Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen страница 4

Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

Скачать книгу

schön«, meinte sie mit einladender Geste.

      Er machte es sich im Schneidersitz gemütlich. »Und Sie? Touristin?«

      Sie nickte.

      Jetzt erst fiel sein Blick auf die Kamera, die neben ihr auf der staubigen Erde lag.

      »Fotografin?«

      »Nein, Journalistin.«

      »Journalistin? Bei welcher Zeitung?«

      »Keine Zeitung. Datenagentur. Ressort Kulturelles.« Sie seufzte. »Ständig unterwegs.«

      »Dann genießen Sie bestimmt die Ruhe hier bei uns.«

      Sie gab ihm keine Antwort, sah nur wieder hoch zum Himmel.

      Sophie konnte den Blick aus den dunklen Männeraugen kaum mehr ertragen. Thomas Seeger strahlte Lebensfreude aus. Etwas Klares, Starkes, das sie auf Anhieb in seinen Bann gezogen hatte. Verrückt. Völlig verrückt.

      Bis vor ein paar Minuten hatte sie gar nichts genossen. Weder die Ruhe hier noch sonst etwas. In ihrem Leben gab´es seit Kurzem nichts mehr zum Genießen. Während des Wanderns hatte sie eine schnörkellose Bestandsaufnahme gemacht: Beruflich erfolgreich, ein inniges Verhältnis zu Vater und Schwester, ein Freundeskreis, ein paar Männer, die keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatten, leider keine Kinder. Und dann gab es da seit ein paar Tagen etwas, an das sie am liebsten gar nicht dachte, das sie jedoch Schritt für Schritt wie ein dunkler Schatten begleitete.

      Kurz bevor sie mit dem Fuß umgeknickt war, hatte sie sich schon fast in ihr Schicksal gefügt. Aber jetzt, nachdem sie in diese samtbraunen Augen dieses Mannes gesehen hatte, spürte sie zum ersten Mal wieder seit Tagen, wie sich tief in ihr etwas regte. Schade. Thomas Seeger war zum ungünstigsten Zeitpunkt in ihr Leben getreten. Zu spät.

      Und wieder verfingen sich ihre Blicke. Sie konnte gar nicht anders, als ihn noch einmal anzusehen. Er lächelte, warm und weich. Energie begann zwischen ihnen zu fließen, Schwingungen erfüllten die laue Abendluft, ein Knistern wie von Elektrizität. Ein Wunder.

      Sie räusperte sich, setzte sich aufrecht hin und zeigte auf das Handy in seinen Händen.

      »Der Arzt.«

      Er zuckte zusammen, als würde er aus einem Traum aufwachen. »Klar, entschuldige.«

      Er duzte sie, was sie amüsierte.

      »Macht nichts«, erwiderte sie lächelnd.

      Er tippte eine Nummer ein, wartete, während er sie wieder ansah, und sagte dann ins Mikrofon: »Dr. Brunner? Ich bin’s, Thomas Seeger.«

      In knappen Worten schilderte er die Situation und beschrieb den Weg.

      »Er kommt gleich«, teilte er ihr mit.

      »Danke.«

      Und dann?, fragte sie sich mit dem Anflug von Enttäuschung. Hier mit diesem Mann auf dem Waldboden zu sitzen, gefiel ihr. Eine ungewöhnliche Situation, etwas Besonderes. Wie ein Licht in dunkler Nacht.

      »Hoffentlich bekommt Dr. Brunner keinen Streit mit seiner Frau«, hörte sie Thomas in ihr Schweigen sagen.

      »Warum?«

      »Na ja, er soll sich schonen. Er war lange krank und hat erst seit ein paar Tagen seine Praxis wieder geöffnet. Aber er ist Arzt aus Leidenschaft.«

      »Was hatte er denn?«

      »Herz. Dazu die Überarbeitung. Er ist der einzige Arzt hier weit und breit. Während seiner Krankheit mussten die Leute in die Klinik fahren. Eine Stunde Fahrzeit. Das ist besonders für ältere Menschen oder Notfälle eine Zumutung.«

      So plauderten sie eine Weile, bis ein dunkler Kombi auf dem geraden langen Weg auf sie zufuhr.

      Thomas verstummte.

      »Ich glaube, der Doktor kommt«, sagte er und stand auf, enttäuscht und zugleich mit einer berauschenden Leichtigkeit in sich. Er hatte Sophie mit allen Sinnen wahrgenommen. Die sinnlichen Lippen, die blonde Locke, die ihr bei einer Drehung des Kopfes immer wieder in die Stirn fiel, sowie den Ausdruck von Trauer in den Augen. Sie hatte einige Male über seine Scherze gelacht, was er wie eine Belohnung empfunden hatte. In ihrem Smalltalk hatte sie nur wenig über sich preisgegeben –, was die Sache für ihn noch reizvoller machte. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die ihr Herz gleich ausschütteten.

      »Danke«, hörte er sie hinter sich sagen, während er dem Arzt entgegensah.

      Er drehte sich um. Noch einmal hielten ihre Blicke einander fest.

      »Wofür?«

      »Für die … Unterhaltung. Das Vergnügen.«

      »Bitte?«

      Welch eine Antwort! Es verwunderte ihn, dass sie das Prickeln zwischen ihnen so direkt ansprach. Schwang in dieser Erwiderung nicht auch ein Ton der Endgültigkeit mit? So, als würden sie nie wieder miteinander sprechen?

      Noch während ihm diese Überlegungen durch den Kopf gingen, hielt Dr. Brunner neben ihnen an.

      Der Landarzt sah die beiden jungen Leute von Weitem mitten auf dem Waldweg sitzen. Ein Schmunzeln spielte um seine Lippen.

      Die Jugend! So unbeschwert. Aber gut war’s. Und schön.

      Thomas stand auf, als er seinen Wagen entdeckte. Verwirrung stand auf seinen Zügen geschrieben.

      Wieder lächelte er in sich hinein. Kein Wunder, diese junge Dame, die dort auf dem Waldboden saß, war eine ausgesprochene Schönheit. Nur ein bisschen blass. Krankhaft blass. Aber dieser Eindruck mochte auch von der Situation herrühren, in der sie sich befand. Bestimmt hatte sie Schmerzen.

      »Ich bin Dr. Brunner«, stellte er sich der Verletzten vor.

      »Sophie Wittmer. Danke, dass Sie sich die Mühe machen …«

      Er winkte lächelnd ab. »Keine Mühe.« Dann kniete er sich neben sie. »Mal sehen, was wir denn da haben …«

      Sophie verzog bei der Untersuchung keine Miene, sagte kein Wort. Tapfer, tapfer, denn seine festen Griffe mussten ihr Schmerzen bereiten bei der starken Verstauchung, die sie sich zugezogen hatte.

      »Sie haben Glück. Nichts gebrochen, kein Bänderriss«, beruhigte er sie. »Umschläge, Salbe, ein paar Tage Ruhe, dann geht’s wieder.« Da fiel ihm ein: »Machen Sie Urlaub hier?«

      Sie nickte.

      »Wo?«

      »Unten im Tal. Hotel Schwarzwaldblick.«

      Er kannte das Hotel. »Die haben Balkone mit herrlichem Ausblick auf die Wälder. Da lässt´es sich aushalten. Ich nehme Sie jetzt mit in meine Praxis und versorge Ihren Fuß.«

      »Und mein Auto? Es steht auf dem Wanderparkplatz.«

      »Wenn es dir recht ist, würde ich es holen und dich von der Praxis ins Hotel fahren«, bot sich Thomas eilfertig an.

      Matthias

Скачать книгу