Wasserschloss zu vererben. Usch Hollmann

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Wasserschloss zu vererben - Usch Hollmann cabrio

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vor der dunklen Taxushecke, leuchten unzählige Dahlien und Gladiolen in der Morgensonne, und an der Backsteinmauer der Remise stehen üppige Reihen mit weiß- und blaublühendem Rittersporn Spalier.

      „Bring deiner Sonja einen Strauß Rittersporn mit – blau ist die Farbe der Treue, denn im Grunde bist du deiner Frau trotz allem treu. Ich möchte diesen Abend nicht vergessen, Peter, denn er hat in mir eine neue Saite zum Klingen gebracht. Aber ich werde in deiner Gegenwart nicht mehr darüber sprechen. Und nun möchte ich Avra nicht länger warten lassen.“

      Sie klopft mit dem Fingerknöchel Abschied nehmend dreimal auf die Tischplatte und verlässt das Büro in Richtung Reitstall.

      „Avra, meine Schöne, lass uns ein bisschen ausreiten und den goldenen Oktober genießen – jaja, dein Fohlen darf mit.“

      Sechs Wochen später.

      Eine SMS:

      „Lieber Peter, könntest du bitte morgen gegen 18 Uhr MEZ diese auf dem Display angegebene Nummer anrufen? Ich muss dich dringend sprechen. C.“

       3

       – Zwanzig Jahre später –

      „Ist das nicht ein wundervoller Frühlingstag, Dahlmann? ‚Nun will der Lenz uns grüßen‘ – haben wir früher in der Schule gesungen … Man wird ein anderer Mensch, wenn endlich die Sonne scheint – und sie wärmt sogar schon. Fühlst du es auch?“

      Fürstin Henriette steht in der offenen Gartentür des Frühstückszimmers von Schloss Wallburg und legt den Kopf in den Nacken, der milden Sonne entgegen. Unter der Rotbuche blühen wie jedes Jahr die blauen Zwerghyazinthen in üppiger Fülle.

      „Der Blumenteppich wird jedes Jahr etwas breiter, hast du das auch beobachtet? Als mein Mann noch lebte, war er längst nicht so ausladend. Schade, dass er diese Pracht nicht mehr erleben kann.“

      Agnes Dahlmann räumt weiter den Tisch ab und trägt das Geschirr in die Küche, ehe sie sich neben die Fürstin stellt und ebenfalls in den Park schaut.

      „Ja, Fürstin, die Sonne hat schon richtig Kraft … ich werde den Sonnenhut vom Dachboden holen. Sie sollten ihn aufsetzen, wenn Sie nach draußen gehen. Man holt sich um diese Jahreszeit schnell einen Sonnenbrand. Sie haben übrigens vor lauter Frühling Ihre Tabletten vergessen, hier, nehmen Sie sie jetzt, ehe ihre Stimmung wieder umschlägt.“

      Die Haushälterin reicht der Fürstin ein Glas Wasser und die alte Meißner Pillendose mit den Medikamenten.

      „Ach, Dahlmann, wenn ich dich nicht hätte … nein, meine Tabletten darf ich nicht vergessen. Manchmal bin ich schon stark versucht, sie abzusetzen, aber wenn ich damit riskiere, wieder so eine Psychose zu bekommen wie vor zwei Jahren – nein, ich werde brav sein und sie weiterhin schlucken … sieh mal da drüben, auf der anderen Seite der Gräfte, ist das nicht der alte Wegener? Was macht er denn da? Ach, er kümmert sich um den abgeblühten Rhododendron, dabei fällt ihm das Strecken und Bücken auch schon schwer. Aber er will ja um nichts in der Welt in Rente gehen. Der Park ist ihm nach wie vor Lebensinhalt. Welch ein Glück für mich. Ohne euch beide wäre ich in dem großen Haus einsam und alleine.“

      „Das dürfen Sie nicht sagen, Fürstin. Sie haben doch auch Claudia und Michael und vor allem Ihre Enkelin, Esther. Übrigens, hat die nicht in der nächsten Woche Geburtstag? Wird sie nicht sogar 18 Jahre alt und damit volljährig?“

      „Gut, dass du mich daran erinnerst, Dahlmann, ich möchte ihr so gerne irgendetwas Ausgefallenes schenken, denn der 18. Geburtstag ist in der Tat etwas Besonderes, nicht wahr? In unserer Jugend wurde man erst mit einundzwanzig Jahren volljährig, erinnerst du dich? Ich weiß noch, dass ich an dem Tag von meiner Mutter eine wunderschöne Perlenkette bekommen habe. Warum habe ich die eigentlich so lange nicht mehr getragen? Echte Perlen müssen getragen werden, sonst verlieren sie ihren Schimmer, aber seit Fürst Raimund vor vier Jahren starb …“

      Wehmütig betrachtet sie ihre Hand mit den beiden Eheringen. Plötzlich kommt ihr ein Gedanke.

