Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 27
»Marion Körber …Marion Körber«, wiederholte Daniel sinnend und ohne das geringste Anzeichen von Nervosität, wie Danny mit Genugtuung feststellte. »Ach, jetzt erinnere ich mich. Ich hab sie vor Jahren mal auf einem Ärztekongress kennengelernt. Dass sie sich noch an mich erinnert …« Er schüttelte den Kopf und griff erneut in die Tüte mit den Quarkbällchen.
»Offenbar hast du einen bleibenden Eindruck hinterlassen«, konnte sich Danny eine süffisante Bemerkung nicht verkneifen.
»Ich kann mich jedenfalls nicht an sie erinnern.«
»Aber ich mich«, mischte sich Wendy plötzlich in das Gespräch ein. Sie saß an ihrem Schreibtisch und war augenscheinlich in eine Recherche am Computer vertieft gewesen. Dabei hatte sie angestrengt darüber nachgedacht, wo sie den Namen Marion Körber schon einmal gehört hatte.
»Sie hat eine Zeit lang fast täglich hier in der Praxis angerufen und nach Ihnen verlangt«, erinnerte sie sich schlagartig an die unheimliche Anruferin.
Daniel runzelte die Stirn.
»Wirklich? Ich kann mich nicht daran erinnern, nach dem Kongress je wieder Kontakt mit ihr gehabt zu haben.«
»Kein Wunder, das Ganze ist ja auch schon mindestens fünfzehn Jahre her«, winkte Wendy ab. »Und irgendwann haben sich die Anrufe auch gegeben.«
»Warum ist sie denn heute in die Praxis gekommen?«, stellte Daniel Norden die einzige Frage, die in diesem Zusammenhang für ihn von Bedeutung war.
»Sie hat einen Knoten in der Brust.«
Daniel leerte die Tasse in einem letzten großen Zug und stellte sie auf dem Tresen ab. Eine besorgte Falte stand auf seiner Stirn. Auch wenn er sich nicht an diese Frau erinnern konnte, beunruhigte ihn diese Tatsache, wünschte er doch niemandem eine so gravierende Krankheit.
»Eine Zyste?«, hakte er bei seinem Sohn nach. »Oder handelt es sich um solides Gewebe?«
»Wenn du Zeit hast, kannst du ja gleich einen Blick auf die Ultraschallaufnahmen werfen. Meiner Meinung nach sieht es aber nicht gut aus. Ich glaube, ich muss sie in die Klinik schicken.« Danny seufzte bekümmert. »Wenn es so ist … würdest du ihr das dann sagen?«, wollte er seinem Vater Gelegenheit geben, Kontakt mit der ehemaligen Bekannten aufzunehmen.
Doch davon wollte Daniel Norden nichts wissen.
»Wieso ich? Sie ist deine Patientin«, sprach er seinem Sohn sein Vertrauen aus.
»Ich dachte nur, du könntest es ihr besser beibringen. Schließlich kennt ihr euch von früher.«
»Wie oft muss ich eigentlich noch sagen, dass ich diese Frau nicht kenne?«, fragte Daniel Norden. Allmählich wurde er ein wenig ungeduldig. »Sag doch ehrlich, wenn du dich nicht traust«, sagte er seinem Sohn auf den Kopf zu.
»Natürlich traue ich mich.« Selbstbewusst warf Danny Norden den Kopf in den Nacken. »Das kann ich auch ohne Doktortitel.« Noch immer brannte die erlittene Schmach wie Feuer in seiner Seele, und sowohl Wendy und Janine als auch Daniel lächelten verständnisvoll.
»Das wissen wir doch!«, versicherte Janine innig und hielt ihm den Telefonhörer hin, damit er sein Versprechen gleich in die Tat umsetzen und Marion Körber über die notwendigen Schritte informieren konnte.
*
Am Anfang ihrer Beziehung hatten Danny und Tatjana viel Zeit in Tatjanas Studentenbude verbracht. Seit der junge Arzt aber in sein erstes eigenes Reich gezogen war, war die geschmackvoll eingerichtete Drei-Zimmer-Wohnung zum Hauptdomizil des jungen Paares geworden. Aufgeben wollte Tatjana ihr kleines Apartment trotzdem nicht, garantierte es ihr doch ein Mindestmaß an Unabhängigkeit, falls die Beziehung zu Danny schief gehen sollte oder sie einfach ihre Ruhe haben wollte. Manchmal, wie an diesem Abend, machte sie sich auch einen Spaß daraus, ihn zum Essen einzuladen und ihn zu bekochen wie am Anfang ihrer Beziehung. Umso mehr wunderte sie sich daher über den Vorschlag, den er ihr, beeinflusst von den Ereignissen dieses Tages, an diesem Abend beim Abendessen unterbreitete.
