Elfenzeit 2: Schattendrache. Verena Themsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen страница 19

Автор:
Серия:
Издательство:
Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen Elfenzeit

Скачать книгу

zu den Kindern«, knurrte Grog und gab Pirx einen Stoß in die Richtung, aus der er gekommen war.

      In diesem Moment hörten sie einen neuen Schrei, einen hohen und gellenden, der sofort wieder erstarb. Pirx fuhr herum und starrte Grog mit großen Augen an.

      »Banshee«, flüsterte er.

      Grog erwiderte Pirx’ Blick mit einem Ausdruck zwischen Angespanntheit und Trauer.

      »Nein«, flüsterte er. »Das war keine Banshee. Ich weiß, wie die klingen. Das war ein Mensch

      *

      Als Nina David rufen hörte, waren alle Bedenken wieder vergessen. Da war dieser seltsame Mann, der die Geschwister zu verfolgen schien, und irgendwo da vorn war David, der womöglich keine Ahnung hatte, dass er in Gefahr war. Sie durfte nicht zulassen, dass er und Rian dem Fremden ahnungslos in die Arme liefen.

      Sie sprang auf und rannte geduckt den Weg entlang Richtung Fackelschein. Irgendwo von dort war der Ruf gekommen, und da der Kapuzenträger zwischen den Bäumen sicherlich genauso mit der Dunkelheit zu kämpfen hatte wie sie, konnte sie ihn auf dem Pfad vielleicht überholen.

      »David?«, rief sie halblaut, nachdem sie an der Stelle vorbei war, an der zuvor der Mann im Kapuzenmantel gestanden hatte. »David? Rian? Wo seid ihr?«

      Nach zwanzig Metern war sie weit genug den leichten Hang hinauf und um die Ruhehütte herum gekommen, um die Leute zu sehen, die hier feierten. Offensichtlich hatten auch sie die Schreie gehört und daraufhin ihr Ritual unterbrochen. Die beiden, die Nina als das Hohepriesterpaar einschätzte, waren ein paar Schritte vor die anderen in Richtung Wald getreten, und drei weitere hielten je eine von den Gartenfackeln in Händen, mit denen sie den Platz erleuchtet hatten.

      Der Hohepriester, ein bärtiger dunkelhaariger Mann mittleren Alters, hätte unter anderen Umständen wie ein seriöser Bankangestellter gewirkt. Doch in der silberbestickten schwarzen Robe und mit dem Schwert in der Hand, das normalerweise auf dem Altar lag, hatte er eine für Nina verblüffende Ausstrahlung von Macht. Ebenso die eher zierliche blonde Frau neben ihm, deren schwarze Robe blutrot eingefasst war, und in deren Hand ein schwarzer Dolch lag.

      Für den Bruchteil einer Sekunde irritierte Nina die Andersartigkeit dieser Wahrnehmung im Vergleich zu den Ritualen, die sie damals mit ihrem Ex-Freund erlebt hatte. Doch dann kehrten ihre Gedanken wieder zu dem zurück, was sie hierher geführt hatte. Sie sah weder David noch Rian, also mussten sie woanders sein. Sie wandte sich wieder um und ging ein paar Schritte zurück, den Blick auf den Waldrand geheftet.

      »Sie suchen die Zwillinge?«, erklang unvermittelt eine angenehm sonore Stimme hinter ihr. Sie wandte sich um, im Glauben, einer der Esoteriker sei ihr gefolgt.

      »Ja. Wissen Sie vielleicht …« Das Lächeln auf ihrem Gesicht gefror, als ihr Blick auf die hünenhafte dunkle Gestalt fiel.

      »Nein. Aber ich wüsste es allzu gern. Und ich denke, Sie könnten mir bei der Suche nützlich sein.«

      Der Mann trat auf sie zu und packte sie an beiden Oberarmen, ehe sie reagieren konnte. Eine Aura der Kälte hüllte sie ein, und dort, wo er sie berührte, kam es ihr vor, als müsse ihr Blut zu Eis gefrieren. Sie schrie auf, schmerzhaft hoch selbst für ihre eigenen Ohren, und ihr Schrei wollte nicht enden. Er zog sie enger an sich und schloss seine Arme um sie, ohne dass sie sich auch nur mit einem Muskelzucken wehren konnte. Die Kälte kroch durch ihr Fleisch bis auf ihre Knochen, und die Luft in ihren Lungen verwandelte sich zu einem eisigen Hauch, der ihre Atmung erstarren und ihren Schrei ersterben ließ.

