Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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ich kann«, versprach er schweren Herzens. Am liebsten wäre er gar nicht erst gegangen. Doch es nützte nichts. Die Pflicht rief, und mit Frau Riemerschmidts Unerbittlichkeit hatte er bereits mehrfach seine eigenen, leidvollen Erfahrungen gemacht.

      Trotzdem kehrte Felix Norden nicht direkt in seine Abteilung zurück. Lennis Bemerkungen hatten den Arztsohn alarmiert. Auf keinen Fall wollte er schon wieder etwas falsch machen. Deshalb rief er seine Chefin kurz an und versprach, gleich mit den gewünschten Akten zurückzukommen. Sie brauchte nicht zu wissen, dass er zuvor noch eine dringende Angelegenheit erledigen musste.

      Nur ein paar Minuten später klopfte Felix an die Tür des Büros, das sein Vater für die Zeit der Vertretung bezogen hatte. Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte er ins Zimmer. Er hatte Glück. Daniel hatte eben ein Telefonat beendet. Er hielt den Hörer noch in der Hand und blickte überrascht auf.

      »Was ist passiert, mein Sohn?« Felix‘ Miene sprach Bände, und sofort erschrak Dr. Norden.

      »Lenni will, dass ich ihr Telefon anmelde. Sie will sich einen Platz im Pflegeheim suchen.«

      »Wie bitte?« Überrascht schnappte Daniel nach Luft. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. »Wie kommt sie denn auf diese Idee?«

      »Sie fühlt sich unnütz, wenn sie nicht mehr für uns arbeiten kann.«

      »Entschuldige, das ist wirklich Blödsinn«, entfuhr es Daniel, und Felix nickte energisch.

      »Ich weiß und ich hab auch alles versucht, um ihr das auszureden. Aber offenbar ist sie gerade dabei, sich völlig aufzuge…«

      Weiter kam er nicht. In diesem Augenblick war lautes Fußgetrappel auf dem Flur zu hören, das schnell näher kam. Gleich darauf wurde die Tür zu Daniels Büro aufgerissen. Völlig aufgelöst, mit wirrem Haar und nach Luft ringend tauchte Fee im Zimmer auf.

      »Lenni hatte einen Herzstillstand. Kommt schnell!«

      *

      Wie jeden Mittag war Marianne Hasselt nach Hause gefahren, um für ihren Sohn Tobias zu kochen und gemeinsam mit ihm zu Mittag zu essen. Danach hatten sie noch eine Weile zusammen gesessen und sich über dies und das unterhalten. Die Konditorin bemühte sich, sich nichts von ihrem Ärger mit Mario anmerken zu lassen, und lachte und scherzte mit ihrem Sohn, bis es schließlich Zeit wurde, ins Café zurückzukehren.

      »Heute Abend kann es wieder später werden«, erklärte Marianne, als sie vor dem Spiegel stand und sich mit einer Bürste durch die kräftigen, lockigen Haare fuhr. »Ich hoffe nur, dass es nicht wieder so zugeht wie gestern. Das hält auf Dauer kein Mensch aus.« Ohne nachzudenken griff sie nach einem bunten Schal – ein Geschenk von Mario – und schlang ihn um den Hals. Sie lächelte ihrem Spiegelbild kurz zu, als sie sich wieder daran erinnerte, was zwischen ihnen passiert war. Das Lächeln erlosch, und schnell tauschte sie den Schal gegen einen anderen, mit dem sie keine Erinnerungen verband.

      »Warum holt ihr euch denn keine Hilfe?«, stellte ihr Sohn eine berechtigte Frage.

      »Weil das nicht so einfach ist. Kein Mensch will mehr zu diesen Uhrzeiten und für so wenig Geld arbeiten.«

      »Also, ich finde deine Arbeitszeiten cool.« Tobias lehnte am Fensterbrett im Wohnzimmer und sah seiner Mutter im Flur dabei zu, wie sie in die Jacke schlüpfte.

      »Ich arbeite ja auch nicht nachts wie ein Bäcker, sondern habe halbwegs zivile Arbeitszeiten. Was man von Tatjana nicht gerade behaupten kann.« Wenn Marianne an ihre Chefin dachte, zog sich ihr Herz vor Mitgefühl zusammen. »Im Augenblick fängt sie frühmorgens an und schläft oft mittags ein paar Stunden, um wenigstens halbwegs über die Runden zu kommen und nicht vor Erschöpfung zusammenzubrechen.«

      Ein lautes Hupen schallte von unten herauf. Neugierig drehte sich Tobias um und blickte hinunter auf die schmale Straße vor dem Haus.

