Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus
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Als Bürgermeister Helmut Zilk Peter Alexander viele Jahre später den Ehrenring der Stadt Wien verlieh, sagte er in seiner Laudatio: »Sie sind der erste Schauspieler der Welt, der durch die Interpol zum Film gekommen ist.«
Der Regisseur Géza von Cziffra war der Nächste, der Peter Alexanders Zugkraft erkannte. Freilich gerieten die beiden einander schon in ihrem ersten gemeinsamen Film Musikparade in die Haare. Der Perfektionist Alexander ertrug nicht, dass Cziffra alles möglichst schnell drehen wollte. Als Alexander von der Qualität einer dreimal gedrehten Szene noch immer nicht überzeugt war, wandte er sich an den Regisseur: »Herr von Cziffra, ich hätte einen Wunsch, wenn ich den äußern dürfte!«
»Bitte was, Herr Alexander?«, fragte Cziffra mit einem Blick in Richtung Studiouhr.
»Herr von Cziffra, könnt ma die Szene net noch amal drehen?«
»Wozu? Können Sie es besser?«
»Ich will’s probieren, einmal noch, wenn’s möglich ist.«
»Bitte schön, also auf Wunsch von Herrn Alexander alles noch einmal. Licht ab, spielen Sie!«
Und ehe die Kamera lief, sagte er: »Aber bitte, Herr Alexander, machen Sie es nicht zu gut, sonst passt’s nicht zu dem anderen, was Sie bis jetzt gedreht haben.«
Alexanders Managergattin Hilde war von Anfang an darauf bedacht, den Marktwert ihres immer populärer werdenden Mannes auszubauen. Besonders wichtig war ihr, dass in seinen Filmen möglichst keine zweitklassigen Schauspieler mitwirkten, weshalb in den Verträgen stand: »Herr Alexander muss mit der Besetzung des Films einverstanden sein.«
Als »Peter der Große« dann tatsächlich bei einem Film mit der Auswahl seiner Kollegen ganz und gar nicht zufrieden war, wandte er sich – auf den diesbezüglichen Vertragspunkt pochend – an Cziffra. Der aber zuckte nur die Achseln und meinte:
»Sie lesen das falsch. Hier steht: Herr Alexander muss mit der Besetzung einverstanden sein!«
RUDOLF VON ALT
Maler und Aquarellist
* 28. 8. 1812 Wien † 12. 3. 1905 ebd. Er lernte bei seinem Vater Jakob Alt und an der Wiener Kunstakademie und entwickelte in der Folge das Aquarell zur hohen Kunst. Berühmt für seine Darstellungen zahlreicher Wiener Straßen, Gassen und Plätze, die auch großen historisch-topografischen Wert besitzen. Vorstand des Wiener Künstlerhauses und Gründungsmitglied der Secession.
Als die Wiener Secession im Jahre 1897 als Opposition zum konservativen Künstlerhaus und zu den überladenen Formen des Historismus gegründet wurde, wählten »Secessionisten« wie Gustav Klimt, Otto Wagner und Adolf Loos den bereits 85-jährigen Rudolf von Alt zu ihrem Ehrenpräsidenten. Bei der Eröffnungsfeier wurde dieser vom Kaiser gefragt, ob er sich nicht schon ein wenig zu alt für die neue Funktion fühlte. Da antwortete Alt: »Majestät, Alt war ich schon bei meiner Geburt. Ich bin immer noch jung genug, um in jeder Stunde neu zu beginnen.«
PETER ALTENBERG
Kaffeehausliterat
* 9. 3. 1859 Wien † 8. 1. 1919 ebd. Eigentlich Richard Engländer. Der Schriftsteller und Bohemien »bewohnte« die Literatencafés Central und Herrenhof. Durch seine Schilderungen von Alltagssituationen wichtiger Zeitzeuge des Fin-de-Siècle. Werke u. a.: »Wie ich es sehe« (1896), »Was der Tag mir zuträgt« (1901), »Märchen des Lebens« (1908), »Neues Altes« (1911), »Mein Lebensabend« (1919).
