Dunkle Träume. Inka Loreen Minden

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Dunkle Träume - Inka Loreen Minden Wächterschwingen

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den Hintern.

      Nachdem Vincent Jenna gedankt hatte, war er bereits zur Tür hinaus. Sie seufzte. Der Mann ihrer Freundin war ein Traum. Ein attraktiver Beschützer mit dem Herzen am rechten Fleck. Sie freute sich für die beiden. »Du hast so ein Glück mit ihm«, sagte sie zu Noir.

      »Ja, das habe ich.«

      Jenna stand auf, reichte Noir ein weiteres Papiertuch und öffnete die Tür zum Nebenraum einen Spaltbreit. Vincent hatte während der Untersuchung immer wieder darauf gestarrt, als ob er gewusst hätte, dass sich einer seiner Goyles dahinter befand. Bestimmt hatten seine Instinkte ihm das verraten. Ihr Patient schlummerte bäuchlings auf einer Liege. Sein schwarzes Haar bedeckte die Hälfte seines Gesichts. Jenna war versucht, zu ihm zu gehen, um es ihm wegzustreichen und die Linien seines Kinns und der Wangenknochen nachzuzeichnen.

      Plötzlich kitzelten silberweiße Strähnen ihre Nase, als Noir über ihren Kopf lugte. »Kyr hat doch keine schlimme Krankheit, oder?«

      »Was?« Schnell zog sie die Tür zu. »Wieso bist du so neugierig?«

      »Mir sind Vincents Blicke nicht entgangen.«

      Jenna rollte übertrieben mit den Augen. »Ihr beide seid echte Schnüffler.«

      Schulterzuckend erwiderte Noir: »Kyrian hat über Kopfschmerzen geklagt und ich habe ihm empfohlen, dich aufzusuchen.«

      Von Kopfschmerzen wusste sie nichts.

      »Oh Gott, hatte er einen Gehirntumor?« Noir zog sich ihr T-Shirt über den Babybauch und war im Begriff, die Tür erneut zu öffnen, doch Jenna stellte sich davor. »Er wurde operiert, oder?«, fragte Noir. Sorge lag in ihrem Blick.

      Jenna nickte. »Ich darf dir nicht sagen, weshalb Kyrian hier ist, Schweigepflicht und so. Du verstehst?«

      »Aber …«

      Beruhigend legte sie ihrer Freundin die Hand auf den Arm. »Es geht ihm gut. Morgen ist er wieder voll einsatzfähig.« Dank ihrer Gabe, nur musste das niemand wissen.

      Auf einmal fühlte sie ein Ziehen im Kopf. Intensiv schaute Noir sie an. »Untersteh dich!« Jenna grinste. »Du weißt, dass das bei mir nicht funktioniert, außerdem sollst du nicht zaubern.« Sie hatte schon früh gelernt, ihre Gedanken abzuschirmen, beziehungsweise klappte das bei Jenna ohnehin von Haus aus.

      »Ich zaubere nicht, das passiert von ganz allein«, verteidigte sich Noir.

      Als Jenna ihre tot geglaubte Freundin letztes Jahr wiedergesehen hatte, war sie sehr verletzt gewesen, weil Noir sie nicht eingeweiht hatte. Immerhin waren sie die besten Freundinnen gewesen, bis Noir im Alter von fünfzehn Jahren spurlos verschwunden war, genau wie der Rest ihrer Familie. Hätte Jenna gewusst, dass sie vor Dämonen auf der Flucht war, hätte sie alles getan, um ihr zu helfen. Aber jetzt verstand sie Noir – es wäre zu gefährlich gewesen. Außerdem hütete sie ihr eigenes Geheimnis. Seit dem Tag vor so vielen Jahren hatte sich eine Menge verändert. Ihre Freundin hatte sich verändert. Sie hieß nicht mehr Malou LeMar sondern Noir Hadfield und hatte silberweißes langes Haar anstatt ebenso blondes wie Jenna. Das Einzige, was sich nicht verändert hatte, war Jennas langweiliges Leben.

      »Ich hab’s: Er hat sich Po-Implantate machen lassen.« Noir grinste so verschmitzt, dass Jenna lachen musste.

      Sie gab ihr einen Klaps auf die Schulter. »Du bist unmöglich!« Als ob Kyrian irgendwelche Schönheitsoperationen nötig hätte. Zumindest jetzt nicht mehr. Sein Hintern war perfekt. Alles an ihm war perfekt.

