Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 4
»Vorsicht. Nicht, dass Ihnen auf den letzten Metern noch was passiert!«, bemerkte Daniel und sorgte dafür, dass er beim Aussteigen immer in ihrer Nähe blieb.
Seite an Seite standen sie schließlich am Gepäckband und warteten auf ihre Koffer.
»Waren Sie geschäftlich in London?«, erkundigte sich Ricarda. Endlich konnte sie wieder an etwas anderes denken als an den überstandenen Schrecken.
»Ich habe einen Ärztekongress besucht«, gab Dr. Norden bereitwillig Auskunft.
»Oh, Sie sind Arzt!«, ließ eine begeisterte Feststellung nicht lange auf sich warten. »Das war auch immer mein Traum. Leider hat es dann aber nur zur Krankenschwester gereicht. Ich arbeite im Londoner Bridge Hospital.«
»Eine ausgezeichnete Adresse!« Daniel nickte anerkennend. »Wenn ich nicht irre, ist diese Klinik nicht nur für ihre medizinischen Verdienste bekannt, sondern auch für die ausgezeichnete Pflege, die den Patienten dort zuteil wird.«
»Das wissen Sie?« Wieder begannen Ricardas Wangen zu glühen. Diesmal jedoch vor Stolz und nicht aus Angst. Das Gepäckband setzte sich in Bewegung, und ihr Blick suchte nach ihrem Koffer. »Aber dieser ausgezeichnete Arbeitgeber hat auch einen Nachteil.« Nach und nach verschwand das Lächeln wieder von ihrem Gesicht. Sie musterte Daniel aus ihren grünen Katzenaugen. »Es ist nicht so leicht, etwas Vergleichbares zu finden.«
»Sie wollen wechseln?«, wunderte sich Daniel.
»Na ja, Sebastian und ich … ich meine … wie soll das weitergehen? Er ist Dachdecker und spricht kein Englisch. Deshalb bietet es sich an, dass ich zu ihm nach Deutschland komme«, erzählte Ricarda munter vor sich hin. »Dachdecker, stellen Sie sich das mal vor! Er verbringt jeden Tag in schwindeinden Höhen. Dabei war ich nie froher als jetzt, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.« Unvermittelt waren Ricardas Gedanken schon weitergeeilt in eine unbestimmte Zukunft.
Doch Daniel Norden verweilte beim zuerst angeschnittenen Thema.
»Moment mal«, hakte er interessiert nach. »Wenn ich Sie recht verstanden habe, haben Sie sich seit Jahren nicht gesehen«, wandte er zu Recht ein. Er hatte seinen Koffer entdeckt, der gemächlich auf dem Gepäckband in seine Richtung ruckelte.
»Stimmt schon«, gab Ricarda bereitwillig zu. »Aber irgendwie hab ich es im Gefühl, dass Sebastian und ich eine Schicksalsgemeinschaft sind. Sonst hätte ich den Flug heute überhaupt nicht überlebt. Denken Sie doch nur, wie nahe wir an einem Absturz waren!« Während Ricarda sprach – und das tat sie offenbar leidenschaftlich gern – stand sie keine Sekunde still. Ständig zappelte eines ihrer schlaksigen Körperteile oder gleich die ganze temperamentvolle Frau.
»Nun ja, ganz so schlimm scheint es glücklicherweise noch nicht gewesen zu sein. Zumindest schien mir der Kapitän sehr gefasst«, versuchte Daniel, die Tatsachen ins rechte Licht zu rücken.
Mit einem kräftigen Ruck hob er seinen Koffer vom Band und half gleich darauf Ricarda mit ihrem poppig bunten Gepäckstück. Während sie dem Ausgang entgegen strebten, schaltete er sein Mobiltelefon ein. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die Nachrichten zu lesen, als seine Begleitung einen leisen Schreckensschrei ausstieß und ihn am Arm packte.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, entfuhr es ihm erschrocken.
Gleich darauf erblickte auch er das ganze Ausmaß der Bescherung.
Auch hier am Flughafen hatte der Sturm gewütet und ganze Arbeit geleistet. Überall vor den Fenstern lagen Trümmerteile herum, Müll häufte sich in Gebäudeecken.
»Das war also der Orkan, von dem meine Frau am Telefon gesprochen hat«, stellte Daniel fest, nachdem er die Nachrichten auf seinem Handy abgehört hatte. »Und deshalb werde ich auch dringend in der Klinik gebraucht.«
»Ist Ihrer Familie was passiert?«, fragte Ricarda, und ihre grünen Augen wurden kreisrund vor Schreck.
