Reise Know-How Wohnmobil-Handbuch. Rainer Höh
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Allerdings sind Ausbaumobile nicht wesentlich billiger als entsprechende und weit geräumigere Alkovenmodelle. Die Preise für schlichte PKW-Modelle beginnen bei etwa 25.000 €, für günstige Kastenwagen bei ca. 30.000 €. Für durchschnittliche Ausbaumobile ist mit 35.000 bis 45.000 € zu rechnen. Wegen Kältebrücken im Metallaufbau sind sie allerdings nicht optimal isoliert und nur bedingt wintertauglich. Andererseits gewinnen Kastenwagen (Vans) – vor allem die mittleren bis größeren Modelle wie Mercedes Sprinter und Fiat Ducato – eben wegen ihrer Vielseitigkeit und Alltagstauglichkeit inzwischen zunehmend an Beliebtheit.
Alkovenfahrzeug: das Familien-Reisemobil
Ein Blick in Messehallen oder den Fuhrpark der Vermieter beweist: Alkovenmobile haben sich mit Abstand als die beliebtesten Familien-Wohnmobile durchgesetzt.
Von der Serienkarosserie bleibt hier nur das Fahrerhaus. Dahinter wird auf das Chassis eine breitere, längere und höhere Wohnkabine gesetzt, die durch ihre senkrechten Seitenwände deutlich mehr Platz bietet als jede Serienkarosserie. Zudem schiebt sich über das Fahrerhaus eine Schlafnische für zwei Personen, der Alkoven, der diesen Modellen den Spitznamen „Nasenbären“ eingetragen hat.
Sie bieten neben großzügigerem Innenraum eine standardmäßige Ausstattung mit großem Küchenblock, Warmwasser, Dusche und WC, sind besser isoliert und mit frostsicher untergebrachtem oder beheiztem Wassertank auch bedingt wintertauglich.
Durch den überstehenden Alkoven ist ihre Aerodynamik jedoch schlecht. Daher steigt der Spritverbrauch bei höheren Geschwindigkeiten oder Gegenwind spürbar an. Tests haben gezeigt, dass der Luftwiderstand eines Alkovenmobils mit über 40 % höher ist als der eines „Integrierten“, während er beim „Teilintegrierten“ nur etwa 10–15 % höher ist (s. u.). Da der Luftwiderstand bei zunehmender Geschwindigkeit immer rascher steigt, fällt er besonders auf der Autobahn oder bei starkem Gegenwind ins Gewicht. Alkovenmodelle brauchen dann ca. 1,5–2 l mehr Treibstoff pro 100 km als vergleichbare Integrierte. Fahrzeuge mit großem Hecküberhang sind zudem empfindlicher gegen Seitenwind.
Alkovenmodelle sind in einer breiten Auswahl verschiedener Größen und Grundrisse erhältlich. Allerdings sind selbst die kleineren Varianten ab ca. 5,50 m nur noch sehr bedingt für den Alltag geeignet.
Der Alkoven sollte gute Möglichkeiten zum Lüften bieten (Dachluke, Seitenfenster), aber in Fahrtrichtung kein Fenster haben, da dort der Winddruck meist früher oder später zu undichten Stellen führt. Bei Fahrzeugen mit vielen Schlafplätzen ist darauf zu achten, dass die Zuladekapazität der Personenzahl angemessen ist.
Preisgünstige Alkovenmodelle mit einfacher Ausstattung bekommt man ab 40.000 € bis 50.000 €, im Durchschnitt ist mit etwa 60.000 € bis 70.000 € zu rechnen. Es gibt aber auch in dieser Kategorie Luxusmodelle für 100.000 € bis 250.000 €.
Teilintegrierte: Komfort für zwei Personen
Sie ähneln den „Nasenbären“, da auch hier das Fahrerhaus beibehalten wird, haben aber anstatt der „Nase“ nur eine flache Haube. Daher sind sie deutlich aerodynamischer und haben ein besseres Fahrverhalten. Zudem sind sie durch ein tieferes Chassis oft niedriger und bieten einen bequemeren Einstieg. Da die Betten im Alkoven entfallen (manchmal ersetzt durch ein Hubbett, das über die Frontsitze abgesenkt werden kann), werden die Teilintegrierten bevorzugt als 2-Personen-Modelle ausgebaut und sind vor allem bei älteren Paaren gefragt. Sie haben dann meist eine luxuriöse Sitzgruppe mit Sofa vorn und ein fest eingebautes Bett oder separates Schlafzimmer im Heck. Die Preise bewegen sich um 40.000 € bis 80.000 €.
