Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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nach dem Jungen gesucht.«

      »So, so«, sagte die alte Frau lächelnd und wies mit dem Kopf auf die Tür zu Kevins Zimmer. »Dafür sind Sie beide aber ziemlich vertraut miteinander.«

      Gerade, als Julia protestieren wollte, öffnete sich die Tür und Roland kam heraus, sich über die Augen wischend. Die Verabschiedung fiel sehr herzlich aus. Julia versprach, gleich am nächsten Morgen wiederzukommen.

      Daußen standen sie sich für eine Weile schweigend gegenüber, bis Roland Julia unerwartet in die Arme nahm und zärtlich küßte. Nur zu gern erwiderte sie diesen Kuß, doch dann fiel ihr ein, daß er bereits mit einer anderen Frau zusammen war. Vorsichtig machte sie sich los.

      »Was ist denn?« fragte Roland enttäuscht. »Ich dachte, du fühlst genauso wie ich.«

      »Das tue ich ja auch«, gestand sie stockend. »Aber was ist mit Marion?«

      »Was meinst du?« fragte er vollkommen erstaunt. »Was hat sie mit uns zu tun?«

      Julia erzählte ihm von dem kurzen, aber unangenehmen Gespräch, das sie mit Marion Seifert geführt hatte.

      »Was hat sie behauptet?« entfuhr es Roland. »Wir wären wieder ein Paar? Ich glaube, jetzt ist sie total durchgedreht.«

      »Nun ja, immerhin lebt sie bei dir – und ich habe sie auch in deinem Geschäft gesehen.«

      »Aber sie hat nur einmal ausgeholfen, weil einer meiner Verkäufer kurzfristig zum Arzt mußte. Und wie kommst du darauf, daß sie bei mir wohnt?«

      »Als ich einmal anrief, war sie am Telefon.«

      »Na ja, sie hielt sich ziemlich oft in meiner Wohnung auf; aber meistens, wenn ich nicht da war.«

      »Und du meinst, daß kein Wort davon stimmt, was sie mir erzählt hat?«

      »Unsinn, Julia, ich liebe dich, hast du das immer noch nicht begriffen? Und mein größer Wunsch ist es, daß Kevin, du und ich eine Familie werden.«

      Julia sah den Mann mit großen Augen an. Das klang alles viel zu schön, um wahr zu sein. »Aber Marion hat ein Recht darauf, sich um ihren Sohn zu kümmern.«

      Roland lachte bitter auf. »Marion soll sich um Kevin kümmern? Das würde sie niemals wollen.«

      »Aber… warum ist sie dann hierhergekommen, als sie von Kevins Verschwinden hörte?« Julia begriff überhaupt nichts mehr.

      »Ganz einfach – sie wollte im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Wenn du sie besser kennen würdest, würdest du das vielleicht verstehen. Marion war schon früher der Typ, der es gern mochte, wenn um ihre Person viel Aufheben gemacht wurde. Als sie hörte, daß Dutzende von Reportern vor dem Waisenhaus herumlungerten, machte sie sich sofort auf den Weg nach Neustadt, um die besorgte Mutter zu spielen. Allerdings hatte sie nicht mit den negativen Reaktionen in den Zeitungsartikeln gerechnet. Sie stand als Rabenmutter da, die ihr Kind als Baby einfach abgeschoben hatte.«

      »Und du meinst, sie wird keine Ansprüche an Kevin stellen?« fragte Julia mit bangem Herzen.

      »Ganz bestimmt nicht«, versicherte Roland schnell und gab ihr einen zärtlichen Kuß auf die Nasenspitze. »Sie will morgen sowieso wieder abreisen.«

      »Bist du da ganz sicher?«

      »Ja, ich habe ihr eine hübsche Geldsumme zugesichert, wenn sie dahin zurückkehrt, woher sie gekommen ist. Ihr habe ich nämlich klargemacht, daß ich nicht die Absicht habe, jemals wieder den Fehler zu begehen und mich mit ihr einlasse. Natürlich werde ich ihr sagen müssen, daß Kevin wieder aufgetaucht ist, aber ich bin überzeugt davon, daß sie diese Tatsache nicht aufhalten wird, mit meinem Scheck abzureisen.«

