Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen
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Das Klingeln des Zimmertelefons riss sie aus ihren Gedanken heraus. Sie stand auf. Ihrem Fuß ging es schon besser, nachdem sie ihn geschont hatte.
»Ja, bitte?«, fragte sie in die Leitung.
»Herr Seeger möchte Sie sprechen«, teilte ihr der Hotelier mit. »Darf ich ihn zu Ihnen hinaufschicken?«
Sie zögerte, biss sich unschlüssig auf die Lippe. Schließlich überstimmte die Stimme ihres Herzens die des Verstandes.
»Ja, er soll hochkommen«, antwortete sie mit belegter Stimme.
*
Da stand er nun in ihrer Zimmertür, der Mann, dessen Bild sie nicht in ihrem Kopf hatte löschen können. Seine Augen verrieten Intelligenz und Warmherzigkeit. In seinem Blick lag eine Stärke, der sie sich nicht entziehen konnte. Und der fein geschwungene Mund erzählte davon, dass in diesem kernig wirkenden Mann ein weicher Kern steckte.
»Ich habe gedacht, ich schau mal rein«, begrüßte Thomas sie mit einem Lachen im Gesicht, das den Sonnenschein von draußen ins Zimmer brachte. »Falls ich ungünstig komme …« Forschend sah er sie an.
Seine sprühende Laune steckte sie an.
»Ist okay«, erwiderte sie. »Ich sitze auf dem Balkon und lasse die Seele baumeln.«
Wie leicht, wie genießerisch das klang. Wenn er wüsste …
»Wie geht’s dem Fuß?«
»Schon viel besser.« Wie sollte sie sich jetzt verhalten? Sie konnte Kaffee aus dem Restaurant bestellen, und sie würden sich unterhalten. Aber würde das gut sein?
»Das freut mich.« Thomas zwinkerte ihr zu. »Auf unseren Doc ist Verlass. Der hat noch jeden geheilt. Die meisten zumindest.«
Sie lachte kurz auf. Zu hart in ihren Ohren. An seiner Miene erkannte sie, wie ihre Reaktion ihn verunsicherte. Dann fing er sich jedoch wieder und fragte mit strahlendem Gesicht: »Hast du Lust auf eine Spritztour durch den Schwarzwald?«
»Durch den ganzen?«, scherzte sie halbherzig, weil sie sich noch vor einem eindeutigen Ja drückte.
»In die nähere Umgebung.«
Warum eigentlich nicht? Was war dabei? Er würde ihr ja sowieso nicht aus dem Kopf gehen, auch wenn sie jetzt seinen Vorschlag ablehnte.
*
Sie fuhren über die Schwarzwaldhochstraße, die herrliche Ausblicke bot. In der Ferne stellten sich die Berge hintereinander auf, immer blauer, immer lichter. In den Tälern lagen verstreut ein paar Schwarzwaldhöfe mit ihren typisch tief gezogenen Schindeldächern, und auf den Wiesen zu beiden Seiten der Straße blühten Margeriten und Lupinen.
Thomas erzählte Sophie Geschichten und Mythen, die mit der Gegend verbunden waren, erklärte ihr Denkmäler, benannte die Hügel, die sich in der Ferne erhoben, und für ein paar Stunden vergaß sie das, was sie ihm verheimlichte. Auf der Rückfahrt lag bereits bläulicher Opalrauch in den Talsenken.
»Darf ich dich zum Essen einladen?«, fragte Thomas. »Hier gibt’s eine nette Weinstube.«
Sie stand bereits viel zu sehr unter seinem Bann, als dass sie diese Einladung hätte ablehnen können.
Er parkte vor einer Schankwirtschaft. Sie lag vor Ruhweiler in den Wiesen. Das Lokal war eine gemütliche Gewölbestube, wo die Gäste unter Rundbögen saßen. Stimmengewirr erfüllte den Raum. Die beiden fanden noch zwei freie Plätze an einem kleinen Tisch in einer Nische.
