Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus

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Das heitere Lexikon der Österreicher - Georg Markus

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Namen in Benutzky umändern.«

      Als Toscanini 1926 an der Mailänder Scala Puccinis unvollendet gebliebene Oper Turandot zur Uraufführung brachte, fiel der Vorhang mitten im dritten Akt, worauf sich der Dirigent dem Publikum zuwandte und die mittlerweile legendären Worte sprach: »Hier endet das Werk des Meisters!«

      Darauf nahm der Wiener Musikkritiker Josef Reitler Bezug, als er wenige Jahre später im Theater an der Wien saß, um für die Neue Freie Presse Benatzkys Operette Adieu, Mimi zu rezensieren.

      Die Ouvertüre setzte mit einem gewaltigen Trommelwirbel ein. Als dieser jäh abbrach, nützte Reitler die so entstandene Pause, um laut und deutlich ins Publikum zu rufen: »Hier endet das Werk des Meisters.«

      Der Komponist trat mit seiner singenden Ehefrau Josma Selim in diversen Kabaretts auf, wobei die Künstlerin ihren Vortrag stets stereotyp einleitete: »Text und Musik von Dr. Ralph Benatzky. Am Flügel der Komponist!« Diese Worte waren ihr derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich sogar am Telefon meldete: »Hier Josma Selim. Am Flügel der Komponist!«

      ARMIN BERG

       Kabarettist

      * 9. 5. 1883 Gussowitz bei Brünn † 23. 11. 1956 Wien. Eigentlich Hermann Weinberger. Trat als Komiker in fast allen Wiener Kabaretts auf, ehe er durch das Chanson »Der Überzieher« populär wurde. 1938 Emigration in die USA, wo er sich durch den Verkauf von Bleistiften und Büromaterial über Wasser hielt. Nach der Rückkehr Auftritte bei Karl Farkas am Kabarett Simpl in Wien.

      Armin Berg schlendert Mitte der dreißiger Jahre gemeinsam mit Hugo Wiener durch die Wiener Herrengasse. Beim neu errichteten Hochhaus angelangt, erkennen sie eine Tänzerin, die mit ihnen in der Femina-Kabarettbar engagiert war, und die hier aus dem Fenster ihrer ebenerdig gelegenen Wohnung blickt. Armin Berg bleibt kurz stehen, schaut die junge Kollegin verwundert an und sagt: »Und dazu wohnt man im Hochhaus?«

      Es gelang dem berühmten Interpreten des »Überziehers« mit seiner Frau nach New York zu emigrieren, wo die beiden in einem großen Miethaus eine Wohnung fanden. Im selben Block lebte eine dralle Amerikanerin, in die sich der Wiener Komiker verliebte. Das Pikante an der Verbindung war, dass die Fenster seiner Wohnung ausgerechnet zum Appartement seiner Angebeteten ausgerichtet waren. Immer wenn Armin Berg die Freundin besuchte, mussten also deren Fenster und Vorhänge hermetisch verschlossen sein, um zu vermeiden, dass das Liebesgeplänkel von der Gemahlin beobachtet würde.

      Prompt vergaß er eines Tages auf diese Vorsichtsmaßnahme. Die Vorhänge blieben geöffnet, und ausgerechnet in dem Augenblick, da Herr Berg von der mit stürmischen Küssen bedeckten Geliebten aufblickte, sah er seiner mehr als erstaunten Gattin ins Antlitz.

      Armin Berg fand in dieser schier unlösbaren Situation den folgenden Ausweg. Er rief seiner Frau, mitten in New York, durchs geöffnete Fenster im deutsch-jiddischen Jargon mit unverkennbar mährischem Einschlag zu: »Ich bin nicht der Armin Berg!«

      Friedrich Torberg trifft am Broadway zufällig seinen Wiener Freund Armin Berg. Der Schriftsteller fragt den Komiker, wie es ihm in New York gefalle. »Hör zu«, sagt Berg, »warum wir da sind, weiß ich. Aber warum sind die Amerikaner da?«

      Nach Wien zurückgekehrt, trat er wieder bei Karl Farkas im Simpl auf. Eines Tages wurde er zur Erledigung einiger Formalitäten aufs amerikanische Konsulat gebeten. Noch ehe Armin Berg dorthin aufbrach, empfahl man ihm – da bekannt war, dass er in der Emigration kaum ein Wort Englisch gelernt hatte – einen Dolmetscher mitzunehmen. Empört erwiderte der Komödiant: »Was brauch ich an Dolmetsch, ich hab acht Jahre in Amerika gelebt, ich kann perfekt Englisch.«

      Erst als man ihm entgegenhielt, es könnten juridische Spitzfindigkeiten erörtert werden, die sich aus seiner Rückkehr ergäben hätten, erklärte er sich bereit, einen Übersetzer mitzunehmen.

