G.F. Barner Staffel 4 – Western. G.F. Barner
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Garcia lief in Riesensätzen am Hausgiebel entlang. Er hatte seinen Kavalleriesäbel in der Rechten und den Revolver in der Linken.
Erst in diesem Moment hörte Garcia, daß im Hof eine Frau gellend losschrie, aber er rannte unbeirrbar vorwärts. Felipe, das wußte er, würde seine Aufgabe mit Leichtigkeit lösen. Der Mischling war sein bester Mann, wild, verwegen, und von einem unzähmbaren Haß auf all jene erfüllt, die die Macht ausübten.
Er hatte mit seinem Bruder etwas Land und eine Hütte am Rand der Sierra besessen. Während sie in der Sierra jagten, waren Truppen durch das Tal gezogen. Und als sie wiederkamen, hatten sie nichts als Trümmer, geschändete und erschlagene Frauen gefunden. Felipe und Pacco waren mehr Jäger als Bauern gewesen. Beide waren ausgezeichnete Schützen, und nach dem Verlust ihres Eigentums hatten sie sich mit anderen zusammengetan, um auf eigene Faust gegen alles und jeden zu kämpfen.
Garcia konnte sich auf die Brüder verlassen. Da sie weder lesen noch schreiben konnten, brauchten sie jemanden, der ihnen sagte, was sie zu tun hatten. Sie führten jeden Befehl aus.
Im nächsten Augenblick erreichte Garcia die Hausecke, und der von Hibiskus und Caldiabüschen verzierte Garten lag nun vor ihm. Garcia sah die von Kletterpflanzen überrankte Pergola, den Rundbogen des Zugangs zur Terrasse und stürmte weiter.
Er war noch etwa zehn Schritt vor dem Rundbogendurchlaß in der satten grünen und von Blüten übersäten Mauer der Pergola, als es im Hof zwei-, dreimal krachte. Das Echo der Schüsse rollte über die Hazienda hinweg und brach sich an den Mauern.
Unmittelbar hinter der Pergola ertönte ein leiser, erschrockener Schrei. Etwas klirrte auf den großen Steinquadern, Wasser plätscherte, und eine helle, erschrockene Stimme rief bestürzt: »Vater – Vater, was geht im Hof vor? Vater…«
Irgendwo klappte eine Tür. »Por dios«, meldete sich eine tiefe dunkle Stimme. »Wer hat geschossen – was soll das Geschrei? Komm ins Haus, Tochter, schnell, komm ins Haus, schließ die Tür und…«
In diesem Augenblick erreichte Garcia den Rundbogen und sprang mit einem wilden Satz auf die Steinfliesen.
Der Blick des Bravados flog sofort nach links, und er sah nun das schlanke, zierliche Mädchen zwischen zwei der Tragsäulen des Balustradendaches neben einigen Blumenschalen stehen. Das Mädchen hatte seine Schritte gehört und schrie gellend auf. Dann machte es einen verzweifelten Versuch, an den Blumenschalen vorbei durch die breite Glastür des Hintereingangs in das Innere des Hauses zu fliehen.
Garcia sprang wie ein Tiger über die Blumenschalen hinweg. Er sah den verzweifelten, entsetzten Gesichtsausdruck des Mädchens, ihre großen, verstörten, furchtsamen Augen – und dann war er schon neben ihr. Seine Rechte mit dem Säbel fuhr an ihrer Schulter vorbei. Garcia winkelte den Arm mit einem jähen Ruck an, so daß sie mit dem Rücken an seine Brust flog.
Durch die weit geöffnete Tür hatte Garcia den Blick in die große Halle des Hauses frei, auf deren halber Höhe eine Galerie umlief. Von ihr führte eine breite, geschwungene Treppe hinunter zum Marmorfußboden der weiten Halle.
In der Mitte der Halle stand eine Art runder Brunnen, in dessen Mitte eine Fächerpalme in einem behauenen, riesigen Topf ihre Fächer herabsenkte. Rechts neben jener breiten Treppe vom Obergeschoß sah Garcia Don Sebastiano de Fiorentes an seinem gewaltigen Schreibtisch stehen.
