Daniel, nachdem er sie zärtlich umarmt hatte, bedacht darauf, ihr nicht weh zu tun. »Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.« Er musterte seine Frau mit einem prüfenden Blick. Es grenzte an ein Wunder, wie schnell sie sich erholte. Wäre die Magensonde nicht gewesen, hätte ihr niemand angesehen, dass sie noch vor ein paar Tagen mit dem Tod gerungen hatte. »Du siehst ja schon wieder aus wie das blühende Leben.«

      »Der Schlauch ist ein bisschen komisch.« Janni teilte diese Meinung nicht. Mit schiefem Blick musterte er seine Mutter. »Tut das weh?«

      Lächelnd schüttelte Felicitas den Kopf.

      »Nein, aber lästig ist es schon. Ich bin froh, wenn ich dieses Ding endlich los bin.«

      »Was genau ist denn da drin?« Auch Dési interessierte sich für diese besondere Form der Ernährung.

      »Alles, was der Mensch so braucht. Nährstoffe, Mineralien, Vitamine, Fette. In genau der richtigen Zusammensetzung mit dem richtigen Kaloriengehalt«, erläuterte Fee und warf einen Blick hinauf zu dem Beutel mit der cremefarbenen Flüssigkeit, die durch den Schlauch den Weg in ihren Magen fand.

      »Eigentlich ganz praktisch«, dachte Janni laut nach. »Das wär was für meine Lehrerin. Die jammert immer, dass sie zu dick ist. Ständig muss sie überlegen, was und wie viel sie essen darf. Mit dieser Sondennahrung müsste sie gar nicht mehr nachdenken. Beutel anschließen und gut. Das wäre eine supereinfache Diät.«

      Während Daniel nur den Kopf schütteln konnte über diese kreative Idee seines Jüngsten lachte Fee belustigt auf.

      »Wahrscheinlich könntest du mit dieser Idee sogar reich werden«, stellte sie amüsiert fest.

      Unterdessen konnte Dr. Norden den Blick nicht von seiner Frau lösen. Fast fühlte er sich wie ein frisch verliebter Teenager bei seinem ersten Rendezvous. Trotz der Krusten auf den Lippen schien ihm Fee schön wie am ersten Tag ihrer Liebe. Natürlich hatte er sie immer geliebt, würde sie immer lieben. Aber die Angst um sie hatte die Schmetterlinge in seinem Bauch zu neuem Leben erweckt. Er zog sich einen Stuhl heran und sah ihr dabei zu, wie sie sich mit den Kindern unterhielt. Interessiert erkundigte sie sich nach allen Einzelheiten und lauschte gespannt den Berichten über die vergangenen Tage. Irgendwann bemerkte sie, dass ihr Mann sie unentwegt beobachtete, und wurde rot wie ein junges Mädchen.

      »Dan, wenn du mich so ansiehst, werde ich ganz verlegen«, erklärte sie, als die Zwillinge hinausgelaufen waren, um sich im Besucherzimmer mit frischem Gebäck aus der Klinikküche zu versorgen.

      »Warum soll es dir anders gehen als mir?«, raunte er ihr zu und nutzte die Gelegenheit, um sich auf die Bettkante zu setzen. Er nahm ihre Hand zwischen seine Hände und drückte einen innigen Kuss darauf. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisse«, gestand er dann leise. »Nicht auszudenken, wenn dir was passiert wäre …« Er stockte, und Fee schluckte gerührt.

      Doch es waren nicht seine Worte, die ihr den Atem raubten. Vielmehr war es der Ausdruck in seinem Gesicht, der von seiner unermesslichen Liebe sprach.

      »O Dan, es tut mir so leid, dass ich dir solchen Kummer gemacht habe.«

      Diese Aussage war wieder einmal typisch für Fee, und Daniel lachte leise.

      »Das muss dir doch nicht leid tun, mein Engel. Schließlich hast du es ja nicht mit Absicht gemacht. Oder etwa doch?«, fragte er augenzwinkernd.

      Fee konnte nicht anders. Sie legte den Kopf schief und blitzte ihn vergnügt an.

      »Weißt du, um diesen Ausdruck in deinen Augen zu sehen, ist mir eigentlich jedes Mittel recht.«

      Für diese schelmische Bemerkung hätte Daniel ihr im Normalfall einen innigen Kuss geraubt. Die Magensonde und die Krankheit hinderten ihn daran, sodass er sich wohl oder übel damit begnügen musste, Drohungen auszusprechen.

      »Na warte, wenn du erst wieder gesund bist.« Drohend wackelte er mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase hin und her. »Dann schone ich dich nicht mehr.«

      »Ich kann’s kaum erwarten«, erwiderte Felicitas weich. »Das ist übrigens auch der Grund, warum ich so fleißig übe. Heute bin ich schon ziemlich weit über den Flur gelaufen. Ich komme zwar noch relativ schnell außer Atem. Dafür wird es jeden Tag besser.«

      »Und was ist mit den Blasen im Mund?« Besorgt betrachtete Daniel die Krusten auf ihren Lippen.

      »Die verheilen, wenn auch langsamer, als ich gehofft hatte. Trotzdem werde ich morgen darum bitten, dass diese Sonde hier gezogen wird. Wenn ich die Zähne zusammen beiße und mich von Suppe und Haferbrei ernähre, wird es schon gehen.«

      Voller Bewunderung sah Daniel Norden seine Frau an.

      »Wenn ich dich nicht schon längst liebte, würde ich mich in diesem Moment unsterblich in dich verlieben«, erklärte er heiser. »Woher nimmst du nur diese Kraft?«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Fee leise lachte.

      »Das fragst ausgerechnet du, der du doch der Grund dafür bist?«

      Zum Glück kehrten in diesem Augenblick die Zwillinge lachend und schwatzend ins Zimmer zurück und lenkten das Liebespaar ab. Andernfalls hätte Daniel für nichts mehr garantieren können und seine Frau trotz ihrer Krankheit stürmisch geküsst.

      *

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