Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus

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Das heitere Lexikon der Österreicher - Georg Markus

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Schweizer schreiben ließe. »Von Altenberg bis Zilk« jedoch wurde und wird uns genügend Stoff geboten, zumal dieses Land im Lauf der Jahrhunderte von einer Unzahl origineller Persönlichkeiten bevölkert wurde, die uns auf eine ganz bestimmte – eben »typisch österreichische« – Weise mit pointierten Geschichten versorgte.

      Eine Anekdote, die in dieses Buch aufgenommen werden wollte, hatte zwei Kriterien zu erfüllen: Sie muss den Leser

      a) zum Lachen oder Lächeln bringen und sie muss

      b) die Persönlichkeiten treffend charakterisieren, die im Mittelpunkt dieser Geschichten stehen. Wenn es, wie Egon Friedell sagte, möglich ist, »aus drei Anekdoten das Bild eines Menschen zu geben«, dann ist es auch möglich, aus den Anekdoten eines ganzen Buches die Lebensbilder vieler, in diesem Fall meist prominenter, Personen darzustellen.

      Dem Leser bleibt es dann überlassen, daraus die Charakteristika eines ganzen Volkes, der Österreicher eben, abzuleiten.

      Sie finden die Geschichten auf den folgenden 440 Seiten, lexikalisch geordnet, von Aslan über Beethoven, Figl, Girardi, Kreisky, Prawy und Schnitzler bis Wessely und Stefan Zweig – insgesamt sind es mehr als dreihundert Personen, deren Anekdoten für dieses Buch zusammengetragen wurden.

      Eine solche Sammlung kommt nicht in einem halben Jahr zustande, sondern in einem halben Leben. Und so lange sammle ich auch schon.

      Wenn Sie unter den fast neunhundert Episoden dieses Buches den einen oder anderen »alten Bekannten« treffen, dann ist dies durchaus beabsichtigt. Denn ein lexikalisches Werk soll, selbst wenn es sich dem Humor verschrieben hat, umfassend informieren. Also finden Sie auch Anekdoten aus »Klassikern« wie Friedrich Torbergs Tante Jolesch und deren Erben oder aus den Erinnerungen Leo Slezaks und den gesammelten Werken Helmut Qualtingers. Hinzu kommen Tausend weitere Quellen – persönliche Gespräche mit Schauspielern, Schriftstellern, Journalisten, Malern, Politikern, Sportlern usw., von denen ich annehmen durfte, dass sie ein G’spür für gute Pointen haben.

      Dieses Buch ist nicht als bloße Auflistung von Anekdoten gedacht, es soll über seinen Unterhaltungswert hinaus die wichtigsten biografischen Stationen der darin vorkommenden Personen aufzeigen.

      Und das ist schon wieder etwas, das es mit dem Brockhaus verbindet. Mit dem Kleinen allerdings.

      GEORG MARKUS

      Wien, im Juli 2003

      Mein Dank für die redaktionelle Mitarbeit geht an Angelika Feigl und Barbara Sinic.

A

      PAUL ABRAHAM

       Komponist

      * 2. 11. 1892 Apatin/Ungarn † 6. 5. 1960 Hamburg. Versuchte sich zunächst als Komponist ernster Musik, ehe er im Alter von 35 Jahren sein Talent für die leichte Muse erkannte. Seine größten Operettenerfolge: »Viktoria und ihr Husar« (1930), »Die Blume von Hawaii« (1931), »Ball im Savoy« (1932). Emigrierte 1933, nach Hitlers Machtergreifung in Berlin, über Paris in die Vereinigten Staaten von Amerika.

      Als Paul Abraham 1933 die österreichische Erstaufführung seiner Operette Ball im Savoy vorbereitete, erhielt er während der Proben im Wiener Scala-Theater den Besuch des ungarischen Komödienautors Ladislaus Bus-Fekete. Obwohl dieser nur Gast war und mit der bevorstehenden Premiere absolut nichts zu tun hatte, redete er dem Regisseur und den Sängern ununterbrochen drein. Schließlich lachte der Dichter auch noch mehrmals an völlig falschen Stellen lauthals auf. Abraham, am Dirigentenpult, klopfte mit dem Taktstock ab und rief dem ungezogenen Besucher zu: »Ich muss schon bitten, Herr Bus-Fekete! Ich habe ja bei Ihren Lustspielen auch nicht gelacht!«

      ABRAHAM A SANCTA CLARA

       Prediger

      * 2. 7. 1644 Kreenheinstetten/heute Baden-Württemberg † 1. 12. 1709 Wien. Eigentlich Johann Ulrich Megerle. Mit 18 Jahren Eintritt in den Wiener Augustiner-Barfüßer-Orden, dessen Prior er später wurde. Ab 1677 kaiserlicher Hofprediger in Wien, berühmt für seine Kanzelreden (»Mercks Wienn!«, 1680, und »Auff, auff, ihr Christen«, 1683). Prangerte wortgewaltig die Laster der Wiener an.

