Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon страница 39
»Tut mir leid, mir reicht unser Meerschweinchen schon!« sagte Marianne. »Marcus wollte es unbedingt haben, und er kümmert sich ja auch darum – aber eine Katze, nein danke!«
»Sie ist ja echt süß«, meinte Diana, »aber bei meinem Dienstplan wäre es Tierquälerei, sie aufzunehmen.«
»Vor allem, wenn man seine Freizeit auch immer unterwegs ist, zum Beispiel mit einem gewissen Dr. Jäger«, bemerkte Julia scherzhaft. »Aber mal im Ernst, kann sich denn niemand um die Kleine kümmern?«
Auch alle anderen Kolleginnen wollten kein Haustier oder hatten bereits eines. In der Mittagspause erzählte Julia dann von der katzenliebenden alten Frau am Stadtrand.
»Das ist eine gute Idee!« rief Bärbel Clasen aus. »Dann hätte ich wenigstens wegen dem Tier kein schlechtes Gewissen mehr.«
»Gut, dann werde ich die Katze nach Feierabend mitnehmen und der Frau bringen. Mehr als nein sagen kann sie schließlich nicht.«
Julia machte sich kurz vor Dienstschluß auf die Suche nach dem Tierchen. Den ganzen Nachmittag war es im Garten gewesen, und die Kinder hatten mit ihm gespielt. Jetzt schien es wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
»Also, raus mit der Sprache«, sagte Julia, »wo habt ihr sie versteckt?« Natürlich hatten die Kinder mitbekommen, daß Julia den neuen Spielkameraden wegbringen wollte.
»Der Sascha hat sie in seiner Jackentasche«, sagte Yvonne mit ihrem feinen Stimmchen und zeigte auf den Jungen.
»Olle Petze!« murmelte der, holte das Tier aber aus seinem Versteck und reichte es widerwillig Julia hinüber. Die warf nur einen gekünstelt strengen Blick in seine Richtung, sagte aber nichts.
»Kommt Kevin bald wieder?« Diese unvermittelte Frage stellte Karsten, Saschas bester Freund.
»Das kann ich euch leider nicht sagen.« Julias Stimme klang traurig. »Wir alle hoffen, daß er zurückkommt.«
»Vielleicht hat er neue Eltern gefunden«, meinte Karsten.
Das bezweifelte Julia, dennoch nickte sie. »Schon möglich.« Mit einem Seufzer fügte sie hinzu: »So, dann wollen wir mal. Verabschiedet euch von dem Kätzchen. Wenn die alte Dame es nimmt, könnt ihr es vielleicht sogar mal besuchen.«
»Das wäre schön«, sagte Sascha. Er hatte am meisten an dem Tier gehangen. Zum ersten Mal in seinem Leben gab es da jemand, den er umsorgen und behüten konnte. »Wenn ich erwachsen bin, schaffe ich mir einen ganzen Stall voller Tiere an.«
»Julia, Telefon für dich!« schrie Marianne in diesem Moment vom Haus her.
»Ausgerechnet jetzt«, murrte diese. »Also gut, solange ich telefoniere, dürft ihr noch mit dem Kätzchen spielen. Aber nicht wieder verstecken!«
»Nein, ganz bestimmt nicht!« jubelten die Kinder, und Julia ging lächelnd ins Haus. Womit man den armen Kindern doch eine Freude machen konnte! Sie wünschte sich, daß die Kinder viel öfter Grund zum Freuen hatten.
Am Telefon war Roland. »Hallo, wie geht es dir?«
Kühler, als sie vorhatte, erwiderte Julia: »Wie soll es mir schon gehen? Ich mache mir nach wie vor schreckliche Sorgen um Kevin.«
»Glaubst du etwa ich nicht?« fragte Roland entrüstet. »Du weißt ja, daß ich die Suche nach dem Jungen abgebrochen habe, aber dieses ständige untätige Warten macht mich noch verrückt. Du befragst noch immer die Leute, stimmt’s?«
»Allerdings«, gab sie spitz von sich und hätte am liebsten hinzugefügt, daß er wohl inzwischen anderen Interessen nachginge.