      Ihr Blut schien ihr zu stocken, ihr Herzschlag verlangsamte sich, während sie die ganze Zeit hilflos in die Dunkelheit unter der Kapuze starrte. Nur für einen Moment glaubte sie, ein paar Augen hell aufglitzern zu sehen, ehe sie in ein eiskaltes Nichts sank.

      *

      »Grog! Warte!«

      Rian sprang auf und legte ihrem Bruder eine Hand auf die Schulter, ehe er dem Grogoch hinterherlaufen konnte. »Nicht. Vielleicht ist es eine Falle.«

      David runzelte die Stirn. »Willst du unsere Freunde im Stich lassen?«

      »Nein«, antwortete Rian mit einem leichten Kopfschütteln, »aber du weißt, wie die Dinge in Paris beinahe ausgegangen wären. Wenn der Getreue uns gefolgt sein sollte, müssen wir uns gut überlegen, wie wir uns ihm nähern.«

      David zog seine leicht gekrümmte Klinge und wollte gerade etwas erwidern, als sie den hohen, schnell ersterbenden Schrei hörten.

      »Jetzt warte ich nicht mehr«, zischte David und spurtete in Richtung der Quelle los.

      Nicht willens, ihren Bruder allein zu lassen, folgte Rian ihm notgedrungen. Sie bemerkte, dass sie nicht die Einzigen waren, die auf den Ursprung des Schreis zuhielten. Während sie zwischen den Bäumen hindurcheilten, rannten die Menschen, die sie beobachtet hatten, unter lauten Rufen den Weg entlang. Rian holte David ein und packte ihn am Pullover, um ihn zurückzuhalten. Sie deutete zu den Sterblichen.

      »Lass sie vorgehen«, sagte sie leise. »Wir beobachten, was geschieht.«

      Etwas schoss von der Seite her auf sie zu, und David fuhr herum. Es war Pirx, direkt gefolgt vom keuchenden Grog.

      »Der Getreue und der Spindeldürre, der Kau …«, ächzte Pirx.

      »Wisst ihr, wer geschrien hat?«, fragte der Prinz.

      Grog senkte den Blick. »Ich denke, es war eine Sterbliche.«

      »Eine Sterbliche? Aber wer würde denn …« David blinzelte kurz und fuhr dann wieder zum Weg herum.

      »Nina«, murmelte Rian.

      Schnell brachten sie die wenigen Bäume und Büsche hinter sich, die sie von der freien Fläche zwischen Quell und Ruhehütte trennten. Als sie die Gestalt im dunklen Kapuzenmantel sahen, die einen Körper in ihren Armen hielt, wollte David vorstürmen, doch die Esoteriker waren schneller.

      Die Menschen hatten den Getreuen inzwischen entdeckt. Sie konnten aber weder den mit Leidensmiene dahinter am Boden liegenden Kau, noch den eben auf der anderen Seite aus dem Wald herbeieilenden Spriggans sehen, denn beide waren für Sterbliche ebenso unsichtbar wie Grog und Pirx.

      »He, du!«, rief ein bärtiger Mann mit einem Schwert und trat einen Schritt vor die restliche Gruppe. »Lass das Mädchen los!«

      Er hielt die Klinge in seiner Hand auf eine Art, als wisse er, wie man damit umging. Rian sah zugleich, dass das Band, das mit dem Wasser zwischen den Menschen gewoben worden war, anscheinend noch an Stärke gewonnen hatte. Es war eindeutig mit Elfenmagie durchtränkt, und so gab sie Grog innerlich mit seiner Vermutung recht – durch ihre Gegenwart und Davids Hilfe beim Wasserschöpfen war etwas auf diese Menschen übergesprungen, das ihnen half, sich gegenseitig zu stärken und zu schützen. Die Kraft war dabei vervielfacht worden.

      Mehrere hielten Dolche in der Hand, dunkle zweischneidige Klingen, und sie wirkten, als wären sie bereit, sie einzusetzen. Rian hatte Zweifel, ob sie unter normalen Umständen so gehandelt hätten.

      Der Getreue musterte die Versammlung der Sterblichen eingehend. Auch er schien all das zu bemerken, was Rian aufgefallen war, und entweder sah er eine echte Gefahr darin, oder er wollte es nicht darauf ankommen lassen.

      Mit einer Kopfbewegung hielt er den Spriggans

Скачать книгу