Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
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Diana ging es besser, nachdem sie sich regelmäßig mit Dr. Jäger traf, aber sie litt weiterhin unter Schlaflosigkeit und Nervosität. Marianne ging es nicht besser.
Am meisten hatte es wohl Julia erwischt. Schlimm genug, daß ihr Liebling, um den sie sich mehr Gedanken als um die anderen Kinder gemacht hatte, einfach davongelaufen war – sie hatte so schnell den Mann verloren, den sie liebte, wie sie ihn gefunden hatte!
Diese Marion Seifert machte sich keine Sorge um Kevins Verbleib, das hatte Bärbel Clasen in dem Moment gewußt, als die Frau das erste Mal vor ihr stand. Doch die Blicke, die sie bei ihrem letzten Besuch im Heim immer wieder Roland Westermann zugeworfen hatte, sagten alles. Schade, daß er auf das dumme Theater hereinfiel, er war ein sympathischer junger Mann. Die ruhige Julia würde viel besser zu ihm passen; mit ihr würde er keine Enttäuschung erleben. Aber in dieser Beziehung schienen die Männer ja alle blind zu sein!
Bärbel Clasen schrak zusammen, als unvermittelt das Telefon läutete. Sie nahm erst beim dritten Klingeln ab und hoffte, daß es nicht wieder Kommissar Geißler war.
Doch es war der Hausmeister, der um Rat fragte, was man mit dem kleinen Kätzchen machen sollte, das seit Stunden auf dem Gelände herumirrte. Die Kinder waren begeistert und bettelten, es behalten zu dürfen.
»Oh, das geht auf keinen Fall, Herr Braun. Sie kennen doch die Vorschriften!«
»Selbstverständlich, aber was soll mit dem Tierchen denn passieren?«
»Wo ist es denn jetzt?«
»Hinten im Garten. Da, wo die Schaukeln stehen. Die Kinder sind wie besessen von dem Winzling.«
»Na, denn werde ich wohl selbst mal nachschauen.«
Tatsächlich fand Frau Clasen im hinteren Teil des Gartens eine Ansammlung von größeren und kleineren Kindern, die teilweise gebückt dahockten. Als Bärbel Clasen hinzutrat, erhoben sich einige Kinder.
»Sehen Sie nur, wie niedlich das Kätzchen ist!«
»Es hat bestimmt keine Eltern mehr – genau wie wir.«
»Ja, dann kann es doch auch hier leben, oder?«
Die Heimleiterin bückte sich jetzt ebenfalls und nahm das schwarz-weiß gefleckte Tierchen hoch. »Ach, die ist ja wirklich süß! Wann habt ihr sie denn entdeckt?«
»Das war ich!« meldete sich der rothaarige Sascha zu Wort. »Ich habe sie vorgestern hier entdeckt – und jetzt kommt sie jeden Tag wieder. Ich glaube, es gefällt ihr bei uns.«
»Hm, und ich glaube eher, es gefällt ihr, daß ihr sie füttert. Das tut ihr doch, oder?« Bärbel Clasen sah mit gespielt strenger Miene ein Kind nach dem anderen an.
»Nur hin und wieder ein paar Essensreste aus der Küche«, sagte Sascha. »Bitte, Frau Clasen, können wir das Kätzchen nicht behalten?«
»Ach, bitte!« echoten die anderen Kinder im Chor.
Seufzend setzte die Heimleiterin die kleine Katze wieder hinunter, wo sie sich hinsetzte und begann, ihr flauschiges Babyfell mit winziger Zunge zu bearbeiten.
»Ihr wißt doch ganz genau, daß ich euch das nicht erlauben darf. Dies ist kein privates Heim, wo man die Vorschriften selbst bestimmen kann. Unser Haus wird von der Stadt finanziert. Die Leute, die da was zu sagen haben, machen die Vorschriften, an die ich mich leider halten muß. Und diese Vorschriften verbieten strikt Tierhaltung jeglicher Art.«
»Aber wo soll die Katze denn hin – wir können sie doch nicht einfach verjagen!« fragte die zehnjährige Tina mit weinerlicher Stimme.
