Wasserschloss zu vererben. Usch Hollmann

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Wasserschloss zu vererben - Usch Hollmann cabrio

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sprichst. Außerdem hatte ich dich als einziges noch lebendes Mitglied meiner Familie zwar zur Beerdigung eingeladen, dich aber nie aufgefordert, mehrere Wochen hier zu verbringen. Du hast mir deine Hilfe in Erbschaftsangelegenheiten angeboten und wenn ich deren je bedarf, werde ich mich an dich wenden, aber nun denke ich, dass es Zeit ist, dass du dich wieder deinen persönlichen geschäftlichen Dingen zuwendest, die mit meinen wenig gemein haben. Und mein von Herrn Wegener gepflegter Park gefällt mir so wie er ist, ich verspüre keinerlei Wunsch nach Modernisierung.“

      Prinz Edwin legt beschwichtigend seine Arme auf die Schultern der Schwester und versucht sie auf die Wange zu küssen.

      „Schwesterherz, jetzt hast du etwas in den falschen Hals bekommen.“

      Er senkt seine Stimme und gibt ihr einen beruhigenden Ton.

      „Ich will dich doch nur vor unüberlegten Schritten und Entscheidungen beschützen, das ist doch meine Pflicht als dein einziger Bruder. Und wenn ich dir rate, dich vom alten Wegener zu trennen, der bei jedem noch so kurzen Treffen das Gespräch unnötigerweise auf seinen vielversprechenden Sohn Harald als einen begnadeten Anwalt bringt, um von seinen gärtnerischen Unterlassungssünden abzulenken – Henriette, das kann doch nur in deinem Sinne sein. Aber bitte, wenn du meinst, auf meine guten Ratschläge verzichten zu können … ich reise morgen früh ab.“

      Er wendet sich zum Gehen, dreht sich aber gleich wieder um. „Allerdings nur, wenn ich mir deinen Wagen ausleihen darf, weil mein Auto immer noch in der Reparatur ist … dem Halunken in der Werkstatt muss ich auch mal die Leviten lesen, was der sich einbildet …“

      Fürstin Henriette unterbricht den Redeschwall des Bruders.

      „Du kannst den Wagen nehmen und ihn behalten, ich wollte mir ohnehin einen etwas kleineren kaufen. Und betrachte deinen „Hinauswurf“ nicht als Unhöflichkeit meinerseits – ich bin es nur nicht gewohnt, immer einen Gast im Hause zu haben, auch wenn der mein einziger Bruder ist. Dahlmann, ich würde jetzt gern meinen Tee trinken, Prinz Edwin wird packen wollen, er verlässt uns morgen.“

      Dahlmann erscheint neuerlich mit dem Tablett und der Teekanne, während Prinz Edwin noch zögert, den Raum zu verlassen. Nur widerwillig geht er durch die Halle, nachdem seine Schwester ihm mit entsprechenden Handzeichen bedeutet hat, dass er entlassen sei.

      „Schwesterherz, wenn ich tatsächlich deinen Wagen haben kann, dann fahre ich lieber noch heute – mein Schreibtisch biegt sich vermutlich unter der eingegangenen Post – in einer halben Stunde bin ich weg.“

      Er nimmt zwei Treppenstufen auf einmal und verschwindet in einem der oberen Räume.

      Dahlmann beginnt den Teetisch zu decken, wobei sie das zweite Gedeck auf dem Tablett belässt.

      „Oder wird Prinz Edwin noch mit Ihnen Tee trinken?“

      „Nein, er hat es jetzt eilig, aber stell die zweite Tasse für dich auf den Tisch und leiste mir Gesellschaft. Warten wir eben noch ab, bis er weg ist – ich kann es kaum erwarten, ihn los zu sein.“

      Sie senkt die Stimme.

      „Er ist mein Bruder, aber ich konnte ihn schon als Kind nicht leiden. Er war der Liebling unserer Mutter. Sie hat ihn nach Strich und Faden verwöhnt und ich war eifersüchtig und bestimmt nicht die liebe große Schwester, die er eigentlich gebraucht hätte. Aber heute ist meine Abneigung gegen ihn noch größer. Er ist arrogant und hinterhältig und manövriert sich von einem finanziellen Desaster ins nächste. Auf diese Weise hat er sein gesamtes Erbe durchgebracht – und wir haben beide gleichviel von unseren Eltern erhalten. Ich fürchte, mit seiner angeblichen Hilfsbereitschaft, was meine nun anstehenden Geldsachen betrifft, versucht er nur, sich bei mir einzuschmeicheln, und hofft in irgendeiner Form auf eine Erbschaft, nun, da Claudia ebenso wie Esther …“

      Sie vollendet den Satz nicht, greift gedankenverloren nach der Zuckerdose und löffelt etwas braunen Kandis in ihrer Teetasse.

