Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Bitte regen Sie sich nicht auf. Hier sind Sie in Sicherheit«, versprach Danny den beiden Männern und der Frau, die eingeschüchtert im Wartezimmer zusammen gerückt waren. »Außerdem haben wir Beruhigungsmittel für ungefähr drei Wochen hier«, versuchte er, seinen Patienten die Anspannung mit einem Witz zu nehmen.
Der Versuch glückte, und die drei lachten, wenn auch verhalten.
»Ihr Vater kann stolz auf Sie sein«, lobte Katharina Herzog den jungen Arzt und lächelte warm.
Im Normalfall hätte sich Danny Norden ehrlich über dieses Kompliment gefreut. Doch im Augenblick überwogen die Sorgen, wenn er an seinen Vater dachte. Er hatte bereits mehrfach versucht, Daniel zu erreichen. Vergebens, und so blieb ihm im Moment nichts anderes übrig, als sich um die Patienten zu kümmern.
Endlich ließ der Wind nach und auch das Trommeln des Regens wurde weniger, sodass Janine es wagte, die Jalousien wieder hochzuziehen.
Durch eine Lücke in der tiefgrauen Wolkendecke fiel ein vorwitziger Sonnenstrahl auf den Boden. Doch selbst dieses hoffnungsvolle Bild konnte den Schrecken der ehemaligen Krankenschwester nicht mildern, als sie mit wenigen Blicken das ganze Ausmaß der Katastrophe erfasste. Der Orkan war vorbei gezogen und hatte eine Spur der Verwüstung hinter lassen. Überall lag Laub und Glasscherben. Äste waren abgebrochen, ganze Bäume entwurzelt und hatten Autos zertrümmert. Allerhand Müll hatte sich großflächig verteilt.
»Da draußen sieht es aus wie nach einen Bombenangriff«, berichtete Janine kopfschüttelnd.
In ihre Worte hinein klingelte das Telefon. Wendy übernahm es, das Gespräch entgegen zu nehmen. Es dauerte nur kurz.
»Das war die Klinik«, erklärte sie ihrem jungen Chef, der immer noch bei den Patienten im Wartezimmer stand. »Es sind haufenweise Notrufe eingegangen. Jede Hand wird gebraucht, und Jenny Behnisch lässt anfragen, ob du kommen kannst.«
Diese Frage konnte Danny nicht aus dem Stegreif beantworten. Er zögerte kurz, den nachdenklichen Blick auf seine Patienten gerichtet.
Wendy wusste sofort, worüber er nachdachte.
»Also, Herr Jobst braucht lediglich einen neuen Verband. Das kann Janine übernehmen und gleichzeitig die Wunde begutachten. Falls Handlungsbedarf besteht, kannst du heute Abend nach der Klinik noch einmal bei ihm vorbeifahren«, schmiedete sie sofort maßgeschneiderte Pläne. Simon Jobst nickte zustimmend, und sie wandte sich an den Herrn neben ihm. »Herr Wagner ist wegen der Ergebnisse seiner Blutuntersuchung hier. Ich habe genug Erfahrung, um ihm die Werte zu erklären und zu entscheiden, ob eine weiterführende Behandlung notwendig ist.«
»Und ich bin ja nur wegen einer Vorsorgeuntersuchung hier«, stellte Alexa Müßiggang abschließend fest und stand auf. »Ich vereinbare einfach einen neuen Termin. Das kommt mir ganz gelegen. Ich will nämlich unbedingt wissen, ob bei mir zu Hause alles in Ordnung ist.«
Erleichtert und fast dankbar sah Danny von einem zum anderen.
»Vielen Dank für Ihre Unterstützung«, lächelte er in die verständnisvollen Gesichter, ehe er das Mobiltelefon aus der Kitteltasche zog. Frau Müßiggang hatte das entscheidende Stichwort gegeben. Während sich Janine und Wendy um die Patienten kümmerten, rief er zuerst seine Freundin in der Bäckerei an.