      Armin Berg betrat die US-Behörde in der Wiener Schmidtgasse, wo er vom amerikanischen Konsul mit den Worten begrüßt wurde: »How do you do, Mr. Berg?«

      Worauf Armin Berg sich dem Dolmetscher zuwandte und fragte: »Was sagt er?«

      SENTA BERGER

       Schauspielerin

      * 13. 5. 1941 Wien. Erste Filmrolle 1957 in Willi Forsts »Die unentschuldigte Stunde«. Musste das Reinhardtseminar wegen einer Filmrolle verlassen. Mit 17 Jahren am Theater in der Josefstadt, aber immer stärkeres Interesse am Film. 1962 Beginn ihrer Hollywood-Karriere. In den 70ern als ernsthafte Schauspielerin wieder entdekkt, spielte sie in Filmen von Wim Wenders und Volker Schlöndorff.

      Nachdem Senta Berger bereits in Hollywood gedreht hatte, kehrte sie nach Berlin zurück, um in einem Film des Produzenten Arthur »Atze« Brauner eine Rolle zu übernehmen. Im Mittelpunkt einer Szene stand ein Weinkrampf, dessen Darstellung ihr ohne Zuhilfenahme von Zwiebeln oder sonstiger Hilfsmittel vorzüglich gelang. Brauner war begeistert: »Großartig, Senta, wie machen Sie das?«

      »Das ist ganz einfach«, entgegnete die Berger. »Ich brauche nur an meine Gage in Hollywood zu denken und dann fällt mir ein, was Sie mir zahlen. Das ersetzt jede Zwiebel.«

      ELISABETH BERGNER

       Schauspielerin

      * 22. 8. 1897 Drohobycz/Galizien † 12. 5. 1986 London. Eigentlich Elisabeth Ettel. Schauspielschule in Wien, erste Engagements in Innsbruck, Wien, Berlin und München. Gefeierte Bühnen- und Filmschauspielerin, besonders in Shakespeare-Rollen. Emigrierte 1933 nach London, 1940 in die USA. Verheiratet mit dem Regisseur Paul Czinner.

      Elisabeth Bergner absolvierte 1915 die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, an der Maria Eis, Fritz Kortner, Alma Seidler und Adrienne Gessner ihre Studienkollegen waren. Der Bergner sollte die größte Karriere unter den weiblichen Schülern der Akademie gelingen – obwohl dort eine ganz andere als hoffnungsvollstes Talent galt. Ihr Name war Grete Jacobson.

      Bergners Klassenkameradin Adrienne Gessner erzählte die folgende Geschichte: Eines Tages wurde Fräulein Jacobson krank. Die Bergner besuchte sie regelmäßig im Spital und fragte immer wieder, wie sie diese und jene Rolle anlegen würde. Grete zeigte es ihr und spielte der Freundin am Krankenbett jede einzelne Szene detailliert vor.

      Grete Jacobson erholte sich von ihrer Krankheit und ging nach einiger Zeit in eine Vorstellung der Neuen Wiener Bühne in der Wasagasse, wohin die junge Bergner mittlerweile engagiert worden war. Und Grete Jacobson glaubte ihren Augen und Ohren nicht trauen zu können. Denn Elisabeth Bergner spielte die Rolle nicht, wie Elisabeth Bergner sie gespielt hätte – sondern wie Grete Jacobson der Bergner vorgespielt hatte, dass sie sie spielen würde.

      Und dies änderte sich nie mehr. Die Bergner blieb ihr Leben lang immer die Jacobson – und wurde weltberühmt.

      Der Film- und Theaterstar tanzte auf den Herzen zahlreicher Verehrer herum, die Bergner ließ keinen Flirt aus, schien selbst aber gegen jede Form von Liebeskummer immun zu sein. »Der einzige Mann, der mir je Schmerzen zugefügt hat«, sagte sie, »war mein Zahnarzt.«

      Schließlich heiratete sie den Regisseur Paul Czinner, dessen Filme Fräulein Else und Ariane ihr den internationalen Durchbruch brachten. Als Czinner von der europaweiten Verehrung seiner Frau in der Zeitung las, seufzte er: »Kunststück! Europa lebt ja auch nicht mit ihr zusammen.«

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