      Prinz Edwin kommt, mit einigen Gepäckstücken beladen, geräuschvoll die Treppe hinunter.

      „Gibst du mir den Autoschlüssel und die Papiere, Schwesterherz? Und darf ich ein paar Erinnerungen an Claudia mitnehmen? Zum Beispiel das silberne Besteck, in das ich damals zu ihrer Taufe extra ihre Initialen habe eingravieren lassen?“

      „Du meinst das Besteck, das eigentlich unseren Eltern gehörte? Du warst damals schon ständig in finanziellen Schwierigkeiten und konntest dir als Taufgeschenk nur die Gravur leisten, und sogar die hat Mutter später bezahlt, nachdem der Goldschmied die Rechnung und im Anschluss daran noch zwei Mahnungen schicken musste.“

      „Das hat Mutter dir erzählt? Eine Frechheit! Aber wahrscheinlich war sie da schon ziemlich gaga – ich meine … durcheinander – da hat sie ja allerlei dummes Zeug gefaselt – wie alte Leute eben sind, schwatzhaft und geizig und paranoid. Henriette, pass auf, dass du nicht auch so wirst, das entsprechende Alter hast du ja fast …“

      „Auf Wiedersehen, Edwin, du darfst gehen, das Besteck jedoch bleibt hier. Und was mein Auto betrifft: Ich werde dir den Fahrzeugbrief per Post zukommen lassen, fahr als vorsichtig, dass du nicht schon in einen Unfall verwickelt wirst, ehe der Wagen dir wirklich gehört. Ich wünsche dir allzeit ‚Gute Fahrt‘, aber betrachte mein Heim auch in Zukunft nicht als das deine. Dahlmann, du darfst jetzt für dich und mich den Tee einschenken.“

      Mit gespielter Gelassenheit, aber innerlich zitternd, setzt sie sich in ihren gewohnten Sessel und dreht dem Bruder, der seinerseits die in ihm kochende Wut zu verbergen sucht, den Rücken zu. Die Haustür fällt mit schwerem, dumpfem Schlag ins Schloss.

      Dahlmann nimmt zögernd in dem zweiten Sessel Platz. Die beiden Frauen sehen sich wortlos an, gespannt nach draußen horchend, bis der aufheulende Motor des abfahrenden Wagens nicht mehr zu hören ist.

      „Kotzbrocken!“, entfährt es der Fürstin. Dahlmann versucht ein Lächeln zu verbergen.

      „Wir könnten uns zur Feier des Tages einen Schluck Rum zum Tee gönnen, was meinst du, Dahlmann?“

      „Ja, den haben Sie sich auf jeden Fall mehr als verdient, Fürstin, und ich trinke zur Gesellschaft gern einen mit. Und, wenn Sie erlauben: Das mit dem Kotzbrocken ist durchaus zutreffend, den Begriff habe ich für Prinz Edwin schon seit Jahren.“

      Nahezu gleichzeitig brechen beide in ein erleichtertes, unbändiges Lachen aus. Die Fürstin sucht in ihrer Jackentasche nach einem Taschentuch, um sich die Lachtränen zu trocknen, Dahlmann greift nach einer Papierserviette.

      „Wir haben lange nicht gelacht, Dahlmann. Aber mein Bruder und alle die anderen Leute haben recht, wenn sie einen mit dem überstrapazierten Spruch, ‚Das Leben geht weiter‘, zu trösten versuchen. Wir müssen mit der schrecklichen, brutal veränderten Situation fertig werden. Dazu gehört dann und wann ein befreiendes Lachen.“

      Dahlmann nickt und wischt sich verschämt ihre eigenen Lachtränen ab.

      Es ist ein regnerischer, kühler Frühsommertag. Die beiden Frauen, am Teetisch sitzend, schauen eine Weile schweigend in den Park, wo eben der alte Wegener mit einem Eimer in der Hand an den Rhododendronbüschen vorbeischlurft.

      „Der hat bei der Beerdigung furchtbar geweint, hast du das gesehen, Dahlmann? Er hat Claudia so geliebt, und für Esther war er fast wie ein Großvater … und sein Sohn war auch unter den Trauergästen. Wie heißt er noch? Helmut? Hartmut? Harald? Ja, ich glaube so heißt er, Harald.“

      Dahlmann überlegt.

      „Ja,

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