Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 36
Unwillig verdrehte Tatjana die Augen. Sie wollte nicht über Marla sprechen.
»Warum warst du eigentlich gestern bei Mario nicht auch so hartnäckig? Den hast du lieber weggeschickt, statt dir seine Entschuldigung anzuhören«, wich sie ungeduldig aus. »Dabei sind seine Manieren sicher bestechender als die von Marla.«
Auf dieses Argument hatte Marianne tatsächlich keine Antwort. Sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass sie es schon jetzt bereute, den Kinderarzt so schnöde abgefertigt zu haben, ohne ihn wenigstens anzuhören. Seitdem schwieg Mario beharrlich, und die Konditorin musste feststellen, dass sie sich mit dieser Maßnahme selbst am allermeisten bestrafte.
Trotzdem blieb sie standhaft.
»Er muss schon einen verdammt guten Grund haben, warum er sich mit dieser jungen Schwester getroffen hat. Und dann auch noch hier im Café. Wenn Mario schon weiß, dass ich Probleme mit unserem Altersunterschied habe und damit, dass viel jüngere und hübschere Frauen hinter ihm her sind, dann könnte er doch solche Sachen lassen. Was wollte er damit bezwecken? Mich demütigen?«, brach all ihr Kummer aus ihr heraus.
»Siehst du. Und genau deshalb hättest du mit ihm reden sollen.« Um Tatjanas Lippen spielte ein verschmitztes Lächeln. Sie bückte sich nach dem Sack, der neben ihr auf dem Boden stand, und häufte einen kleinen Berg Mehl vor sich auf der Arbeitsplatte auf. Es wurde Zeit, die dritte Lage Brötchen für den Tag vorzubereiten.
Inzwischen hatte Marianne die erste der vielen Torten aus der Kühlung geholt, die sie kunstfertig nach Kundenwünschen verzieren würde.
»Ach, egal! Soll er ruhig mal ein bisschen zappeln«, schimpfte sie und klatschte ärgerlich ein Stück Marzipan auf ihren Arbeitstisch. »Und jetzt sollten wir das Thema wechseln, wenn ich nicht statt Rosenranken einen Mann am Marterpfahl für die Torte basteln soll.«
Dieses Risiko wollte Tatjana lieber nicht eingehen. Während der Brötchenteig in ihren Fingern geschmeidig und weich wurde, dachte sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin darüber nach, wo sie so schnell wie möglich eine fähige Hilfe finden konnten. Sie sollte weder blaue Haare noch ein Haustier haben und auch nicht dem Irrtum verfallen sein, dass eine Brotbackmaschine einen Bäcker ausmachte. Doch je länger sie sich unterhielten, umso klarer wurde den beiden, dass es nicht einfach werden würde, Unterstützung zu bekommen.
*
Während Tatjana und Marianne Seite an Seite arbeiteten und hartnäckig mit der Lösung ihres dringlichsten Problems beschäftigt waren, begutachtete Dr. Daniel Norden in der Klinik die Operationswunde seiner Haushälterin.
»Das sieht ja ganz gut aus!«, bemerkte er zufrieden.
Lenni lag im Bett und sah ihrem Chef bei der Arbeit zu.
»Das heißt, dass ich bald wieder richtig laufen kann?«, fragte sie fast aufgeregt. »Meine Freundin Rita hat nämlich Karten für eine Ausstellung besorgt. Da will ich unbedingt hin.«
Mit dieser Frage hatte Daniel gerechnet. Trotzdem wurde sein Herz schwer, und er seufzte tief, als er sich auf die Bettkante setzte.
»Ich muss Ihnen etwas gestehen«, begann er und griff nach Lennis Hand, um sie zwischen die seinen zu nehmen.
»Hui, das klingt ja gerade so, als ob Sie mir einen Heiratsantrag machen wollen«, alberte sie arglos.
»Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, hätte ich das längst getan«, ging Dr. Norden bereitwillig auf ihren Scherz ein und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, das aber gleich wieder verschwand. »Leider ist das, was ich Ihnen zu sagen habe, nicht ganz so erfreulich wie ein Heiratsantrag. Bei Ihrer Operation gab es Komplikationen. Wir konnten den Eingriff leider nicht wie geplant zu Ende bringen.«
Unter seinen Worten war das Lächeln nach und nach von Lennis Lippen verschwunden.
»Was heißt das?« Vor Aufregung war ihre Stimme heiser.
»Sie wissen ja, dass wir Sie in ein künstliches Koma versetzen mussten. Das lag an Ihren Herzproblemen, die während des Eingriffs wieder aufgetreten sind. Deshalb konnten wir die Prothese nicht einsetzen. Aber wir haben das Gelenk so gut es ging rekonstruiert«, wollte Daniel wenigstens ein bisschen Optimismus verbreiten.
Inzwischen war Lenni so bleich geworden wir ihr Kopfkissen. Sie ahnte, was die Worte ihres Chefs zu bedeuten hatten, wollte es aber nicht wahrhaben.
»Was heißt das?« Ohne Daniel aus den Augen zu lassen, entzog sie ihm ihre Hand. »Kann ich je wieder richtig laufen, Doktor? Sagen Sie mir die Wahrheit!«
Die Sorge in ihrer Stimme schnitt Dr. Norden tief und schmerzhaft in die Seele. Aber es nützte alles nichts. Lenni hatte die Wahrheit verdient.
»Es ist noch nicht sicher, dass Sie wieder ganz hergestellt werden«, musste er gestehen. Dabei sah er ihr tapfer in die Augen. »Treppensteigen, längeres Stehen, weite Wege… Das alles könnte sehr beschwerlich werden.«
»Aber wie soll ich denn dann das Haus in Ordnung halten, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann?«, entfuhr es der Haushälterin.
Ihre Miene war verzerrt vor Verzweiflung, als Daniel langsam den Kopf schüttelte.
»Darüber sollten Sie im Augenblick nicht nachdenken«, bat er inständig. »Jetzt geht es zunächst darum, endlich Ihre Herzprobleme in den Griff zu bekommen. Alles andere wird sich später finden.«
Doch Lenni schien ihm gar nicht mehr zuzuhören. Ihr Blick wanderte hinüber und aus dem Fenster hinaus in den Garten, den die Klinikchefin Jenny Behnisch nach eigenen Vorstellungen hatte anlegen lassen. Ein echtes Paradies war entstanden, das selbst zu dieser Jahreszeit einen malerischen Anblick bot. Doch Lenni bemerkte nichts von dieser Pracht.
»Dann ist es jetzt also so weit!«, murmelte sie, und eine einsame Träne rann über ihre faltige Wange, während Dr. Norden hilflos an ihrem Bett saß.
Es kam selten vor, dass ihm Worte des Trostes fehlten. Doch diesmal wusste er nicht mehr, was er noch sagen sollte.
*
»Mario, ich hatte ja keine Ahnung, dass dich Lennis Krankheit so mitnimmt!« Erschrocken betrachtete Felicitas Norden ihren Bruder Mario, als er an diesem Morgen ihr Büro in der Klinik betrat.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte er zurück und korrigierte sich sofort, als er ihre Irritation bemerkte. »Ich meine, natürlich tut es mir sehr leid, dass es Lenni so schlecht geht. Aber ehrlich gesagt ist sie nicht der Grund für meine schlaflosen Nächte.«
Felicitas legte den Bericht zur Seite, den sie gerade gelesen hatte und stand auf. Ihr Bruder wirkte so, als ob er einen starken Kaffee und ein Gespräch brauchen konnte, und hilfsbereit, wie sie war, bot sie ihm beides an.
»Dann mal raus mit der Sprache. Was ist passiert?«, erkundigte sie sich, als sie nebeneinander auf dem Sofa Platz genommen hatten.
Schweigend rührte Mario Cornelius in seinem Kaffee.
»Natürlich geht es um eine Frau, was denn sonst?«, seufzte er endlich und trank einen Schluck.
Dabei sah er seine Schwester über den Rand der Tasse so unglücklich