Integrierte: die „Königsklasse“
Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die sogenannten „Integrierten“: Wohnmobile, bei denen auch das Fahrerhaus mit in den Wohnbereich einbezogen (integriert) wird. Die gesamte Karosserie einschließlich Fahrerkabine ist hier durch einen isolierten Sandwich-Aufbau mit senkrechten Außenwänden ersetzt, der unbeeinflusst vom Basisfahrzeug individuell und aerodynamisch gestaltet werden kann. Dadurch erhält man ein optimales Raumangebot, einen sehr großzügigen Fahrerraum mit riesiger Frontablage und einer Panoramascheibe wie bei einem Omnibus. Manchmal entfällt auch die Beifahrertür, welche durch Regale und Fächer für Reiseliteratur, Karten, Kamera etc. ersetzt wird – und gelegentlich sogar die Fahrertür! Die Sitze für Fahrer und Beifahrer lassen sich nach hinten drehen, sodass sie auch innerhalb des Wohnbereichs genutzt werden können. Über den Vordersitzen befindet sich manchmal ein absenkbares Hubbett für zwei Personen.
Meist haben Integrierte zudem eine feste Polstergruppe, eine Nasszelle mit separater Dusche und ein fest eingebautes Heckbett oder ein separates Schlafzimmer (teils erhöht über einem großzügigen Heckstauraum oder einer Garage für Fahrrad, Motorrad oder gar für einen Kleinwagen). Trotz ihrer Größe werden auch die Integrierten gerne als luxuriöse Mobilwohnung für zwei Personen genutzt, es gibt jedoch auch Modelle mit 4–7 Schlafplätzen.
Durch die Bauweise aus einem Guss gibt es keine kritischen Übergänge zwischen Serien-Fahrerhaus und Wohnkabine, die mit der Zeit undicht werden könnten. Zudem ist der Integrierte naturgemäß windschnittiger als der Nasenbär und daher schneller und günstiger im Verbrauch. Die riesige Frontscheibe kann allerdings im Winter Probleme bei der Isolierung bereiten (mit Thermo-Matten oder Rollläden isolieren) und im Sommer zu einer starken Aufheizung führen. Außerdem sind diese Modelle schon durch ihre Bauart ca. 5000–8000 € teurer als vergleichbare Alkovenfahrzeuge. Zudem werden oft teurere Materialien verwendet (z. B. Edelholz und Leder statt Kunststoff) und luxuriösere Ausstattungen eingebaut (Warmwasserheizung, Klimaanlage, Satelliten-TV etc.). Die Preise beginnen bei etwa 65.000 €, für ein gut ausgestattetes Modell der mittleren Preislage muss man um die 80.000 € rechnen und Luxusmodelle auf Omnibus-Chassis (z. B. von Niesmann, Concorde und Morelo) kosten zwischen 150.000 € und 500.000 € oder sogar noch deutlich mehr.
Das Hubbett über dem Fahrerhaus wird zum Schlafen einfach heruntergeklappt (043wh lc)
Pick-up-Camper: vielseitige Exoten
Eine sehr interessante, wenngleich bei uns relativ wenig verbreitete Lösung bietet ein Pick-up oder Pritschenwagen (Heckantrieb oder meist Allrad) mit aufgesetzter Alkoven-Wohnkabine. Diese Kombination erspart den Zweitwagen und bietet vielfältige Möglichkeiten. Sie ist schnell, wendig, kompakt und geländegängig. Und die Kabine lässt sich rasch absetzen, sodass man das Basisfahrzeug zu Hause oder am Zielort separat für Fahrten und Transporte verwenden kann.
Geeignete Basisfahrzeuge sind als Einfach-, Eineinhalb- oder Doppelkabiner zu bekommen (z. B. japanische Pick-ups oder VW-Pritschenwagen) und bieten Platz für zwei bis fünf Personen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Pick-up ist dafür geeignet. Vor allem der Hecküberhang macht manchem Fahrzeug sehr zu schaffen, sofern die Stoßdämpfer nicht entsprechend angepasst werden. Mir ist ein Opel Campo (Isuzu) trotz einer TÜV-Abnahme von Aufbau und Federung auf der Straße einfach zerbrochen!
Die Wohnkabinen sind meist für zwei bis vier Personen ausgestattet, allerdings ist das Raumangebot deutlich knapper als in den üblichen Aufbaumobilen. Die Energievorräte und die Tanks sind kleiner und es gibt meist keinen Durchgang zwischen Fahr- und Wohnbereich (allenfalls einen Durchschlupf). Für eine komplett ausgestattete Absetzkabine muss man ca. 20.000 € bis 30.000 € investieren. Außerdem sind auch Leerkabinen zum Selbstausbau erhältlich (–>).
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