Elfenzeit 2: Schattendrache. Verena Themsen

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Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen Elfenzeit

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      »Wie Sie wünschen«, sagte er in einer Stimme, die unter anderen Umständen angenehm und sympathisch gewirkt hätte.

      Im nächsten Moment öffnete er die Arme, und Ninas Körper sackte herab und schlug auf dem Weg auf. Aus derselben Bewegung heraus warf er den versammelten Menschen eine Kraftwelle entgegen, die sie zurücktaumeln ließ und kurzzeitig das Band zwischen ihnen zum Wabern brachte.

      David spannte sich an, um den Getreuen anzuspringen, doch im nächsten Moment hob der vorderste Mann in der Menschengruppe das Schwert und schwang es zwei Mal herum. Es war, als würde er damit den imaginären Sturm abschneiden.

      »Er flieht«, zischte David.

      Der Getreue war einige Schritte zurückgetreten, und nun wandte er sich um und eilte davon, gefolgt von seinen Helfern. Menschen und Elfen sahen ihm unschlüssig hinterher, um sich dann nahezu zeitgleich zu dem auf dem Boden liegenden Körper in Bewegung zu setzen.

      Obwohl sein Weg weiter war als der der Menschen, erreichte David Nina zuerst. Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und hob ihren Kopf in seinen Schoß, während die Sterblichen sich in einem Halbkreis um beide sammelten und unsicher auf sie hinuntersahen.

      »Nina. Nina, wach auf«, rief David leise mehrfach, tätschelte ihre Wangen und rieb ihre Hände. Als Rian ihn erreichte, sah er zu ihr auf. »Sie lebt, aber sie ist eiskalt.«

      »Wir haben Decken oben, und heißen Tee«, sagte die kleine blonde Frau. »Karin, Melanie, kommt mit, wir holen die Sachen.«

      »Wir sollten sie ins Krankenhaus bringen«, meinte der Schwertträger. Ihm schien erst jetzt bewusst zu werden, dass er die Waffe noch immer in der Hand hielt, und ließ sie ächzend sinken. »Ich dachte, das Ding könne man gar nicht führen«, murmelte er mit einem verwirrten Blick darauf.

      David stand auf und hob Nina auf seine Arme. »Wir werden sie ins Krankenhaus bringen«, erklärte er.

      Die Menschen sahen ihn skeptisch an, doch die rothaarige Frau nickte. »Ihr scheint ja Freunde von ihr zu sein. Was hat sie denn hier allein gemacht, und wer war der Kerl?«

      Rian trat vor. Sie lächelte die Menschen gewinnend an. »Wir wissen selbst nichts. Nina war beim Auto geblieben, während wir losgezogen sind. Sie wollte dann wohl doch zu uns, und unterwegs hat der miese Kerl sie angegriffen.«

      Der Mann starrte Rian an und fuhr sich dann mit einer Hand über das Gesicht. »Heute ist wirklich eine seltsame Nacht«, meinte er. Er schüttelte den Kopf und sah dann etwas hilflos zu den anderen Menschen.

      Rian bemerkte, wie das Band zwischen ihnen langsam zerfiel, als habe die Anstrengung gegen den Getreuen es ausgetrocknet. Aus den krafterfüllten zusammengeschlossenen Menschen wurden plötzlich wieder einzelne Wesen ohne Verbindung, die sich blinzelnd und verunsichert gegenseitig ansahen. Vermutlich würden sie sich morgen nur noch an die Hälfte der Ereignisse dieser Nacht erinnern.

      Die drei Frauen, die zur Hütte hinaufgegangen waren, kehrten zurück, zwei von ihnen beladen mit Wolldecken, die dritte mit einer Thermoskanne in der Hand.

      »Danke«, sagte Rian und lächelte die Frauen warm an, während sie die Kanne entgegennahm. Die anderen halfen David, die bewusstlose Nina in die Decken einzuwickeln, ehe er sie wieder auf die Arme nahm.

      »Und jetzt macht, so schnell ihr könnt«, meinte die Frau, für die David das Wasser geschöpft hatte. »Und möge die Göttin euch schützen!«

      »Euch auch«, antwortete Rian und hob kurz die Hand, während David bereits mit langen Schritten loslief, gefolgt von dem niedergeschlagen wirkenden Grog und dem erschöpft hinterherstolpernden Pirx. »Welche Göttin auch immer ihr meint.«

      »Rhiannon ist die Schutzpatronin unseres Kreises«, antwortete die Blonde und lächelte breit. »Stark, liebevoll und geduldig wie ein Pferd.«

      Rian blinzelte kurz, dann nickte sie nur und eilte ihrem Bruder nach.