      Kaiser Leopold I. besuchte eines Tages eine Messe bei den Augustinern und ließ sich dann die Räume des Klosters zeigen. Als man das prachtvolle Altargemälde der Augustinerkirche bewunderte, auf dem Engel die Jakobsleiter vom Himmel heruntersteigen, fragte der Kaiser: »Wie kommt es eigentlich, dass die Engel auf eine Leiter klettern, wenn sie doch ohnehin Flügel haben?«

      Während die übrigen Patres ratlos dastanden, trat der für seinen deftigen Witz damals schon gefürchtete Novize Abraham vor und sagte: »Halten zu gnaden, Majestät, die Flügel waren gerade in der Reinigung, als das Bild gemalt wurde.«

      Der Kaiser lachte und machte den schlagfertigen Mönch zu seinem Hofprediger, dessen volkstümliche Reden bald in ganz Wien zitiert wurden.

      Längst berühmt, wetterte Abraham einmal gegen die tief dekolletierten Kleider des Barock: »Weiber, die sich so entblößen, sind es nicht wert, dass man sie anspuckt!«

      Da die Frau des Kaisers selbst gerne tiefe Einblicke gewährte, ließ sie dem Mönch ausrichten, er werde sein Amt verlieren, wenn er nicht widerrufe. Worauf Abraham a Sancta Clara feierlich erklärte: »Sie sind es wert!«

      Ein andermal betonte er in einer Predigt, dass er in der Lage sei, alle Jungfrauen, die es in Wien gibt, auf einem einzigen Schubkarren aus der Stadt hinauszufahren. Wieder hagelte es Proteste, vor allem aus den Kreisen junger Aristokratinnen, die seine Worte als Angriff auf ihr tugendhaftes Dasein empfanden.

      »Also, widerrufen kann ich das Gesagte nicht«, erklärte er am darauf folgenden Sonntag. »Aber ich habe ja nicht gesagt, wie oft ich fahren würde.«

      Abraham a Sancta Clara schloss mit dem Grafen Trauttmansdorff eine Wette ab, dass er ihn in aller Öffentlichkeit einen Esel nennen werde, ohne von diesem der Ehrenbeleidigung bezichtigt werden zu können. Am Sonntag beginnt die Predigt Pater Abrahams mit der Parabel vom einfältigen Bauern, über dessen Bestellung zum Bürgermeister sich die Bauern mokierten: »Und dem Esel traut man’s Dorf an!«

      ALFRED ADLER

       Psychologe und Nervenarzt

      * 7. 2. 1870 Wien † 28. 5. 1937 Aberdeen/Schottland. Als junger Arzt vorerst Schüler und Mitarbeiter, später prominenter Gegenspieler Sigmund Freuds. Begründer der Individualpsychologie, die seelische Störungen – im Gegensatz zu Freud – nicht auf die Verdrängung der Sexualität, sondern auf einen übersteigerten Geltungstrieb bzw. auf Minderwertigkeitskomplexe zurückführt.

      Der Individualpsychologe erklärte im Hörsaal die von ihm entwickelte Organkompensation auf folgende Weise: »Es gibt viele Beispiele dafür, dass Leute mit schlechten Augen Maler werden wollen, dass Kurzatmige Leichtathletik betreiben, dass Menschen mit einem Sprachfehler sich als Redner ausbilden lassen. Auf diese Weise kompensieren sie die Minderwertigkeit des jeweiligen Organs.«

      Zwischenruf aus dem Auditorium: »Heißt das auch, dass Schwachsinnige dazu neigen, Psychiater zu werden?«

      Wie in jedem anderen Fach kann bekanntlich auch in der Psychiatrie nicht jeder Fall als geheilt abgeschlossen werden. So verhielt es sich auch bei einem Patienten, der Adler mitteilte, seine Frau habe ihm

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