      Julia schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe nicht, weshalb sie mir dann weismachen wollte, daß ihr wieder ein Paar seid. Sie hat mich doch vorher gar nicht gekannt.«

      »Tja, ich werde wohl ein bißchen zuviel von dir geschwärmt haben, nehme ich an. Und der Grund, daß sie wieder mit mir zusammensein wollte, ist ganz sicher nicht Liebe, sondern Geld.«

      »Geld?«

      »Ja, ich habe Marion bereits bei unserem zufälligen Treffen in der Schweiz erzählt, daß ich ein erfolgreicher Geschäftsmann bin. Frauen wie Marion zieht so etwas magisch an. Du mußt dir keine Sorgen machen um sie. Es wird alles gut. So, und jetzt laß uns losfahren, mir wird langsam kalt.«

      Händchenhaltend gingen sie zu Julias Auto, und während der Fahrt malten sie sich die Zukunft in den schillerndsten Farben aus.

      »Ich hoffe nur, Kevin wird mich als Vater akzeptieren«, meinte Roland. »Er hat doch immer nur von seiner Mutter gesprochen.«

      »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen; der Junge wird dich genauso sehr lieben wie ich es tue. Ich weiß bloß nicht, was wir Kevin sagen sollen, wo seine richtige Mutter ist.«

      »Da wird uns auch schon etwas einfallen, denke ich.«

      Dann waren sie am Waisenhaus angelangt, wo Roland vor ein paar Stunden seinen Wagen abgestellt hatte. Wie sehr sich doch in der kurzen Zeit alles geändert hatte!

      Im Büro der Heimleiterin brannte noch Licht, und Julia wußte, daß die gesamte Belegschaft dort wartete, bis sie berichtete, was geschehen war.

      »Bis morgen.« Roland gab Julia noch einen letzten Kuß. »Ruf mich an, wenn du mit Kevin von Frau Schröder losfährst, ja?«

      Das versprach Julia gern. Roland hingegen wollte Marion kurz erklären, daß er und Julia zusammenleben wollten und Kevin adoptieren würden. Punktum!

      Als er weggefahren war, schloß Julia mit frohem Herzen das schmiedeeiserne Tor auf und lief fast zum Haus hinüber. Sie hatte ja so viel zu erzählen…

      *

      In dieser Nacht schlief Julia seit Kevins Verschwinden zum ersten Mal wieder ruhig durch. Sie träumte davon, daß sie glücklich mit ihrer kleinen Familie zusammenlebte. Als sie dann am Morgen erwachte, fühlte sie sich frisch und ausgeruht.

      Sie nahm sich keine Zeit für ein Frühstück, sondern trank nur schnell im Stehen eine Tasse Kaffee. So schnell wie möglich wollte sie ihren kleinen Liebling in die Arme schließen; keine kostbare Minute sollte an Nichtigkeiten verschwendet werden.

      Bärbel Clasen hatte am Vorabend zugesichert, sich mit dem Jugendamt wegen der bevorstehenden Adoption in Verbindung zu setzen. Julia hoffte nur, daß Marion Seifert wirklich an diesem Tag aus der Stadt verschwand – auf eine Mutter wie sie konnte Kevin getrost verzichten!

      Sie sah den Jungen schon von weitem, er stand wartend am Gartenzaun. Als er Julias Auto sah, winkte er aufgeregt und hüpfte von einem Bein auf das andere.

      Julia gab sich keine Mühe, den Wagen abzuschließen, sie schlug nur die Tür zu und war mit zwei Schritten bei Kevin.

      »Julia!« rief er, und immer wieder: »Julia, Julia!«

      Sie nahm den Kleinen in die Arme und drückte ihn so fest an sich, daß er kaum noch Luft bekam. »Ach, Kevin, ich bin ja so froh, daß es dir gutgeht!«

      Sie schämte sich wegen ihrer Tränen nicht, und auch der Kleine schluchzte

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