      »O Mann, da unten steht ein Bus!«, rief er aufgeregt. »Was macht der denn hier? Die Haltestelle ist doch vorn an der Hauptstraße!«

      »Vielleicht hat er sich verfahren«, mutmaßte Marianne gedankenverloren und griff nach ihrer Handtasche.

      »Die Busfahrer kennen ihre Strecken doch in- und auswendig«, widersprach Tobias, als er plötzlich lauthals zu lachen begann. »Das glaube ich jetzt nicht!«

      Endlich wurde auch Marianne neugierig.

      »Was ist denn los?« Sie hatte es eilig, und dementsprechend ungeduldig war ihr Tonfall.

      »Komm her und schau’s dir selbst an.« Tobias winkte seine Mutter zu sich.

      Zuerst zögerte sie und warf einen fragenden Blick auf die Wohnungstür. Tatjana wartete sicher schon auf sie. Schließlich siegte aber ihre Neugier, und sie ging durch’s Wohnzimmer hinüber zu Tobias.

      »Da bin ich ja mal gespannt, was es so Tolles zu sehen gibt«, lächelte sie und stellte sich neben ihn. Im nächsten Moment packte sie ihren Sohn am Arm. »Das ist doch Mario!«, rief sie, als sie ihren Freund sah, der in der geöffneten Tür des Linienbusses stand. Er hielt einen Strauß roter Rosen in der Hand und winkte mit beiden Armen zu ihr hinauf. Dabei ließ er sich weder von den hupenden Autos hinter sich noch von den Passanten stören, die kopfschüttelnd auf dem Gehweg vorbei gingen.

      »Marianne!«, rief er mit gellender Stimme, als seine Freundin am Fenster auftauchte. Seine Stimme war so laut, dass sie sogar durch die geschlossenen Fenster zu hören war. Wenn möglich wedelte er noch wilder mit den Blumen durch die Luft. Ein paar der Rosen nahmen ihm das übel und verloren ihre Blütenblätter. Doch der Kinderarzt bemerkte es noch nicht einmal. »Bitte komm runter, Marianne!«

      »Los, Mama, worauf wartest du noch?«, grinste Tobias und stieß seine Mutter in die Seite. »Verliebt anstarren kannst du ihn auch aus der Nähe.«

      Wie aus einer Trance erwacht, zuckte Marianne zusammen.

      »Ja, natürlich, klar, ich muss los.« Geistesabwesend küsste sie ihren Sohn und machte sich auf den Weg nach unten, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurde.

      »Marianne, endlich! Da bist du ja«, begrüßte Mario seine Traumfrau, als sie zu ihm auf die Straße trat. »Ich dachte schon, dass der Bus gleich abgeschleppt wird, wenn du nicht gleich kommst.« Er legte den Kopf schief und lächelte sie verlegen an.

      »Die Gefahr besteht allerdings«, erwiderte die Konditorin ironisch, und nur der Hauch eines kühlen Lächelns spielte um ihre Lippen. Allein ihre raue Stimme verriet ihren inneren Aufruhr und am liebsten hätte sie sich sofort in Marios Arme gestürzt. Doch ihre Vernunft verbot ihr solche ungestümen Liebesbekundungen und gemahnte sie zur Vorsicht. »Warum bist du mit einem Bus hier?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.

      Diese Reaktion war nicht gerade das, was Mario sich erhofft hatte und er unterdrückte ein gequältes Seufzen. Zum einen hatte er für diese Aktion all ein Überzeugungskünste und eine Stange Geld einsetzen müssen. Zum anderen sehnte er sich so sehr danach, Marianne endlich wieder in die Arme zu schließen, ihre weichen Lippen wieder auf den seinen zu spüren, den zarten Duft ihrer Haut zu riechen, dass er fast verrückt wurde. Fühlte sie denn nicht genau wie er? Ihr Zögern enttäuschte ihn, und einen Moment lang dachte er daran, sich zurückzuziehen. Doch diese Frau war zu wertvoll, als dass er so einfach aufgeben und sie gehen lassen konnte. Instinktiv wusste er, dass Marianne jeden Kampf wert war.

      »Besondere Menschen erfordern besondere Maßnahmen«, erwiderte er wahrheitsgemäß. »Deshalb habe ich einen Bus

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