Thomas bestellte Wein. Während sie auf die Kellnerin warteten, stockte ihre Unterhaltung plötzlich. Hier gab es keine Landschaft, über die es etwas zu erzählen gab. Hier gab es nur sie beide. Sie saßen sich so nah gegenüber, dass sich ihre Knie berührten. Sophie bereute schon, der Einladung zum Essen zugestimmt zu haben. Unweigerlich würden sie jetzt auf persönliche Themen zu sprechen kommen. War es so nicht immer gewesen, wenn sie mit einem Mann ausgegangen war?
Endlich kam der Wein. Sie prosteten sich zu, wobei sie tunlichst vermied, ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. Dann begann Thomas zu plaudern. Wie dankbar war sie ihm, dass er ganz unverfängliche Themen wählte!
Er erzählte ihr von seiner Ausbildung zum Uhrmacher, lustige Geschichten über seine Kunden, über seine Reisen nach Amerika und Asien, wo er geschäftliche Kontakte aufgebaut hatte. Sie hörte ihm aufmerksam zu, stellte Fragen und war froh, nichts von sich preisgeben zu müssen. Nach dem Essen sagte er: »Jetzt erzähl mal was von dir.«
Jäh zuckte sie innerlich zusammen. Seine Bitte überrumpelte sie. Sie lächelte gezwungen und wich ihm mit den Worten aus: »Du weißt doch schon einiges über mich. Ich bin Journalistin, arbeite für eine Agentur in Karlsruhe, wohne auch dort, schreibe meistens über Kultur und Kunst und bin dadurch viel auf Reisen. Hier mal zu einer Ausstellung, da mal zu einer Theaterpremiere.«
»Das sagt über einen Menschen wenig aus«, erwiderte er ungewöhnlich ernst mit eindringlichem Blick. »Ich möchte von dir zum Beispiel wissen, was du gern machst, welche Vorlieben du hast, welche Hobbys. Liebst du die Natur, magst du Tiere, lebst du lieber zurückgezogen oder brauchst den Trubel?« Er hielt inne, presste die Lippen zusammen und senkte den Blick, als würde er es bereuen, sich so weit vorgewagt zu haben.
Sie lächelte. Und wie es ihr vorkam, ein wenig träumerisch.
»Ja, ich bin gern in der Natur. Sonst würde ich meinen Urlaub nicht hier im Schwarzwald verbringen. Ich liebe es, durch die Wälder zu streifen oder auf Berge zu steigen. Eigentlich bin ich kein Stadtmensch. Es hat sich so ergeben. Durch meine Arbeit. Ich stamme aus der Eifel, wo es auch viel Wald gibt. Tja …« Sie hob die Schultern und seufzte. »Was soll ich dir noch erzählen? Ich kann meine siebenundzwanzig Jahre nicht in ein paar Minuten pressen.«
»Ich hoffe, dass wir mehr als nur ein paar Minuten haben«, erwiderte Thomas wieder mit ernstem Blick, der ihren festzuhalten versuchte.
Doch darauf ließ sie sich nicht ein. Sie griff nach dem Glas und trank einen Schluck.
»Warum machst du allein Urlaub?«
Seine Frage ließ sie aufblicken. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
»Entschuldige, war das zu persönlich?« Die Unsicherheit stand ihm auf dem Gesicht geschrieben.
Obwohl es ihm bestimmt nicht an Selbstbewusstsein mangelt, dachte sie. Er schien jedoch zu spüren, dass er sich an sie vorsichtig heranpirschen musste. Er kannte nur nicht den Grund.
»Ich bin allein«, antwortete sie und lächelte ihn an. »Was nicht heißt, dass ich einsam bin«, fügte sie hastig hinzu.
»Hast du Familie?«
»Vater und eine ältere Schwester. Sie wohnen am Rhein.«
»Gibt es einen Mann in deinem Leben oder Kinder?« Sein offener Blick verlangte eine Antwort.
»Weder noch.«
»Du hast nur deinen Vater und deine Schwester erwähnt. Was ist mit deiner Mutter?«
Sie biss sich auf die Lippe. »Sie ist vor