Elfenzeit 2: Schattendrache. Verena Themsen

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Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen Elfenzeit

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knabberte daran herum, während sie erneut die Liste studierte.

      »Odenheim, Heppenheim, Amorbach, Bad König, Hiltersklingen/Hüttenthal, Reichenbach, Grasellenbach«, murmelte sie leise und sah zu David. »Mir sagt ein Name so wenig wie der andere. Am besten suchen wir diese Orte nacheinander so auf, wie sie auf der Liste stehen.«

      Nina lachte. »Es wäre besser, zuerst auf der Karte eine Route festzulegen, denn die Orte sind nicht regional sortiert. Das kostet sonst zu viel Zeit.«

      Etwas in Rian zog sich zusammen als Nina dieses Wort verwendete, und vor ihrem inneren Auge tauchten fallende Blätter auf und die weiße Strähne im Haar ihres Vaters. Sie spürte, dass sie blass wurde.

      Auch Nina schien aufzufallen, dass etwas nicht stimmte. Sie hielt im Kauen inne und starrte Rian an.

      »Habe ich was Falsches gesagt?«, fragte sie mit besorgtem Blick.

      Rian schüttelte den Kopf. »Nein, mir ist nur etwas eingefallen. Ja … ja, ich denke auch, wir sollten uns erst auf einer Karte anschauen, wo diese Orte sind.«

      Nina nickte. »Wenn ihr morgen nicht zu früh loswollt, hätte ich einen Vorschlag für euch.«

      »Ja?«, fragte David.

      Nina warf ihm einen kurzen Blick zu, der von schüchterner Koketterie war, und starrte dann mit leicht geröteten Wangen wieder auf ihren Teller, ohne dass ihre Gabel auch nur zuckte. »Ihr könntet mich morgen nach der Arbeit im Museum abholen. Ich fahre mit euch zu dem Autohändler und bringe eine Karte der ganzen Region vom Odenwald bis zum Kraichgau mit, damit können wir eure Routen planen.«

      »Oh, aber wir wollen dir keine Umstände machen«, meinte Rian und warf ihrem Bruder einen scharfen Blick zu. Keine Frage, dass er das gerade eingefädelt hatte.

      »Ehrlich gesagt, ich habe ein paar Tage frei und weiß nicht, was ich damit anstellen soll. Da ich ohnehin für meine Arbeit recherchieren muss, warum sollen wir das nicht gemeinsam unternehmen?«

      »Das klingt verführerisch«, antwortete David.

      Rian sah, wie Ninas Brust sich kurz unter einem tiefen Atemzug hob und senkte. »Großartig!« Nina errötete leicht und konzentrierte sich hastig auf ihren Salat.

      *

      Nina starrte auf den Bildschirm des Computers, ohne wirklich etwas zu sehen. Es war ein Fehler gewesen, nach dem Abendessen noch im Hotel zu bleiben. Nicht wegen der tollen Cocktails, die David gemixt hatte, und die am Morgen keinerlei Nachwirkungen gezeigt hatten. Auch nicht, weil sie viel zu spät ins Bett gekommen war. Sie war ein gewisses Maß an Schlafmangel gewohnt, denn sie dehnte ihre Abende auch unter der Woche ab und zu aus. Nein, der Fehler hatte darin bestanden, dass es am Ende nicht ihr eigenes Bett gewesen war, in dem sie geschlafen hatte, sondern Davids.

      Sie hob in einer unbewussten Bewegung die Hand und berührte ihre Wange dort, wo David es getan hatte. Noch immer spürte sie das leichte Prickeln, als sei ein Funke übergesprungen, der ausgehend von seinen Fingern ihren ganzen Körper erfasste. Wieder durchlief sie das leichte Schaudern und ihre Härchen richteten sich auf. Unwillig schüttelte sie den Kopf, und ihr Blick wurde wieder klar.

      Wie dumm muss man sein?, dachte sie. One-Night-Stands gaben ihr schon seit einiger Zeit nichts mehr, denn sie hinterließen am Morgen danach zusehends ein schales Gefühl.

      Und trotzdem wusste sie, dass sie jederzeit wieder mit ihm gehen würde, und sei es nur, um noch einmal eine solch magische Nacht zu erleben, die sich mit nichts zuvor vergleichen ließ. Seine Küsse brannten noch jetzt auf ihrer Haut, und seine Berührungen schienen feurige Bahnen durch ihre Nerven gezogen zu haben, die selbst Stunden danach nicht erloschen waren.

