Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ich kann nur hoffen, dass es nur Ärger und nicht gleich das Ende ist.«
»Wie bitte?« Fee konnte es nicht glauben. »Wann immer ich euch zusammen sehe, wirkt ihr wie ein Herz und eine Seele.« Sie hatte sich sehr darüber gefreut, dass Mario nach einigen Episoden und dem unglücklichen Flirt mit Lernschwester Carina endlich eine reife, intelligente und aparte Frau gefunden hatte, die es ernst mit ihm meinte und nicht nur auf seinen Status und sein gutes Aussehen Wert legte. »Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gehofft, dass ihr beiden eine Weile zusammen bleibt.«
Mario lachte freudlos.
»Stell dir vor, das hatte ich auch gehofft. Aber das hat Carina wieder mal gründlich vermasselt.«
»Carina? Wieso denn Carina?«, erkundigte sich Fee verständnislos.
Stockend erzählte Mario Cornelius die ganze Geschichte.
»Was? Janni hat sich als Köder hergegeben?«, fragte Felicitas, als sie hörte, was ihr Jüngster angerichtet hatte.
Beschwörend hob ihr Bruder die Hände.
»Du darfst ihm nicht böse sein«, bat er inständig. »Sicher war es nicht toll, wie das gelaufen ist. Aber haben wir in unserer Jugend nicht alle unbedachte Sachen gemacht, ohne über die Konsequenzen nachzudenken?«
Natürlich hatte er mit dieser Einschätzung recht. Trotzdem konnte sich Fee über sein Verständnis nur wundern.
»Du bist meinem Sohnemann nicht böse?«
Mario schüttelte den Kopf.
»Carina hätte ihren perfiden Plan so oder so durchgezogen. Menschen wie sie schaffen das.«
»Du kannst wirklich von Glück sagen, dass das damals nicht geklappt hat mit euch. Es ist sicher kein Spaß, so einen Menschen als Partner zu haben«, seufzte Felicitas aus tiefstem Herzen. Dabei war ihr die quirlige, bildhübsche Lernschwester immer sehr sympathisch gewesen. »Schwer zu glauben, dass wir uns alle so sehr in ihr getäuscht haben.«
Doch darüber wollte sich Mario keine Gedanken mehr machen. Er leerte seine Tasse in einem letzten, großen Zug. Als er sie auf die Untertasse zurückstellte, klirrte das Porzellan leise.
»Über Carina denke ich später nach. Was im Augenblick viel wichtiger ist, ist Marianne. Sie will nicht mit mir reden. Dummerweise verstehe ich sie auch noch. Warum musste ich mich auch zu Carina setzen, obwohl ich wusste, dass Marianne damit ein Problem hat?«, bezichtigte er sich selbst.
»Weil du dir in diesem Augenblick wahrscheinlich nichts dabei gedacht hast«, wollte Felicitas ihren Bruder beruhigen. Ihn leiden zu sehen, tat ihr in der Seele weh, und sie wollte ihm gern helfen.
»Stimmt. Aber wie soll ich das Marianne beibringen, wenn sie nicht mit mir redet?«, stellte Mario eine berechtigte Frage und stand auf.
Es wurde Zeit, sich an die Arbeit zu machen, und im Grund seines Herzens war er froh über diese Ablenkung, die er nur in seinem Beruf fand.
Auch Felicitas erhob sich von ihrem Platz auf dem Besuchersofa und begleitete Mario zur Tür.
»Wie wär’s, wenn du sie von der Arbeit abholst?«, machte sie einen hilflosen Vorschlag. »Dann wird sie schon mit dir reden.«
»Sie wird einfach an mir vorbeigehen, in ihr Auto steigen und wegfahren.«
»Dann musst du eben dafür sorgen, dass das nicht möglich ist.« Die Hand auf der Klinke, zuckte Felicitas ratlos mit den Schultern.
Mario lachte unfroh.