»Sag mal, was hältst du davon, wenn du das Apartment aufgibst und ganz zu mir ziehst?«, fragte er und ließ den Rotwein im Glas kreisen. Dabei hielt er den Blick gesenkt, als wagte er es nicht, Tatjana in die Augen zu sehen.
Die hatte eben kunstvoll Spaghetti im Teller aufgedreht. Nun sie ließ die Gabel sinken und sah ihn verdutzt an.
»Ich dachte, wir sind uns einig darüber, dass ich das nicht tun werde.«
»Es ist schon eine Weile her, dass wir darüber gesprochen haben. Die Zeiten ändern sich …«, gab er zu bedenken und trank einen Schluck Wein.
»Und was sollte sich zwischen uns geändert haben, das diesen Schritt nötig macht?«, erkundigte sich Tatjana misstrauisch und schob die Gabel in den Mund. Während sie kaute, ließ sie ihren Freund nicht aus den Augen. Obwohl sie ihn nicht richtig sehen konnte, ahnte sie, dass etwas im Busch war. Etwas, womit er nicht recht herausrücken wollte. »Oder ist mir irgendwas entgangen? Hast du mir womöglich einen Heiratsantrag gemacht und dich per Ehevertrag zur Zahlung einer monatlichen Apanage von 10.000 Euro im Falle einer Scheidung verpflichtet, falls das zwischen uns schief geht?«, fragte sie scherzhaft und wischte sich die vollen, mit Tomatensauce beklecksten Lippen mit der Serviette ab.
Dankbar fing Danny den Ball auf, den sie ihm mit dieser Bemerkung unbewusst zugespielt hatte.
»10.000 sind wahrscheinlich nicht drin. Aber wenn ich meinen Doktor in der Tasche habe, verdiene ich mehr. Wir könnten uns auf … sagen wir mal … ein Zehntel davon einigen«, ging er auf Tatjanas scherzhaften Tonfall ein und grinste sie an.
»Dann besteht ja keine Eile«, winkte die beruhigt ab und griff nach ihrem Weinglas. »Zuerst muss ich mal meine Ausbildung fertig machen. Und dann bist du mit deiner Promotion dran. Oder hast du schon vergessen, was wir besprochen haben?«, erinnerte sie ihn an die Vereinbarung, die sie getroffen hatten.
Um ihre Beziehung nicht zu sehr zu belasten, sollte immer einer für den anderen Zeit haben.
»Natürlich nicht«, widersprach Danny heftiger als nötig und legte das Besteck ihn den halbvollen Teller. Vor Aufregung war ihm der Appetit vergangen. Das Gespräch mit Tatjana entpuppte sich als genauso schwierig, wie er sich das vorgestellt hatte und er musste sich räuspern, bevor er weitersprechen konnte.
»Deshalb dachte ich ja, dass es eine gute Idee ist, wenn du zu mir ziehst. Dann könntest du deine Lehre fertig machen und ich gleichzeitig promovieren. Du müsstest dich nicht mehr um die Bude hier kümmern, nicht mehr aufräumen und putzen. Mal abgesehen von der Fahrerei. Wir wären jeden Abend zusammen, könnten gemeinsam lernen, uns abfragen, gegenseitig bei der Hausarbeit entla …« Weiter kam er nicht.
In diesem Augenblick stellte Tatjana das Weinglas so hart auf den Tisch, dass es klirrte.
»Ich glaub, ich hör nicht recht«, fauchte sie. Ihr schmaler Körper bebte vor unterdrücktem Zorn. »Wann hast du dir das denn ausgedacht, Daniel Norden junior?«
Im diesem Moment begriff der junge Mann, dass er dieses Gespräch völlig falsch angefangen hatte. Doch diese Erkenntnis wurde überlagert von dem Ärger, der auch in ihm zu brodeln begann.
»Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich irgendwann mal meine Zukunft planen muss?«,