      Erneut rief Nina sich zur Ordnung. Nach der Eingabe der Datensätze warteten ein paar Kisten mit neu eingetroffenen Souvenirs auf das Auspacken und Einräumen, und später würde sie wieder für eine Weile die Kasse übernehmen müssen. Das sollte ablenken.

      Einige Stunden ermüdender und langweiliger Arbeit später konnte Nina endlich den Rechner herunterfahren. Durch die breite Fensterfront hatte sie bereits Rian und David auf der anderen Seite des Platzes erspäht. Nachdem sie sich ihre Jacke übergeworfen und den Kollegen den Abschied zugerufen hatte, verließ sie das Museum.

      Nina musste sich beim Betrachten der Geschwister mit leichtem Neid eingestehen, dass Rian mit ihrer modischen Kleidung und ihren geschmackvoll ausgesuchten Accessoires auch ungeschminkt auf eine Weise schön war, wie Nina es niemals sein würde. David hatte sich mit deutlich weniger Modebewusstsein gekleidet, doch gerade die legere Kombination von Jeans und Pullover brachte das Jungenhafte in ihm, das Nina so sehr faszinierte, noch mehr zum Ausdruck.

      Die Geschwister kamen Nina mit einem Lächeln entgegen, und Rian legte in französischer Art ihre Wangen kurz an ihre. Auch David trat zu Nina, fasste sie leicht an den Armen und neigte sich vor.

      »Hallo, Nina.«

      Der schwache Duft nach Blüten und Wald, den er verströmte, die Berührung seiner Wange und der warme Klang seiner Stimme nahmen Nina nahezu den letzten Rest der Kontrolle. Sie musste sich zurückhalten, um sich nicht einfach an ihn zu drängen und statt der in die Luft gehauchten Küsse mit ihren Lippen richtige zu fordern. Stattdessen trat sie mit brennenden Wagen hastig von ihm weg und wandte sich ab, als sie seinen fragenden und leicht überraschten Blick sah.

      »Lasst uns zur Bushaltestelle gehen, zu Fuß ist es ein bisschen weit«, sagte sie.

      Sie nahmen den Bus bis zur Haltestelle in der Nähe des Rheinufers, und von dort führte Nina die Geschwister in das Gewerbegebiet, in dem der Gebrauchtwagenhändler sein Geschäft betrieb. Rian plauderte die ganze Zeit über die Sehenswürdigkeiten, die sie sich im Laufe des Tages angesehen hatte, den Dom, die vielen interessanten Brunnen in der Innenstadt, und den hübschen Park mit den Statuen auf einem großen viereckigen Block.

      Nina erzählte ihr etwas geistesabwesend vom Auftritt des Reformators Luther vor dem Kaiser beim Reichstag, der mit diesen Statuen dargestellt wurde. Sie hatte jedoch nicht den Eindruck, dass der geschichtliche Hintergrund Rian besonders interessierte. Da die Geschwister den Namen und ihrem weichen Akzent nach zu urteilen vermutlich Franzosen waren, erschien das Nina nicht weiter verwunderlich.

      Danach kam Rian wieder auf das Nibelungenlied zu sprechen. Es wirkte, als fiele es ihr schwer, manche der berichteten Geschehnisse nachzuvollziehen, und sie stellte ein paar Fragen, die Nina seltsam vorkamen. Zudem schien sie sich besonders für die Geschichte um die Tötung des Drachens Fafnir zu interessieren.

      »Glaubst du, dass Siegfried wirklich einen Drachen erschlagen hat?«, fragte sie, als sie am Hof des Gebrauchtwagenhändlers ankamen.

      »Da es niemals Drachen gab, nein«, antwortete Nina. »Wahrscheinlich ist es eine mythische Umschreibung für eine große Schlacht oder ein wichtiges Duell. Etwas in der Art. Wenn es denn Siegfried überhaupt gab. So jemand klingt ja eigentlich zu gut, um wahr zu sein.«

      Unwillkürlich wanderte Ninas Blick zu David, der die vor dem Autohaus stehenden Wagen begutachtete. Dann nickte sie in Richtung des Eingangs. »Lasst uns erst mal reingehen.«

      Während die Geschwister mit dem Händler verhandelten, schlenderte Nina wieder hinaus auf den Hof und zwischen den Gebrauchtwagen hindurch. Jeder Einzelne lag jenseits dessen, was sie sich von ihrem schmalen Gehalt als wissenschaftliche Assistentin und zeitweilige Aushilfe im Museum leisten konnte.

      Gerade als Nina sich darüber zu wundern begann, wie

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