»Alles in Ordnung«, antwortete Tatjana Bohde zu seiner Erleichterung munter wie immer. »Stell dir vor: Durch das Schaufenster der Bäckerei wurde ein niederländischer Tourist geweht. Glücklicherweise ist ihm nichts passiert. Ihm zu Ehren werde ich ein neues Gebäck mit Namen ›Fliegender Holländer‹ kreieren«, teilte sie ihrem über die Maßen erleichterten Freund mit, sodass er das Gespräch beenden und bei seiner Mutter anrufen konnte.
»Bei Mum, Lenni und Felix ist auch alles klar«, berichtete Danny seinen beiden Mitarbeiterinnen wenig später. »Das Haus ist zwar ein bisschen lädiert. Aber ansonsten geht es allen gut.« Damit ging er zur Garderobe, um sich für den Aufbruch zu rüsten.
»Sie haben Glück, dass Ihr Parkplatz heute nicht frei war«, bemerkte Janine trocken, während sie ihrem jungen Chef dabei zusah, wie er den Kittel gegen seine Jacke tauschte und nach der Arzttasche griff. »Andernfalls wäre von Ihrem Auto nicht mehr viel übrig.« Sie deutete auf die Dachziegel, die sich durch die Windschutzscheibe eines fremden Autos gebohrt hatten. Und auch sonst war der Wagen reichlich lädiert.
»Ich hoffe, dem Flugzeug meines Vaters ist es nicht ähnlich ergangen«, waren Dannys Gedanken jedoch schon weiter geeilt. »Bitte informiert mich, sobald ihr irgendwas von Dad hört.«
»Du kannst dich voll und ganz auf uns verlassen«, versprach Wendy fast feierlich.
Von draußen ertönten Feuerwehrsirenen und Martinshörner.
Der junge Arzt zögerte noch einen Augenblick. Die Sorge um seinen Vater stand ihm ins Gesicht geschrieben, und am liebsten hätte er sich selbst ans Telefon gesetzt und Nachforschungen angestellt. Doch schließlich siegte sein Pflichtbewusstsein, und er machte sich – vorsichtshalber zu Fuß – auf den Weg in die Behnisch-Klinik.
*
Ein Gebet auf den gesprungenen Lippen saß Ricarda Schmied wie erstarrt in ihrem Flugzeugsitz und wartete auf den letzten, alles verschlingenden Knall. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie erschrocken zusammen und riss die grünen Augen auf. Sie starrte direkt ins Gesicht der Flugbegleiterin.
»Entschuldigen Sie bitte!«
»Was?«, fragte Ricarda verwirrt. »Was ist denn?«
Die Stewardess lächelte sie freundlich an.
Im Glauben zu träumen, drehte Ricarda rasch den Kopf zu ihrem Banknachbarn. Doch auch Dr. Norden lächelte.
»Wir sind gelandet!« Die liebenswürdigen Worte der Flugbegleiterin hallten in Ricardas Ohren.
»Wir sind gelandet?«, wiederholte sie ungläubig. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass das Flugzeug tatsächlich auf festem Boden stand. Die anderen Passagiere begannen bereits damit, sich auf den Ausstieg vorzubereiten, öffneten die Gepäckboxen über den Sitzen, um ihre Rucksäcke und Bordcases herauszuholen und zogen ihre Jacken an. Ricarda beobachtete das geschäftige Treiben um sich herum. Trotzdem traute sie dem Frieden nicht.
»Es ruckelt ja gar nicht mehr.«
Das Lächeln auf Daniels Gesicht wurde noch tiefer.
»Nein, es ruckelt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Aber Sie waren wie paralysiert und wollten nicht auf mich hören.«
Ricarda Schmied schien immer noch nicht glauben zu können, dass wirklich alles gut war.
»Dann sterben wir also doch nicht?«, fragte sie weiter.
»Nein! Zumindest nicht hier und heute.«
»Oh, gut.« Verlegen kaute Ricarda auf ihrer Unterlippe.
»Wenn Sie jetzt bitte aussteigen würden«, bat die Flugbegleiterin freundlich, aber bestimmt.
Die Gefahr war vorüber, die Nerven hatten sich beruhigt, und es galt, das Flugzeug für den nächsten Flug vorzubereiten. Alles ging seinen gewohnten Gang.
»Ja, natürlich«,