Das Central war von Anfang an das Stammcafé Peter Altenbergs – schon deshalb, weil der stets in Geldnöten befindliche Bohemien hier »anschreiben« lassen konnte oder andere Möglichkeiten fand, seine Zeche zu begleichen. So bat er eines Tages einen am Nebentisch sitzenden Herrn um zwei Kronen, um auf diese Weise zu einer Portion Reisfleisch zu kommen. Der Fremde gab ihm das Geld, Altenberg setzte sich zu ihm und bestellte das Reisfleisch. Als der Dichter gegessen und bezahlt hatte, warf ihm der Spender vor: »Warum verlangen Sie zwei Kronen von mir, Herr Altenberg, wenn Sie doch dem Ober nur 1,20 Kronen bezahlen müssen?« »Na hören Sie«, erwiderte Altenberg, »haben Sie hier Extrapreise oder ich?«
Als Altenberg ein andermal einen etwas zweifelhaften Gast im Central anpumpte, wurde er gefragt, ob er denn als Schnorrer vor niemandem Halt machte. Da antwortete er: »Die Zeiten sind heutzutage schon so schlecht, dass man gezwungen ist, vor Leuten die Hand aufzuhalten, denen man sie im Normalfall nicht einmal reichen würde.«
Es gab das Gerücht, Altenberg wäre gar nicht so arm wie er stets behauptete. In der Tat schnorrte er einmal Karl Kraus um zehn Kronen an. Als dieser bedauerte, nicht so viel bei sich zu haben, ließ Altenberg nicht locker: »Gib mir zehn Kronen!«
»Schau, Peter, ich würde sie dir gerne geben, aber ich hab’s wirklich nicht.«
Darauf Altenberg, ganz selbstverständlich: »Weißt was, ich borg’s dir!«
Altenberg, der zeitlebens in Hotels wohnte, war auch Wiens erster »Gesundheitsapostel«. Tatsächlich lebte er nach strengen Diätvorschriften und behauptete von sich, »sogar in der kältesten Nacht des Jahres bei offenem Fenster zu schlafen«.
Ein Freund stellte ihn einmal zur Rede: »Peter, ich bin gestern Nacht am Grabenhotel vorbeigegangen, aber dein Zimmerfenster war fest verschlossen.«
»Na und«, erwiderte Altenberg, »war gestern die kälteste Nacht des Jahres?«
Der Arzt fragt Altenberg während der Untersuchung: »Trinken Sie?«
»Ja.«
»Rauchen Sie?«
»Ja.«
»Von jetzt an dürfen Sie weder trinken noch rauchen.«
Altenberg zieht sein Hemd an und geht zur Türe.
»Halt!«, ruft der Doktor, »ich bekomme drei Gulden für meinen Rat.«
»Ich nehme ihn nicht an«, sagt Altenberg und ward nicht mehr gesehen.
Altenberg, Egon Friedell und Alfred Polgar sind zum Tarock verabredet. Ehe Polgar die Karten verteilt, fragt er den »Schnorrer« Altenberg: »Spielen wir um zehn Groschen oder um die Ehre?«
»Spielen wir um die Ehre«, sagt Altenberg. »Die ist entschieden billiger.«
AXEL VON AMBESSER
Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur
* 22. 6. 1910 Hamburg † 6. 9. 1988 München. Eigentlich Alexander Eugen von Oesterreich. Gelangte nach seinem ersten Engagement an den Hamburger Kammerspielen nach Augsburg und München. 1936 bis 1945 in Berlin und Wien als Schauspieler tätig, ab 1946 in München. Schrieb Komödien wie »Das Abtrünnige in Herrn Gerstenberg«, inszenierte Nestroy u. v. a.
Als Ambesser einmal im Theater in der Josefstadt gastierte, wurde er von einem Garderobier ständig als »Herr Professor« angesprochen, wogegen er sich immer wieder zur Wehr zu setzen versuchte.