»Natürlich werden wir das Kätzchen nicht verjagen!« versprach Bärbbel Clasen und strich Tina beruhigend über den Kopf. »Ich werde mal die Betreuerinnen fragen, ob sie jemanden wissen, der ein junges Kätzchen haben möchte.«
»Und wenn das keine will?«
»Nun, dann müssen wir es ins Tierheim bringen, so leid mir das auch tut.«
»Dann hat es niemand mehr, der sich um es richtig kümmert.«
»Doch, auch im Tierheim kümmert man sich um kleine Kätzchen«, versprach Frau Clasen.
»Ist ein Tierheim ein Waisenhaus für Tiere?« fragte die kleine Yvonne. Den Ausdruck hatte sie nämlich noch nie gehört.
»Ja, so etwas Ähnliches«, erwiderte die Heimleiterin mit schwerem Herzen. »Macht euch keine Sorgen um die Kleine, wir werden schon eine Möglichkeit finden, sie unterzubringen.«
Dann ging sie zum Haus zurück und hoffte, noch ein paar von ihren Mitarbeiterinnen anzutreffen, da es bereits später Nachmittag war.
Ausgerechnet Julia lief ihr über den Weg. Sie trug bereits Jacke und Handtasche und war auf dem Nachhauseweg.
»Haben Sie noch einen Moment Zeit für mich?« fragte Bärbel Clasen und winkte Julia zu sich heran. Diese kam sofort mit der Hoffnung, daß es eine Nachricht von Kevin gab.
»Sagen Sie mal«, begann die Heimleiterin, »können Sie nicht ein kleines Kätzchen gebrauchen?«
»Ein was?« fragte Julia ungläubig, als habe sie sich verhört.
»Den Kindern ist eine kleine Katze zugelaufen, die wir hier ja leider nicht behalten könnnen. Ins Tierheim möchte ich das Tier nicht unbedingt bringen.«
»Aber ich habe doch gar keine Zeit für ein Haustier!« erwiderte Julia. »Haben Sie die anderen denn schon gefragt?«
»Die sind wohl alle schon weg.«
»Hm, ich kann ja mal rumfragen, ob jemand ein Kätzchen haben möchte«, sagte Julia nachdenklich, »aber eigentlich bin ich mit meinen Gedanken ständig bei Kevin, und…«
»Schon gut. War ja auch bloß so eine Idee. Ich weiß ja, daß Sie nachher wieder ihre Suche fortsetzen werden und andere Sorgen als um ein einsames Kätzchen haben.«
»Stimmt, aber heute werde ich keine Zeit mehr zum Suchen haben, ich muß nämlich zum Zahnarzt.«
»O je, dann wünsche ich viel Spaß!«
*
Während Julia im Wartezimmer saß, mußte sie wider Willen immer wieder an das Kätzchen denken. Hatte sie nicht erst vor kurzem von einer älteren Frau gehört, die nur für ihre Katzen lebte? Wo war das nur gewesen?
Erst, als sie schon wieder auf dem Nachhauseweg war, fiel es ihr wieder ein: Die Bewohnerin eines der Siedlungshäuser in der Nähe hatte von dieser Frau gesprochen, die alle ›Katzenmuttchen‹ nannten! Richtig, das Häuschen dieser Frau lag ganz am Ende der Straße; gleich dahinter begann der Wald. Julia war an diesem Abend nicht mehr dorthin gegangen, um nach Kevin zu fragen, weil das ›Katzenmuttchen‹ in ihrer eigenen Welt lebte und sicherlich keinen kleinen Jungen gesehen hatte, der in der Gegend herumirrte.
Wenn sich niemand für die kleine Katze interessierte, könnte man sie dieser Frau ja bringen – das war sicherlich besser als das Tierheim. Bei der