      „Ob ich die Kette an Esther weiterverschenke? Sie könnte sie an ihrem Geburtstag tragen, Dahlmann, was meinst du?“

      Dahlmann äußert vorsichtige Bedenken.

      „Wenn Sie mich so fragen – Esther ist ja doch eher etwas … etwas flippig, möchte ich es nennen, und zu ihren bunten Schlabberkleidern passen die niedlichen bunten Glasperlenketten vom Flohmarkt eigentlich besser als wertvolle echte Tiefseeperlen, oder?“

      „Ja, du hast wieder mal Recht. Vielleicht sollte ich sie ihr erst zum Abitur in drei Wochen schenken … Was haben wir eigentlich Claudia damals geschenkt, als sie ihr Abi bestanden hatte? Kannst du dich daran erinnern?“

      Agnes Dahlmann spielt mit den Bändern ihrer Schürze.

      „Oh ja, das weiß ich noch. Sie haben ihr nach langen erbitterten Diskussionen erlaubt, die heiß ersehnte Au-pair-Stelle in Amerika anzutreten. Fürst Raimund war dagegen und Sie hatten es seinerzeit auch bereut, ihr diese Auszeit als Belohnung für ihr glänzend bestandenes Abitur versprochen zu haben. Aber Claudia hat nicht lockergelassen. Die Reise in die Staaten, das war Ihr Abiturgeschenk an sie. Das Kind war so glücklich, als sie in den Flieger stieg …“

      „Und sie war völlig verändert, als sie nach knapp einem Jahr schon wieder zurückkam. Nicht nur, dass sie zugenommen hatte, was wohl an der für uns Europäer eher ungewohnten amerikanischen Küche gelegen haben mag. Und die überzähligen Pfunde waren ja auch schnell wieder verschwunden. Bei der Hochzeit mit Michael war sie jedenfalls gertenschlank und hübsch wie eh und je, aber irgendwie verändert. Das fiel sogar meinem Mann auf. Sie war eigenartig mild und fügsam geworden, längst nicht mehr so aufmüpfig wie vorher. Wir haben uns oft gefragt, was sie wohl so verändert haben mag. Hat sie sich dir gegenüber auch nicht geäußert?“

      Agnes Dahlmann schüttelte den Kopf.

      „Nein, sie hat auch mir nie viel von ihrem Amerikaaufenthalt erzählt, obwohl ich sie mehrfach gebeten hatte, mir zum Beispiel von dem so häufig zitierten ‚way of life‘ der Amerikaner zu berichten. Aber es kam nicht viel dabei heraus. Es habe häufig ‚Fast Food‘ gegeben und dazu Cola, das Lieblingsgetränk der Amerikaner, deshalb habe sie auch so zugenommen. Und sie hat ihr Fahrrad vermisst, in Boston würden auch die kleinsten Entfernungen mit dem Auto erledigt. Stattdessen würde in der Freizeit gejoggt, was das Zeug hält … nein, viel Neues war da nicht zu erfahren.“

      „Aber die Familie, deren Kinder sie als Au-pair-Girl zu betreuen hatte, soll doch eigentlich nett gewesen sein, oder nicht?“

      „Ja, das habe ich auch so verstanden, besonders das Baby sei so süß gewesen … an dem hat sie wohl gehangen, aber ansonsten waren keine Details aus ihr herauszubekommen. Sie muss sehr unter Heimweh gelitten und viel geweint haben.“

      „Wir waren enttäuscht, dass sie so selten angerufen hat – vielleicht deshalb, weil sie nicht zugeben wollte, dass sich dieser Trip doch nicht als das ideale Abiturgeschenk erwiesen hat – obwohl sie es sich so sehr gewünscht hatte. Arme Claudia … Wie gut, dass sie sich sofort nach ihrer Rückkehr ihrem Michael in die Arme gestürzt hat. Ich denke gern an diese Hochzeit zurück. Was für ein schönes Paar sie waren, das sagten alle. Und mein Mann war so glücklich, endlich einen ‚Sohn‘ zu haben, wenn auch nur einen Schwiegersohn.“

      „Ja, sie waren ein schönes Paar, ich erinnere

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