Don Sebastiano wandte Garcia halb den Rücken zu. Er hatte eine Schublade aufgerissen, und seine Hand kam in dieser Sekunde mit einem schweren, vernickelten Revolver zum Vorschein. Das dunkle Gesicht des Hazienderos, umrahmt von einem weißgrauen Bart, verzerrte sich vor Zorn, als er den Bravado seine Tochter an sich reißen sah. Der Haziendero flog herum, und sein Wutschrei dröhnte durch die Halle: »Hund, laß sie los! Dir werde ich…!«
Garcia war um den Bruchteil einer Sekunde schneller. Er hob blitzschnell die Linke und schoß. Das wilde Brüllen des Schusses dröhnte durch die Halle. Die Kugel traf Don Sebastiano in die Schulter. Der Haziendero flog gegen den Schreibtisch zurück. Einen Moment lang konnte er sich aufstemmen, seine Hand umklammerte krampfhaft die Waffe. Dann knickte er ein, seine Hände rutschten über die Schreibtischplatte, während sich sein Körper zur Seite wegdrehte. Dann kippte er nach vorn und stürzte mit einem dumpfen Aufschlag auf den Marmorboden.
Das Mädchen stieß einen furchtbaren, gellenden Schrei aus, ehe es in Garcias Armen zusammensank und schlaff an ihm herabfiel. Drei, vier von Garcias Bravados sprangen nun an Garcia vorbei.
Gleichzeitig stürmte Felipe mit zwei Männern durch den breiten Gang auf die Halle zu. Sein Gewehrlauf schleuderte einen Mann, der aus irgendeiner der Seitentüren des Ganges auftauchte, in den Raum zurück, und einer der beiden Männer schlug mit der Macheta zu.
Währenddessen peitschten am Vordereingang des Hauses einige Schüsse durch das Geschrei und Gebrüll von Männern. Dumpf und dröhnend glaubte Garcia Hufschlag zu hören. Er hatte wie immer, wenn er abwesend war, Maddalena das Kommando über die anderen Männer gegeben, und sie hatte mit ihnen hinter dem letzten Hügel der Hazienda gewartet.
Der Hufschlag wurde gleich darauf, während entsetztes, schrilles Geheul der Peonfrauen über den Hof schallte und die Schüsse nun verstummten, lauter. Zwei von Felipes Männern rannten über den Hof. Sie liefen an etwa einem halben Dutzend im Hof liegenden Peones vorbei, von denen nur zwei den Versuch, zum Haus und an die im ersten Zimmer liegenden Waffen zu kommen, überlebt hatten. Frauen schrien und wimmerten – Kinder plärrten, während sich andere Frauen und Kinder zu verkriechen suchten. Einer der beiden Bravados trat eine Frau, als sie händeringend rieben ihrem toten Mann kniete und gellend »Mörder, Mörder!« schrie.
Dann erreichten sie das schwere Tor, neben dem der Wächter reglos auf der Seite lag und mit glanzlosen Augen und einer Kugel im Kopf dem zielsicheren Schuß von Louis Charlton zum Opfer gefallen war.
Durch das auffliegende Tor jagten im nächsten Augenblick die ersten der übrigen Bravados. Ihre triumphierenden Siegesrufe vermischten sich mit dem Klagen und Stöhnen der Verwundeten, dem Heulen von Frauen und Kindern und dem erschrockenen Brüllen des Viehs in den Ställen.
»Ah, dios!« stieß Maddalena heraus, ehe sie absprang und zum Haupthaus lief. »Wir haben sie alle. Louis, komm, ich will sehen, was aus diesem hochmütigen Don Sebastiano geworden ist, der es einmal wagte, meinen Vater von dieser Hazienda zu jagen! Ah, wo ist der alte Schurke?«
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Cerringa sah zurück. Die Wagen rollten jetzt über den Hügel, während Cerringa, der mexikanische Scout, auf die Hazienda zuritt. Etwa achtzig Schritte hinter Cerringa folgte James Bowlen, bester Mann von Benson und Hedge, ein kühler, bereits ergrauter und erfahrener Wagenboß. Bowlen hatte die Verantwortung für die Wagen und die Ladung. Er war noch nie auf der Hazienda selbst gewesen, sondern hatte seine Wagen immer an den Fluß gebracht.
Jetzt sah Bowlen in der tiefstehenden Sonne über die Hazienda hinweg. An den Peonhäusern außerhalb der Mauer hockten zwei Männer, den Rücken an der Hausmauer, die Hüte wie üblich nach vorn gestülpt. Eine Frau stand an einem Waschfaß, während zwei andere dabei waren, Maiskolben von den Körnern zu befreien. Der Rauch aus zwei, drei Schornsteinen stieg fast senkrecht in die stillstehende Spätnachmittagsluft.
Etwas weiter rechts des Weges, der vom Hügel aus zum Tor der Haziendamauer führte, stand ein Heuwagen. Die Ladung war verrutscht, lag zum Teil an der Erde, und drei Männer waren dabei, das Heu wieder aufzugabeln.
Bowlen konnte durch das aufstehende