Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus
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VICTOR ADLER
Arzt und Politiker
* 24. 6. 1852 Prag † 11. 11. 1918 Wien. Einiger und erster Führer der österreichischen Sozialdemokratie. Ordinierte als praktischer Arzt im Haus Berggasse Nr. 19, in den späteren Ordinationsräumen Sigmund Freuds. 1905 Reichsratsabgeordneter, 1918 Mitbegründer der Ersten Republik und Staatssekretär des Äußeren in der Provisorischen Regierung Karl Renners.
Als Victor Adler sich nach dem Gründungsparteitag der Sozialdemokratischen Partei Österreichs wegen Aufwiegelung zu verantworten hatte, verglich ihn der öffentliche Ankläger mit einem Mann, der mit einer brennenden Fackel in einem Magazin voller Pulverfässer umhergehe. Darauf Adler: »Wenn Sie die Explosion nicht haben wollen, Herr Staatsanwalt, dann räumen Sie die Pulverfässer weg.«
Auch andere Aussprüche, die Adler in den zahlreichen, gegen ihn geführten Prozessen von sich gab, sind legendär. So sagte er einmal zu seinem Richter: »Es sind mir schon so viele Verbrechen, Vergehen und Übertretungen zur Last gelegt worden, als man überhaupt anständigerweise begehen kann.«
Als Lenin bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs von der österreichischungarischen Polizei in Galizien festgenommen wurde, bat er den Chef der Sozialdemokratischen Partei telegrafisch um Hilfe. Victor Adler ersuchte im Wiener Innenministerium um Lenins Freilassung.
»Können Sie garantieren«, fragte der Minister, »dass dieser Lenin auch wirklich ein Gegner des Zaren ist?«
»Exzellenz«, antwortete Adler, »Lenin war bereits ein Feind des Zaren, als Eure Exzellenz noch dessen Freund waren. Er ist jetzt ein Feind des Zaren, da auch Eure Exzellenz sein Feind sind. Und er wird ein Feind des Zaren sein, wenn Eure Exzellenz vielleicht schon wieder sein Freund sein werden.«
JOSEF AFRITSCH
Politiker
* 13. 3. 1901 Graz † 25. 8. 1964 Wien. Der Sozialdemokrat trat als Gartentechniker in den Dienst des Wiener Stadtgartenamts ein. Verhaftung 1942, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Wiener Gemeinderat und Amtsführender Stadtrat für Verwaltungsangelegenheiten. 1959 bis 1963 Innenminister, danach Regierungskommissär der Wiener Internationalen Gartenschau.
Kremlchef Nikita Chruschtschow wurde von der Bevölkerung sehr herzlich aufgenommen, als er Österreich 1960 einen offiziellen Staatsbesuch abstattete«, erinnerte sich der für die Sicherheit des Ministerpräsidenten verantwortliche Wiener Polizeipräsident Josef Holaubek. Der Grund dafür: Chruschtschow hatte die Reduktion der österreichischen Erdöllieferungen an die UdSSR genehmigt. »Davon profitierte nun Innenminister Josef Afritsch, der dem sowjetischen Politiker sehr ähnlich sah. Afritsch fuhr im offenen Wagen durch die Stadt, und die Wiener jubelten ihm zu, denn alle glaubten, er sei Nikita Chruschtschow. Der aber schlief auf dem Rücksitz, um sich von den Strapazen des Staatsbesuchs zu erholen.«
ROSA ALBACH-RETTY
Schauspielerin
* 26. 12. 1874 Hanau/Deutschland † 26. 8. 1980 Baden bei Wien. Nach ihrem Debüt in Berlin ab 1895 am Deutschen Volkstheater in Wien und ab 1903 am Burgtheater, Hofschauspielerin (Aase in »Peer Gynt«, Mrs. Edna Savage in »Eine sonderbare Dame« u. v. a.). Mutter des Filmschauspielers Wolf Albach-Retty, Großmutter von Romy Schneider. Langjährige Doyenne des Burgtheaters.
