Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das sind ja schöne Aussichten«, entfuhr der jungen Lernschwester ein lahmer Scherz, und sie hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt.
Doch in seiner verliebten Stimmung bemerkte Mario nichts.
»Ich freu mich immer, meine Nichten und Neffen zu sehen. Auch wenn es ungewöhnlich ist, dass Janni mich ausgerechnet dort treffen will.«
»Vielleicht hat er Ärger mit seinen Eltern«, machte Carina einen scheinheiligen Vorschlag.
Nachdenklich wiegte Mario den Kopf.
»Schon möglich. Aber das werde ich ja spätestens heute Abend erfahren.« Ein leises Klingeln kündigte die Ankunft im zweiten Stock an, wo Mario noch etwas zu erledigen hatte, ehe er seinen Dienst auf der Kinderstation antrat. »Ich muss los. Dann noch einen schönen Tag.« Er nickte der Lernschwester freundlich zu und verließ den Fahrstuhl.
Carina indes war so verzaubert von den wenigen Worten, die der unverschämt attraktive Dr. Cornelius an sie gerichtet hatte, dass sie ihm nur wortlos nachstarren konnte, bis sich die Aufzugtüren wieder vor ihr schlossen.
»Dir auch einen schönen Tag, mein Lieber«, murmelte sie halblaut vor sich hin und lächelte teuflisch. »Und am Abend wirst du dein blaues Wunder erleben.«
*
Irritiert betrachtete Tatjana die junge Frau, die Danny um ein Haar umgefahren hätte und die bald darauf selbstbewusst die Bäckerei betrat. Ihr Sehvermögen reichte aus, um die blau gefärbten Haare zu erkennen. Auch der Nasenring und die Tätowierung, die am Hals unter ihrem schwarzen T-Shirt hervor blitzte, blieben Tatjana nicht verborgen. Das kräftig schwarze Augenmakeup und die schwarze Kleidung ließen die Haut ihrer Besucherin noch blasser erscheinen, als sie es tatsächlich war.
Für gewöhnlich war Tatjana sehr aufgeschlossen und tolerant und sie störte sich nicht an Äußerlichkeiten. Das unmögliche Benehmen der jungen Frau hatte aber Spuren bei ihr hinterlassen.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte die Bäckerin ungewöhnlich schroff.
Die junge Frau antwortete nicht sofort. Kaugummikauend sah sie sich in aller Ruhe in den frisch renovierten Räumen um.
»Mein Name ist Marla. Ich hab einen Termin bei der Chefin«, ließ sie sich schließlich herab, die Frage zu beantworten.
»Ich BIN die Chefin.« Tatjana schwante Übles. »Du bist Marla Brandt?«
»Jap.« Marlas Interesse konzentrierte sich auf Tatjana. »Sie sind die Chefin hier? Cool. Wie der ganze Laden hier. Gefällt mir.« Sie nickte anerkennend.
Doch die Begeisterung war nicht beidseitig.
»Mir auch. Und ich habe gerade beschlossen, dass ich keinen Job mehr zu vergeben habe.« Um ihre Worte zu unterstreichen, verschränkte Tatjana die Arme vor dem Körper.
»Wirklich?« Unbekümmert, wie Marla war, schien sie diese Bemerkung überhaupt nicht auf sich zu beziehen. Sie drehte sich um die eigene Achse und beschloss, sich auf einen der Barhocker zu setzen, die vor dem Schaufenster der Bäckerei neben hohen Tischen für eilige Kunden bereit standen. »Darf ich?«, Fragte sie anstandshalber, als sie schon fast saß.
Empört über so viel Dreistigkeit schnappte Tatjana nach Luft.
»Nein. Darfst du nicht. Und ich finde, wir können uns den Rest dieses unerfreulichen Gesprächs auch sparen.«
Endlich schien Marla ein Licht aufzugehen. Sie sah Tatjana eingehend an und dachte dabei nach.
