Wasserschloss zu vererben. Usch Hollmann

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Wasserschloss zu vererben - Usch Hollmann cabrio

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seiner immer auffälliger werdenden gesundheitlichen Probleme viele Jahre genießen können. Nicht traurig sein an so einem herrlichen Frühlingstag … Wir sollten lieber darüber nachdenken, was ich heute kochen könnte. Wie wär’s mit frischem Spinat aus dem Treibhaus? Weggi hat schon vor ein paar Tagen voll Stolz berichtet, man könne eine erste Mahlzeit ernten. Also?“

      Die Fürstin schenkt ihrer Haushälterin ein dankbares Lächeln.

      „Eine gute Idee, Dahlmann, junger Spinat mit Stampfkartoffeln, gerösteten Zwiebelringen und Spiegeleiern. Ich werde im Hühnerstall nachsehen, ob die Hennen schon in Legestimmung sind.“

      Sie öffnet die Flügeltür und will gerade die Terrasse betreten, als das Telefon klingelt.

      „Soll ich …?“ Dahlmann sieht die Fürstin fragend an.

      „Nein, ich gehe schon … Hallo Claudia, guten Morgen … Dahlmann und ich haben gerade von dir gesprochen, und davon, dass Esther nächste Woche Geburtstag hat und dass ich ihr gerne etwas besonders Hübsches schenken möchte … ich weiß nur noch nicht was. Hast du eine Idee? – Ach so, dann kann ich mir ja noch Zeit lassen …“

      Sie bedeckt die Sprechmuschel mit der freien Hand und wendet sich zu Dahlmann. „Sie werden nach Juist fliegen und an dem Tag gar nicht zu Hause sein“, informiert sie diese mit flüsternder Stimme.

      „Nun, wenn ihr dem Kind damit eine Freude macht, dann ist das sicher eine gute Idee? – Wie sind denn die Wetteraussichten? – Aber baden wird man noch nicht können, oder? – Ach so, das Hotel hat einen Wellnessbereich – Michael nimmt sich extra das Wochenende frei, gut so – nun ja, wenn die einzige Tochter volljährig wird …“

      Sie bedeutet Dahlmann mit einer Handbewegung, dass es ein längeres Gespräch werden wird und geht, den Hörer am Ohr, über die Terrasse in den Park. Mutter und Tochter unterhalten sich angeregt und ausführlich.

      „Gestern hatte Michael einen neuen Klienten, einen Amerikaner, dem Michaels Kanzlei empfohlen worden war, weil seine Frau – also ich – ein ausgezeichnetes Englisch bzw. Amerikanisch spräche und es deshalb keine Verständigungsprobleme geben werde. Da war ich richtig stolz, dass ich Michael auch dieses Mal helfen kann – es wird ein schwieriger und langwieriger Prozess werden, aber …“

      Die Fürstin unterbricht.

      „Dann war dein damaliges Jahr in Amerika doch keine verplemperte Zeit, oder? Wenigstens konntest du dich sprachlich so sehr verbessern, dass du auch in schwierigen juristischen Fällen dolmetschen kannst. Ansonsten hatten wir immer eher den Eindruck, dass du damals keine glückliche Zeit hattest – du hast jedenfalls nie viel erzählt. Sogar Dahlmann erinnert sich, dass du ein Gespräch über deine Zeit in Amerika nach Möglichkeit vermieden hast. Warum eigentlich?“

      „Ach, Mama, klammern wir dieses Thema endgültig aus, es liegt so weit zurück, lassen wir die Vergangenheit ruhen. Ich habe sofort nach meiner Rückkehr Vaters Wunsch entsprochen und Michael geheiratet, damit er endlich einen ‚Sohn‘ hatte, und …“

      Wieder unterbricht die Fürstin.

      „Soll das heißen, dass du Michael nur Vater zuliebe geheiratet hast? Das kann und will ich nicht glauben, dass diese Ehe für dich ein Opfer war. Nein, Claudia, du warst mit Michael verlobt und hast ihn auch geliebt und, soweit ich das als Mutter erkennen kann, führt ihr eine gute Ehe, seid gesellschaftlich anerkannt, habt keinerlei finanzielle Sorgen, und ein zusätzlicher Beweis von Liebe ist eure Tochter Esther. Mach mir nicht das Herz schwer, indem du das abstreitest.“

      „Mutter, bitte, noch einmal – lassen wir das Thema Amerika endgültig in der Versenkung verschwinden, zumal Esther gerade kommt und noch ein paar Worte mit dir wechseln möchte. Aber bitte nicht mehr zu lange, ich erwarte noch einige Anrufe … Bussi.“