»Und wie stellst du dir das vor? Ich kann ja schlecht mit einem Bus aufkreuzen…« Er hatte kaum ausgesprochen, als sich seine Miene plötzlich erhellte. Danny hatte ihm von dem Linienbus erzählt, der tags zuvor die komplette Straße vor der Bäckerei versperrt hatte. »Warum eigentlich nicht?«, fragte er sich selbst und konnte auf einmal wieder lächeln.
Ehe sich Fee erkundigen konnte, was Mario mit dieser kryptischen Bemerkung meinte, verabschiedete er sich und eilte den Flur hinab. So blieb seiner Schwester nichts anderes übrig als abzuwarten, was passieren würde, und sich im Übrigen auf all die anderen Dinge zu konzentrieren, mit denen ihr buntes Leben aufwartete.
*
An diesem Morgen wartete Felix Norden ungeduldig auf die erstbeste Gelegenheit, um sich aus der Abteilung für Ergotherapie zu stehlen und seine geliebte Lenni zu besuchen. Als seine Chefin Silvie Riemerschmidt ihn damit beauftragte, Patientenakten aus der Orthopädie abzuholen, nutzte er seine Chance für einen Abstecher bei seiner Ersatzomi.
»Lennilein, wie geht‘s dir heute?«, erkundigte er sich, nachdem er einen Kuss links und rechts auf ihre blassen Wangen gehaucht hatte.
Normalerweise beschwerte sie sich immer über das Kitzeln und lachte so lustig dabei, dass die Falten um ihre Augen tanzten. Doch an diesem Tag beachtete sie den zweitältesten Sohn der Familie Norden kaum. Ihr starrer Blick hing an der weißen Wand gegenüber.
»Wie würde es dir denn gehen, wenn du wüsstest, dass du nie mehr richtig laufen geschweige denn arbeiten kannst?«, fragte sie mit Grabesstimme.
»Also, das mit der Arbeit ließe sich verkraften«, witzelte Felix und musste dabei unwillkürlich an seine übellaunige Chefin denken. »Außerdem finde ich, dass du schon genug gearbeitet hast in deinem Leben.« Er hatte nicht viel Zeit. Deshalb verzichtete er auf einen Stuhl und setzte sich kurzerhand zu Lenni auf die Bettkante. »Es gibt auch noch andere Dinge im Leben, die Spaß machen«, versuchte er, sie zu trösten.
Doch davon wollte die Haushälterin nichts wissen.
»Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, könnt ihr mich nicht mehr brauchen. Das ist wie mit einem kaputten Staubsauger. Der steht auch nur im Weg rum.«
Unwillig verdrehte Felix die Augen gen Himmel. So eine Aussage war typisch für seine sture Ersatzomi.
»Du willst dich doch wohl nicht mit einem Staubsauger vergleichen?«, tadelte er sie mit gestrenger Miene.
»Nein, mit einem kaputten«, wiederholte sie trotzig. »Die rangiert man auch aus.«
»Tut man nicht«, widersprach Felix energisch. »Man repariert sie. Genauso, wie dein Knie wieder repariert wird. Dann kannst du vielleicht nicht mehr so viel arbeiten. Aber zum Beispiel mit deiner Freundin auf diese Ausstellung gehen«, erinnerte er sie an die schönen Dinge des Lebens.
»Ach, was! Ich kann doch nicht den Rest meiner Tage im Museum verbringen.« Überraschend energisch schüttelte Lenni den Kopf. »Nein, ich hab mir das schon alles überlegt. Bevor ich euch zur Last falle, gehe ich in ein Pflegeheim. Ich hab mir schon ein paar Nummern rausgesucht. Du musst nur mein Telefon hier anmelden.« Sie deutete auf den Apparat auf dem Nachttisch. »Den Rest erledige ich selbst.«
Felix traute seinen Ohren kaum und wollte schon widersprechen, als sein Telefon klingelte. Er zog den Apparat aus dem Kittel und warf einen Blick darauf.
»Oh, ich muss leider los. Meine Chefin, der Drache, meldet mich als vermisst, wenn ich nicht sofort zurückrufe.«
Im Normalfall hätte Lenni einen ironischen Kommentar zum Besten gegeben.