      Da Noir nicht zu einem normalen Frauenarzt gehen konnte, hatte Jenna angeboten, sie und ihr Kind zu untersuchen. In die Klinik ihres Vaters kamen fast nur Hexen, Zauberer und einige andere Geschöpfe. Hier blieben sie unter ihresgleichen und ihre Fähigkeiten unentdeckt. Ein Baby-Gargoyle auf dem Ultraschallbild war zwar auch hier etwas Ungewöhnliches, hatte jedoch niemanden schockiert.

      »Er hat sich bestimmt nur für dich unters Messer gelegt, um dir nah zu sein«, sagte Noir.

      »Wie kommst du da drauf?«, fragte Jenna möglichst beiläufig, während sie das Ultraschallgerät ausschaltete.

      »Du hättest sehen müssen, wie er reagiert hat, als er dein Bild auf meinem Schreibtisch sah. Dem sind fast die Augen rausgefallen. Und obwohl er sonst kaum ein Wort herausbringt, wollte er plötzlich alles über dich wissen.«

      »Wirklich?« Jenna war skeptisch, vielleicht wollte Noir nur kuppeln.

      »Wäre Kyr kein Typ für dich?«

      Sie zuckte mit den Schultern. Im Moment wollte sie an keine Männer denken.

      »Stört es dich, dass er ein halber Gargoyle ist?« Noirs Gesicht bekam einen weichen Ausdruck. »Man gewöhnt sich schnell daran. Dann willst du nur noch wilde, animalische Kerle. Miau.«

      Sie lachten so laut, dass Jenna Angst hatte, Kyrian zu wecken. Bevor er aufwachte, musste sie dringend noch etwas erledigen. »Er ist süß, keine Frage. Aber ich hab erst mal genug von den Männern.«

      Noir hob die Brauen.

      »Es ist wegen Ben«, sagte sie schließlich. Ihre Freundin würde ohnehin keine Ruhe geben, bis sie alles wusste.

      »Ich dachte, es ist aus zwischen euch.«

      »Von meiner Seite schon, aber er und mein Vater …« Sie seufzte. »Dad hat immer geglaubt, wir würden bald heiraten.«

      »Er weiß es also noch nicht.«

      »Ich habe Ben gebeten, ihm erst mal nichts zu sagen.«

      »Und genau darum macht Ben sich Hoffnungen.« Jetzt rollte Noir mit den Augen. »Ein Grund mehr, sich den sexy Goyle von nebenan zu schnappen und allen zu zeigen, dass du nicht mehr zu haben bist.«

      »Ich muss erst wissen, was ich wirklich will.«

      »Das wäre?«

      Jenna zögerte. Wie viel sollte sie ihrer Freundin erzählen? »Ich muss wissen, wer ich wirklich bin. Wie du weißt, redet mein Vater nie über meine Mutter, wer sie war, woher sie kam, wie sie starb … ob sie überhaupt starb.« Auch wenn er das stets behauptete. »Irgendwas verheimlicht er mir. Daher habe ich beschlossen, einen Monat Urlaub zu nehmen, um zu recherchieren.«

      »Jetzt?« Noir riss die Augen auf. »Ich bin bald im achten Monat! Was, wenn ich dich brauche?«

      »Nicht jetzt. Ich habe noch einige Operationen, die ich nicht verschieben kann. Ich fahre erst in drei Wochen.« Jenna lächelte, als Noirs Augen vor Entsetzen noch größer wurden. »Ich werde dich wissen lassen, wo ich bin. Jamie oder Nick können mich jederzeit holen.« Die beiden konnten schließlich Dämonenportale erzeugen. »Außerdem sind Dad und Ben ja auch noch da.«

      Noir stieß die Luft aus. »Du hast echt Nerven.«

      »Süße, mit deinem Baby ist alles in Ordnung.«

      »Mach das Vince mal klar. Er denkt immer noch, ich werde bei der Geburt sterben, genau wie seine Mutter. Er hat mich mit seiner Panik schon angesteckt.«

      Wer hätte gedacht, dass es etwas gab, das einer so mächtigen Hexe Angst einjagte? Jenna konnte sie allerdings verstehen. Niemals würde sie zulassen, dass ihrer Freundin oder dem Baby etwas passierte.

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