      „Hallo Großmutter.“

      Esthers junge fröhliche Stimme erreicht das Ohr der Fürstin. „Hast du gehört, dass Papa sich zu meinem Geburtstag frei nimmt und wir mit einem Privatflieger nach Juist fliegen? Ist das nicht toll? Nur wir drei? Papa hat sogar versprochen, dass er das ganze Wochenende sein Smartphone abschalten und nicht anrühren wird. Da bin ich ja gespannt, ob er das durchhält … das wäre ein wirklich echtes Geschenk. Was sagst du dazu?“

      „Ich freue mich mit dir, Kleines. Apropos Geschenk: Womit könnte denn ich meiner einzigen Enkelin eine Geburtstagsfreude machen? Gibt es da nicht einen vielleicht geheimen Wunsch, den deine Großmutter dir erfüllen könnte? Na? Überleg doch mal …“

      „Omilein, also wenn ich mir wirklich etwas wünschen darf … ich habe vor ein paar Wochen bei euch auf dem Dachboden in dem großen Schrank, bei dem die Türe so klemmt, eines von deinen alten Kleidern gesehen, so ein buntes mit ganz großen Blumen darauf und mit einem weiten Rock – das ziehst du bestimmt nie mehr an, aber ich würde es schrecklich gern zu unserer Abiturfeier tragen – wir wollen alle in Kleidern von ‚anno dunnemals‘ erscheinen – und dieses Kleid finde ich so was von süß … bittebitte, Omi, ich passe auch ganz bestimmt auf, dass es nicht kaputtgeht, und …“

      Esthers Stimme ist ganz klein und kindlich geworden und endet mit einem großen akustischen Fragezeichen. Die Fürstin kann sich eines Lächelns nicht erwehren.

      „Wenn wir dasselbe Kleid meinen, dann sprechen wir von meinem Tanzstundenkleid … das hat mir unsere damalige Hausschneiderin genäht. Es ist aus sogenanntem Georgette, ein Stoff, den es heute fast gar nicht mehr gibt. Meine Mutter fand damals, der Ausschnitt sei für ein junges Mädchen viel zu tief – ich hatte schon zu meiner Tanzstundenzeit einen deutlich erkennbaren Busen – doch die Schneiderin hat meiner Mutter alle Bedenken ausgeredet. Aber sie musste aus einem Rest des Stoffs ein Tüchlein nähen, das man, zu einer Rose gefältelt, mit einer Schmucknadel am Ausschnitt befestigen konnte, um damit das Dekolleté zu verkleinern.“

      „Genau, und diese Rose und sogar die altmodische Schmucknadel stecken immer noch an dem Ausschnitt“, fuhr Esthers fröhliche Stimme dazwischen. „Omi, schenkst du mir das Kleid zum Geburtstag? Dann brauchst du dir auch gar nicht mehr weiter den Kopf zu zerbrechen. Und das gilt dann gleich als Abiturgeschenk – wenn ich es denn bestehe und nicht mit Pauken und Trompeten durchrassle, aber es sieht nicht schlecht aus, was meine Vorzensuren betrifft – ach Omilein, bitte.“

      „Okay, versprochen, es soll dir gehören und es macht mir Freude, dass du dir etwas wünschst, was mit mir zu tun hat. Ich wollte es übrigens schon lange zusammen mit anderen Kleidern aus dem alten Schrank in einen Theaterfundus geben, denn manchmal werden gerade die Kleider aus jenen Jahren gesucht, aber wenn meine Enkelin sich damit auf ihr Abiturfest traut … umso besser. Übrigens hat Großvater mich damals in dem Kleid kennengelernt.“

      „War Großvater etwa mir dir zusammen in der Tanzstunde?“

      „Nein, er war ja viel älter als ich – wo er mich in dem Kleid gesehen hat? Bei einem Besuch bei meinen Eltern, er war damals in verschiedenen Adelsfamilien auf Brautschau – seine Zukünftige sollte unbedingt ebenfalls adelig sein. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Ja, er war ein bisschen sehr standesbewusst. Deswegen hat er ja auch so großen Wert darauf gelegt, dass seine Tochter Claudia, also deine Mama, deinen Vater, Michael zu Lauenstein heiratet. Vielleicht würde er heute das mit der adeligen Herkunft nicht mehr ganz so eng sehen, aber ich bin froh, dass es so gekommen ist, denn sonst hätte ich dich ja nicht, meine einzige Enkelin – und das wäre nun wirklich sehr bedauerlich.“

      „Und ich hätte nicht die beiden besten Großmütter der Welt, nämlich dich und Oma Charlotte. Nun siehst du, welch eine wichtige Rolle dein geblümtes Tanzstundenkleid in deinem und meinem Leben spielt – wie lieb

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