Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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faul hier sitzen bleiben«, regte Susanne an. »Warum war sie wohl so vergnügt?

      Fridolin protestierte lautstark. Bei dem Wort Bett brüllte er los, dabei fielen ihm schon die Augen zu.

      »Ich lege ihn ins Bett«, erklärte Lea energisch. »Bei mir macht er nicht so ein Theater wie bei dir, Sanne. Er weiß genau, daß ich nicht so zimperlich bin wie du und ihm schnell einen Klaps gebe. Du hast den ganzen Morgen in der Küche gestanden, jetzt mußt du dich ausruhen. Schließlich hast du auch Ferien.«

      Susanne strahlte gerührt. »Das ist wirklich lieb von dir, Lea. Aber müde bin ich nicht.« Sie reichte ihr den Jungen. Fridolin protestierte lautstark und wehrte sich mit Händen und Füßen.

      »Ich helfe dir«, erbot sich Jonathan rasch. Er nahm das zappelnde Kind auf seine Arme. Der Kleine zögerte, schlang dann seine Ärm-chen um Jonathans Hals und ließ sich ohne Widerstand in das Zimmer bringen.

      Ganz eigen war es Jonathan zumute, als sich das kleine Körperchen an ihn drückte. Seine Wange ruhte an Jonathans Wange. Er babbelte vor sich hin. Lea, die ihm auf dem Fuß folgte, murrte mißbilligend:

      »Sprich deutlich, du Zwerg. So ein Säugling bist du nicht mehr. Wirklich, wir müßten viel strenger mit ihm sein, er spielt nur das Baby, damit Susanne ihn auf dem Schoß hält. Am liebsten möchte er noch gefüttert werden.«

      Er nahm den Daumen aus dem Mund, streckte ihr die Zunge heraus und stopfte den Daumen wieder zwischen die Zähne.

      »Was macht man nur mit diesem Ekel?« jammerte Lea, aber sie lachte zärtlich dabei.

      Jonathan blieb noch einen Moment in der kleinen Kammer und sah sich um.

      Die Kammer war ärmlich eingerichtet. Und doch. Diese Susanne besaß wirklich eine glückliche Hand. Der Mann, der dieses Wesen heiratete, war glücklich zu schätzen. Sogar diese Kammer sah anheimelnd aus. Auf der Kommode, die auf wackligen Beinen stand und vielleicht vom Sperrmüll geholt worden war, drängten sich Fridolins Spielsachen. Ein buntes Handtuch diente als Bettvorleger, das Fenster war weit geöffnet, sehr geschickt hatte sie ein weißes Tuch davor gespannt, das frische Luft hineinließ, aber den Insekten den Eintritt verwehrte.

      Später, als er neben Susanne saß, hüllte eine traumhafte Verlorenheit ihn ein. Das Meer rauschte, aus der Küche kamen die Stimmen der Kinder, sie zankten sich mit gedämpfter Stimme, einmal fiel etwas scheppernd zu Boden.

      Susanne hielt die langen Beine weit von sich gestreckt.

      Das Gesicht mit den geschlossenen Augen hielt sie der Sonne entgegen. Er konnte sie ungestört betrachten. Aber für sein Herz war das nicht gut. Es klopfte, hüpfte in seiner Brust, es schlug wahre Kapriolen.

      Siedendheiß wurde es Jonathan bewußt, daß er sich verliebt hatte. Mehr noch. Er liebte.

      Er liebte zum ersten Mal in seinem Leben, alles, was vorher gewesen war, war Spielerei gewesen, eine Verliebteit, die kam und verging.

      Aber das war Liebe. Dieses Gefühl erfüllte ihn ganz.

      Um Himmels willen, rief er sich energisch zur Ordnung. Dieses Mädchen war nicht allein.

      »An meinem Himmel zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab.« Sie öffnete die Augen und sah zu ihm hinüber, direkt in seine Augen hinein.

      »Ich wunderte mich schon über Ihre gute Laune.«

      »Ich bin gerne vergnügt«, glaubte sie sich verteidigen zu müssen, »nur hatte ich kaum einen Grund dafür.«

      Sie sprach leise, schließlich war das Fenster zur Küche geöffnet.

      »Heute morgen war der Briefträger hier.« Wie ich ihr Lachen liebte! Wie eine helle Glocke klang es. Eine schwere Süßigkeit stieg Jonathan ins Blut. Seine Glieder wurden schwer vor lauter Sehnsucht. Ähnliches hatte er noch nie empfunden. Es war, als wäre sein ganzer Körper, jedes Glied erfüllt von ihr.