Ein besonderes Fest im Wiener Burgtheater. Rosa Albach-Retty, die letzte noch lebende k. u. k. Hofschauspielerin, beging 1974 in außergewöhnlicher Frische ihren 100. Geburtstag. Bundespräsident, Kanzler und das gesamte Ensemble waren anwesend, als Burgtheaterdirektor Gerhard Klingenberg die Jubilarin unter tosendem Applaus auf die Bühne bat – nicht ohne vorher anzukündigen, dass ihre zwei Kollegen, die Kammerschauspieler Attila Hörbiger und Richard Eybner, jeweils 78 Jahre alt, ihr dabei behilflich sein würden.
Kaum stand die Hofschauspielerin auf der Bühne, wies der Direktor darauf hin, wie leichtfüßig sie, Arm in Arm mit den beiden Herren, die Stiegen erklommen hätte. Worauf Rosa Albach-Retty lachend erwiderte: »Ich wär ja noch schneller da gewesen, wenn ich nicht den Hörbiger und den Eybner hätt raufschleppen müssen.«
Die Hundertjährige wurde gefragt, wie sie sich in ihrem Altersdomizil der Vereinigung Künstler helfen Künstlern in Baden bei Wien fühle. »Na ja«, antwortete sie, »es ist ja ganz nett, aber es sind halt lauter alte Leute dort.«
EDUARD ALBERT
Arzt und Schriftsteller
* 20. 1. 1841 Senftenberg bei Königgrätz/Tschechoslowakei † 25. 9. 1900 ebd. Vorstand der I. Chirurgischen Klinik in Wien, Pionier der Orthopädie. 1876 gelang ihm die erste Nerventransplantation am Menschen, später führte er die antiseptische Behandlung in Österreich ein. Gründete eine Heilstätte in Istrien. Ab 1895 Mitglied des Herrenhauses. Auch als Dichter und Übersetzer überaus begabt.
In die Ordination des berühmten Chirurgen Eduard Albert kam ein eleganter alter Herr, vom Typus Reiteroffizier. »Herr Professor«, sagte der Patient, »ich möchte Sie wieder konsultieren.«
»Wieder? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir uns schon einmal …«
»Sie haben mich doch an den Hämorrhoiden operiert, Herr Professor!«
»Tatsächlich? Darf ich bitten?« Professor Albert wies den Herrn an, sich auf den Behandlungstisch zu legen.
Der Arzt beugte sich nun über ihn und fuhr zurück, frohes Wiedererkennen in der Stimme: »Oh, meine Verehrung, Herr Graf!«
PETER ALEXANDER
Schauspieler und Entertainer
* 30. 6. 1926 Wien † 12. 2. 2011 ebd. Eigentlich Peter Alexander Neumayer. Nach Medizinstudium und Reinhardtseminar Engagements am Bürgertheater, am Kabarett Simpl und im Theater in der Josefstadt. Zahlreiche Musikfilme wie »Die süßesten Früchte« (1952), »Die Abenteuer des Grafen Bobby« (1961), »Die Fledermaus« (1962). Langjährige TV-Show: »Peter Alexander präsentiert Spezialitäten«.
Der erste Film, den der spätere Publikumsliebling Peter Alexander drehte, hieß Verliebte Leute, und er handelte von drei jungen Männern, die mit einem Wohnwagen in den Süden ziehen. Peter Pasetti und Rudolf Platte waren bereits fix engagiert, ehe Franz Antel für die Rolle des Dritten den noch unbekannten Peter Alexander auswählte, den er kurz vorher in einem Theaterstück gesehen hatte.
Doch der machte damals, im Sommer 1954, mit Ehefrau Hilde gerade Urlaub. »Irgendwo in Italien«, mehr wusste man nicht.
Antel setzte alle Hebel in Bewegung, konnte Alexander aber nicht ausfindig machen. In seiner Verzweiflung wandte sich der Regisseur wenige Tage vor Drehbeginn mit der ungewöhnlichen Bitte, Peter Alexander aufzutreiben, an die Wiener Polizei.
»Was hat er denn ausg’fressen?«, fragte ein gemütlicher Bezirksinspektor. »Gar nix«, beruhigte Antel und erklärte die Situation.
Der