Trotz ihrer Lebhaftigkeit hatte sie etwas Rührendes an sich, und unwillkürlich musste Daniel lächeln.
»Bis auf ein kaputtes Fenster zu Hause glücklicherweise nicht. In der Praxis ist offenbar das Dach kaputt, und meine Freundin und Kollegin Jenny Behnisch bittet mich um Hilfe. Sie betreibt eine renommierte Privatklinik.« Unwillkürlich musste Daniel an Ricardas Bemerkung von vorhin denken. »Dieses Krankenhaus ist zwar viel kleiner als die Londoner Bridge-Klinik, ihr aber durchaus ebenbürtig. Die Behnisch-Klinik ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für ihre ausgezeichnete Versorgung. Qualifizierte Fachkräfte wie Sie werden dort übrigens immer gesucht. Melden Sie sich, wenn ich ein gutes Wort für Sie einlegen soll.« Er nestelte eine Visitenkarte aus der Jackentasche und reichte sie der Krankenschwester.
Lächelnd revanchierte sich Ricarda mit der Karte ihres Freundes.
»Und das hier ist die Adresse von Sebastian. Er ist spezialisiert auf Dachschäden.« Sie lachte herzlich über ihren eigenen Scherz. »Bestimmt hat er in nächster Zeit viel zu tun. Aber wenn Sie sagen, dass Sie mich kennen, bekommen Sie sofort einen Termin. Versprochen!«
»Vielen Dank!« Erfreut steckte Daniel die Karte ein. Dann wurde es Zeit für den Abschied. »Dann wünsche ich dem jungen Glück alles Gute! Ich drücke Ihnen die Daumen.«
Ricarda winkte ihm und machte sich auf den Weg zum nächsten Taxi, das hinter seinem parkte. Daniel konnte beobachten, wie sie die Beifahrertür öffnete, sich zum Fahrer beugte und ihn mit einem Redeschwall übergoss.
Lächelnd wandte er sich ab und stieg in sein Taxi. Schon jetzt wusste er, dass er diesen Sebastian Hühn auf jeden Fall anrufen würde. Natürlich würde das in erster Linie deshalb geschehen, weil er die Dienste des Handwerkers in Anspruch nehmen musste. Aber wenn er dabei erfuhr, wie die Geschichte zwischen der Krankenschwester und dem Dachdecker weiterging, hatte er auch nichts dagegen.
*
»Sie wollen in diesem Zustand in die Klinik gehen?«, erkundigte sich die Haushälterin der Familie Norden unwillig und musterte ihre Chefin Felicitas unwillig. Dabei schüttelte sie den Kopf. »Kein Mensch hat was davon, wenn Sie vor Schwäche zusammenbrechen. Mal abgesehen davon, dass Sie die Patienten anstecken könnten«, versuchte sie, Fee mit vernünftigen Argumenten davon abzuhalten, das Haus zu verlassen.
Doch die Ärztin dachte gar nicht daran, Jenny Behnischs Hilferuf zu ignorieren.
»Das klingt ja so, als wäre ich halb tot«, verteidigte sie sich, während sie in eine Jacke schlüpfte. »Ich habe nur eine kleine Erkältung, mehr nicht. Falls es Sie beruhigt: Ich binde mir einen Mundschutz um und helfe nur dort, wo ich nicht unmittelbar mit Patienten in Berührung komme.« Aus Erfahrung wusste Fee, dass in solchen Notlagen jede helfende Hand gebraucht wurde. Und wenn sie nur Betten schieben oder Verbandmaterial auffüllen konnte, so war das immer noch besser, als tatenlos zu Hause herum zu sitzen.
Auf dem Weg in den Flur rief Fee nach ihrem zweitältesten Sohn.
»Felix!« Sie wartete, bis er oben am Treppenabsatz auftauchte. »Ich versuche, irgendwie in die Klinik zu kommen. Kümmerst du dich bitte inzwischen ein bisschen um Lenni und hilfst ihr beim Aufräumen?« Ihr Blick wanderte über die Scherben im Wohnzimmer. Ein großer Ast lag mitten auf dem Teppich.
»Ich brauch keinen Babysitter!«, schimpfte Lenni in ihrer Sorge um Fee ungehalten. »Mir wäre