      »Sie hätten den Briefträger sehen müssen.« Lachbereit verzog sie den Mund. Er hörte kaum auf ihre Worte, er sah nur sie. Er fieberte darauf, diesen Mund zu küssen.

      »Er war tödlich beleidigt, daß er bei dieser Hitze den Weg zu unserem Häuschen machen mußte, aber die Posthalterin hatte ihn dazu verdonnert. Ich spreche nämlich oft mit ihr und sie weiß, daß ich auf wichtige Briefe warte. Er hörte erst auf zu Brummeln, als ich ihm einen Klaren anbot, zum Glück habe ich eine kleine Flasche davon mitgebracht.«

      Sie lachte leise, schloß die Augen wieder.

      »Wollen Sie nicht wissen, von wem der Brief ist?«

      »Sehr gerne. Aber Sie haben eine so schlechte Meinung von mir, daß ich nicht auch noch neugierig erscheinen will.«

      »Ich habe keine schlechte Meinung von Ihnen«, protestierte sie gleichgültig. »Ich respektiere, daß Sie lärmempfindlich sind und für Ihre Arbeit Ruhe brauchen. Der Brief kam von einer Tante meiner verstorbenen Schwägerin. Ich wußte gar nicht, daß es so ein Wesen gibt«, frohlockte sie. Sie setzte sich auf, ihre Augen blitzten. »Sie lebt in einem Seniorenheim, Damenstift nennt sie es. Sie spricht den Kindern und mir ihr herzliches Beileid aus. So bald es möglich ist, werde ich zu ihr fahren.« Sie dämpfte ihre Stimme, jede Miene ihres Gesichtes drückte Freude aus. Und da sollte ein Mann ruhig sitzen bleiben, der zum ersten Mal der Liebe begegnete.

      »Warum wollen Sie zu ihr fahren?« Was sie wohl machte, wenn er jetzt aufstand und sie einfach in die Arme nahm? Sie küßte, so lange und so heftig, bis ihr der Atem fortblieb?

      »Das fragen Sie noch?« staunte sie mit großen Augen. »Das ist doch sonnenklar.« Sie sah ängstlich zum Fenster hinüber. Aber die Kinder waren mit sich und ihrer Arbeit beschäftigt. »Ich werde sie bitten, zu uns zu ziehen. Das ist doch logisch. Sie behaupten, ich bin zu jung, um für die Kinder zu sorgen. Das kann man ja wohl von Tante Irma nicht behaupten. Johann erinnerte sich an sie. Sie ist die Witwe eines Kapitäns. Mit meinem Bruder hat sie sich nicht sonderlich gut verstanden, deswegen kam sie selten zu Besuch, und ich wußte bisher nichts von ihrer Existenz. Sie wird von mir besser betreut werden, als im Altersheim, ich werde ihr versprechen, wie eine Tochter für sie zu sorgen, wenn sie einwilligt, zu uns zu kommen. Der Rechtsanwalt hat mir ja gesagt, es muß eine ältere, vertrauenswürdige Person die Aufgabe übernehmen, wenn ich schon keinen Ehemann vorweisen kann.«

      »Sie sollten mich heiraten.« Er legte launiges Lachen in seine Stimme. Er erschrak über die Worte, die ihm entschlüpft waren.

      Sie sah flüchtig zu ihm hinüber, lehnte sich wieder zurück und schloß die Augen.

      »Allein gibt es mich nicht, ich komme mit einem großen Anhang. Ich weiß, daß Sie nur Spaß gemacht haben, wenngleich so ein Spaß ein wenig geschmacklos ist. Während der Postbote den zweiten Obstler trank, habe ich ihr rasch einen Brief geschrieben und ihr mein Kommen angekündigt. So bald es möglich ist, fahre ich zu ihr.«

      »Wenn Sie mir die Kinder anvertrauen wollen…«

      Bevor er den Satz vollenden konnte, wehrte sie erschrocken ab. »Auf keinen Fall. Das kann ich Ihnen nicht zumuten. Sie wissen nicht, was da auf Sie zukommt, die Kinder sind nicht immer so pflegeleicht wie jetzt. Charlie«, rief sie im gleichen Augenblick entrüstet.

      Er kam ums Haus herumgeschlichen. Eine Möwe hielt er im Maul, er legte sie Jonathan vor die Füße. Mit einem gekränkten Blick sah er von Jonathan zu Susanne.

      Die

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