      Rian trat das Gaspedal vollständig durch und raste rücksichtslos durch Kurven und über gerade Strecken. Wenn andere Autos auf ihrer Seite vor ihr auftauchten, blendete sie meist nur kurz auf, ehe sie an ihnen vorbeischoss. Sie musste nicht sehen, ob jemand entgegenkam, um es zu wissen, und das verschaffte ihr in diesem Moment einen unschätzbaren Vorteil.

      Immer wieder wanderte ihr Blick im Rückspiegel zu David, der seitlich auf der Rückbank saß und Ninas Kopf auf seinem Schoß hielt. Er wirkte blass und starrte durch das gegenüberliegende Seitenfenster hinaus.

      »Langsam wird es zur Gewohnheit, dass du deine Lebensenergie mit Menschenfrauen teilst«, stellte Rian fest.

      Erneut schlingerte sie um eine Kurve und trat dann hart aufs Bremspedal, als sie ein Ortsschild vor sich auftauchen sah. Unwillig knurrte der im hinteren Fußraum hingekauerte Grog auf, als Ninas Körper gegen ihn rutschte. Pirx hatte sich schon beim Einsteigen neben ihm zusammengerollt, und Rian vermutete, dass der Pixie sich mit seinen Stacheln in der Fußmatte verankert hatte und schlief.

      »Keine Gewohnheit, auf die ich großen Wert lege«, antwortete David in abwesend wirkendem Tonfall.

      Rian kramte ohne hinzusehen in ihrer Tasche und zog die Karte von Worms heraus. Sie reichte sie nach hinten.

      »Mach dich nützlich und finde heraus, wo ich langfahren muss. Das hier ist Heppenheim, und wenn ich mich richtig erinnere, sind wir bald da.«

      Grogs haariger brauner Arm tauchte hinter Rians Rückenlehne auf und griff nach der Karte.

      »Das mache besser ich«, brummte er. »David ist mit den Gedanken woanders.«

      Erneut warf Rian einen besorgten Blick in den Rückspiegel. Es stimmte, David wirkte in stärkerem Maße abwesend, als dadurch zu erklären war, dass er mit seiner Energie gegen die Kälte in Ninas Körper ankämpfte. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich darüber zu wundern.

      Schweigend rasten sie weiter durch die Nacht, bis sie Worms erreichten. Hier krabbelte Grog an einer Ampel auf den Beifahrersitz. Rian half ihm, sich notdürftig anzuschnallen, und er dirigierte sie dann anhand der Karte zu einem auf der anderen Seite des Stadtkerns gelegenen Krankenhaus. Rian fuhr ununterbrochen hupend und aufblendend bis vor die Tür, und als David ausstieg und Nina aus dem Wagen hob, kam ihnen bereits jemand vom Klinikpersonal entgegengerannt. Sie wurden direkt in ein Behandlungszimmer dirigiert, wo David Nina auf einer Untersuchungsliege ablegte. Dann scheuchte eine Schwester die beiden aus dem Raum und zur Aufnahme, während ein Arzt begann, Nina zu untersuchen.

      Am Empfang gaben sie Ninas Daten an, die sie dem Ausweis aus ihrer Handtasche entnehmen konnten, hinterließen ihre Namen und den ihres Hotels. Dann schickte die Schwester sie ins Wartezimmer.

      Etwas später kam der Arzt, der Nina untersucht hatte, zu ihnen. Er blieb vor ihnen stehen, strich sich sein kurzgeschnittenes dunkelblondes Haar zurück und musterte die Geschwister mit einem etwas ratlos wirkenden Blick seiner braunen Augen.

      »Wie geht es Nina?«, fragte Rian sofort.

      »Den Umständen entsprechend gut, wie man so sagt«, antwortete der Mann. »Was eigentlich ein Wunder ist, denn sie ist dermaßen unterkühlt, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Als wäre sie stundenlang in einem Gefrierhaus gewesen. Dennoch hat sie Glück gehabt, es wird keine bleibenden Schäden geben.« Er musterte Rian und David scharf. »Wie konnte das passieren?«

      »Um ehrlich

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