»Ach, jetzt kapier ich… Sie sind sauer wegen dem Schnösel von vorhin. Das war ein Missverständnis… Vergessen wir die ganze Sache.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin genau die Frau, die Sie suchen.«
»Was macht dich da so sicher?« Mit jedem Wort konnte Tatjana es weniger glauben. Selten hatte sie ein so selbstbewusstes Mädchen gesehen. Aber war diese so demonstrativ zur Schau gestellte Selbstsicherheit auch echt? Daran hatte die Bäckerin ihre berechtigten Zweifel.
»Ich kann backen, was Sie wollen. Das ganze Programm. Sie haben meine Unterlagen doch gesehen.«
Tatjana zögerte kurz. Dann holte sie tief Luft und setzte zu einer Erklärung an.
»Das mag schon sein, Marla. Aber ich suche nicht nur eine fähige Bäckerin, sondern ein Allround-Talent, das auch mal vorn im Verkauf mithelfen und die Kunden freundlich bedienen kann. Diese Fähigkeit scheint bei dir nicht allzu stark ausgeprägt zu sein«, wagte sie eine vorsichtige Prognose.
»Ich könnte zur Probe arbeiten«, machte Marla unbeeindruckt einen Vorschlag.
Doch Tatjana hatte weder Lust noch Nerven für Experimente.
»Tut mir leid!« Sie schüttelte den Kopf und ging zur Tür. Das kleine Glöckchen klingelte hektisch, als sie sie öffnete und eine eindeutige Geste machte.
Marla zögerte. Dann rutschte sie vom Barhocker und kam der unmissverständlichen Aufforderung nach. An der Tür angekommen, blieb sie noch einmal stehen und sah Tatjana kaugummikauend an.
»Falls Sie es sich noch einmal anders überlegen… Meine Adresse haben Sie ja.« Dazu lächelte sie so freundlich, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
Doch in diesem Augenblick war Tatjana sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie vergaß sie in dem Moment, als sie Marianne bemerkte, die eben aus ihrem Wagen ausstieg und ihr fröhlich zuwinkte. Mit einem Armvoll Blumen und einem großen Korb – beides zauberte sie vom Rücksitz ihres Wagens – kam sie auf Tatjana zu. Die Tortenkünstlerin hatte ein großes Geschick im Arrangieren und Dekorieren und lebte ihr Talent nur zu gern in der frisch renovierten Bäckerei und dem kleinen Café aus. Dieses Talent wirkte sich direkt auf die Kundschaft auf, die nach der Neueröffnung in Scharen in das Geschäft strömte und gar nicht mehr gehen wollte.
»Guten Morgen, Jana. War das unsere neue Kollegin?«, erkundigte sich Marianne, als sie bei ihrer Chefin angekommen war.
»Sie wäre es gern geworden. Aber es lag nicht nur an den blauen Haaren.« Tatjana lachte und nahm Marianne die Blumen ab. »Komm erst mal rein und trink einen Kaffee mit mir. Dann erzähle ich dir alles.«
Das ließ sich Marianne nicht zwei Mal sagen und folgte ihrer Chefin ins Geschäft.
*
Dr. Daniel Norden hatte sich viel Zeit genommen für die Untersuchung seiner Haushälterin Lenni. Inzwischen war Fee in ihr Büro zurückgekehrt und versuchte seither, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Vergeblich, wie sie bald einsehen musste. Die sorgenvollen Gedanken kreisten unaufhörlich in ihrem Kopf, und Felicitas amtete erleichtert auf, als ihr Mann endlich in ihrem Büro auftauchte.
»Gott sei Dank, Dan, da bist du ja endlich!« Sie sprang vom Stuhl auf und eilte ihm entgegen.
»Hoppla, so eine stürmische Begrüßung lasse ich mir gern gefallen.« Trotz seiner Sorgen musste Daniel lachen und schloss seine Frau in die Arme.
Die Erinnerung an die Zärtlichkeiten des Morgens war noch lebendig, und er musste sie mit Gewalt vertreiben, um sich auf das Wesentliche konzentrieren