»Also, wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich heute gern wieder begleiten. Zu zweit ist man doch schneller.«
»Und was wird Marion dazu sagen?«
»Ich verstehe nicht. Was soll sie denn dazu sagen?«
»Nun, vielleicht paßt es ihr nicht, daß du mit mir in der Gegend herumfährst.«
»Das geht sie doch gar nichts an!«
Julia sah das nach dem Gespräch mit Marion Seifert etwas anders, enthielt sich aber ihrer Meinung.
»Meinetwegen können wir zusammen fahren, aber dieses Mal in meinem Wagen. Ich habe vorher noch etwas zu erledigen.« Sie erklärte Roland in kurzen Sätzen von dem Findelkind, dem sie eine neue Heimat verschaffen wollte.
»Wenn du nichts dagegen hast, fahren wir gemeinsam dorthin. Ich komme jetzt zum Waisenhaus und lasse meinen Wagen dort stehen«, sagte Roland.
»In Ordnung, ich bin in einer Viertelstunde fertig.«
Dummerweise begann ihr Herz nach diesem Anruf wieder schneller zu schlagen. Das, was Roland über Marion bemerkt hatte, hatte doch gar nichts zu sagen – überhaupt nichts!
Und doch war Julia nicht mehr ganz so wütend auf den Mann, den sie liebte. Wenn ihr Wiedersehen nicht so einen bedrückenden Grund haben würde, hätte sich Julia auf das Treffen mit Roland sogar gefreut!
Er kam pünktlich, als Julia gerade die kleine Katze in ein Deckelkörbchen setzte, das mit einem weichen Handtuch ausgelegt war.
»Ich gehe dann.« Julia steckte ihren Kopf kurz durch den Türspalt zum Büro. »Drücken Sie mal die Daumen, daß ich wenigstens bei der Unterbringung der Katze etwas Erfolg habe!«
»Ja, viel Glück. Wie ich sehe, wird Sie Roland begleiten?«
»Er will sich wieder an der Suche beteiligen«, erwiderte Julia leichthin.
Bärbel Clasen nickte nur und sagte: »Aha.« Sie sah der anderen versonnen nach und wünschte sich, daß Roland sich endlich richtig entscheiden würde.
Er wartete schon vor dem Hauptportal, als Julia kam. Man sah ihm an, daß er sich über ihren Anblick freute, sie dagegen trat ihm betont kühl entgegen. Was glaubte er denn, wer er war? Tagelang hatte er sich mit keinem Sterbenswörtchen bei ihr gemeldet – und jetzt tat er, als wäre alles in schönster Ordnung!
Sie gab ihm wortlos den Deckelkorb mit dem Kätzchen und kramte dann in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln.
»Du bist sauer auf mich, stimmt’s?« fragte Roland nach einer Weile eisigen Schweigens. Er war es nicht gewohnt, Beifahrer zu sein und hielt sich krampfhaft an dem Körbchen fest, das er auf seinem Schoß abgestellt hatte.
Ohne auf seine Frage zu reagieren, sagte Julia: »Vorsicht, da vorn kommt eine Kurve; paß auf den Korb auf!«
Roland schien tatsächlich ein schlechtes Gewissen zu haben, denn er versuchte es noch einmal: »Es tut mir leid, hörst du. Seit Marion hier aufgetaucht ist, ist alles anders geworden.«
»Davon bin ich überzeugt«, gab Julia zurück und gab sich die größte Mühe, auf den Verkehr zu achten anstatt auf den Mann neben sich. »Sie ist ja auch wirklich eine ganz bezaubernde Person.«
Roland schien nicht zu merken, daß Julia mit einem sarkastischen Unterton gesprochen hatte. »So, findest du?«
Am liebsten hätte sie gefragt, weshalb er sich