Fear Street 56 - Die Wette. R.L. Stine
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fear Street 56 - Die Wette - R.L. Stine страница 6
Auf Carols kleinen roten Zweisitzer.
Ich konnte sie hinter dem Steuer erkennen. Sie lächelte und winkte Dennis zu, während wir uns dem Wagen näherten.
Schließlich drehte Dennis sich zu mir um. „Sorry“, sagte er. „Ich würde dir ja gern anbieten, dich nach Hause zu fahren, aber es ist leider kein Platz mehr.“ Er zuckte die Schultern und ging zur Beifahrertür, um einzusteigen.
„Das macht nichts, Dennis“, erwiderte ich mit einem teuflischen Grinsen. „Ich werde schon genügend Platz schaffen.“
Ich riss die Fahrertür auf und packte Carol mit einer Hand am Arm. „Raus hier“, befahl ich ihr.
„Spinnst du?“ Carols dunkle Augen weiteten sich vor Schock. „Was?“
„Verschwinde!“, schrie ich.
Ich umklammerte ihren Arm noch fester. Dann griff ich mit der anderen Hand in ihr dunkelbraunes Haar und packte ein dickes Büschel.
Sie wehrte sich, als ich anfing, an ihren Haaren zu zerren.
Doch ich war zu stark für sie.
Ich zog sie an den Haaren aus dem Auto, stieß sie zu Boden und verpasste ihr einen so heftigen Fußtritt, dass sie bewusstlos wurde.
Dann setzte ich mich ans Steuer, schlug die Autotür zu und fuhr mit Dennis an meiner Seite davon.
Er starrte mich voller Staunen und Bewunderung an.
Kapitel 5
Danach wurde Dennis klar, dass wir zusammengehörten. Er ließ Carol wie eine heiße Kartoffel fallen, und wir lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage.
Könnt ihr das glauben?
Nie im Leben.
Natürlich zerrte ich Carol nicht wirklich aus ihrem Auto heraus.
Natürlich spielte sich diese kleine wilde Szene nur in meinem Kopf ab.
In Wirklichkeit stand ich da und schaute zu, während Dennis in das Auto stieg. Carol tat so, als würde ich nicht existieren.
Dann fuhr sie mit Dennis weg. Dennis drehte sich noch nicht einmal um.
Und ich blieb allein zurück. Nur in meiner Fantasie rächte ich mich an Carol.
Warum habe ich bloß solche gewalttätigen Tagträume?
Warum stelle ich mir dauernd vor, ich würde anderen einen Kinnhaken verpassen und sie Treppen oder Felsvorsprünge hinunterstoßen?
Warum male ich mir ständig aus, wie ich die allerschrecklichsten Schandtaten begehe?
Wahrscheinlich, weil ich im wahren Leben so ein erbärmlicher Feigling bin.
Eine Woche später blieb im Geschichtsunterricht ein Stuhl frei. Dennis war mit seiner Familie auf die Bahamas gereist.
„Armer Dennis“, dachte ich verbittert. „Er versäumt morgen die Zwischenprüfung. Das wird hart für ihn, wenn Mr Northwood seine Meinung nicht ändert.“
Ich saß in der hintersten Reihe neben Melody. Sie hielt einen Taschenspiegel hoch und bürstete ihr perfektes blondes Haar.
Ich hatte das ganze Schuljahr über neben Melody gesessen, und dennoch hatte sie kaum zwei Worte mit mir geredet. Jeden Nachmittag setzte sie sich auf ihren Stuhl, legte ihr Heft auf den Tisch und kämmte sich das Haar.
Was für eine arrogante Zicke! Melody war immer perfekt gestylt. Sie trug französische Designer-Jeans, die stets frisch aus der Reinigung kamen. Und auch fast all ihre T-Shirts und Pullover waren von irgendwelchen teuren Marken.
Einmal sah ich, wie sie sich weiße Socken für den Sportunterricht anzog, und sogar ihre Socken waren von einem Designer! Designer-Tennissocken!
Melody hatte einen perfekten kleinen Kussmund, eine perfekte kleine Stupsnase und eine perfekte reine Haut. Alle Jungs standen voll auf sie. Ich hielt sie nur für eine eingebildete Kuh.
Jedenfalls saßen wir an diesem trüben grauen Nachmittag in der hintersten Reihe. Ich dachte an Dennis. Wahrscheinlich war er in diesem Augenblick bei strahlendem Sonnenschein am Strand und schwamm im glitzernd blauen Meer.
Vorne im Klassenzimmer schaltete Mr Northwood seinen kleinen Kassettenrekorder an und stellte ihn auf die Ecke seines Pults. „Wisst ihr, warum ich den Unterricht aufnehme?“, fragte er. „Weil ich ihn mir hinterher nochmal zu Hause anhöre.“
Dann räusperte er sich, und sein großer Adamsapfel hüpfte unter dem grauen Rollkragenpullover auf und ab. „Durch die Kassetten kann ich mir merken, worüber wir im Unterricht gesprochen haben“, fuhr er mit dünner, hoher Stimme fort. „Zu Hause nehme ich mich auch manchmal auf. So was kann sehr lehrreich sein.“
Melody blickte von ihrem Spiegel auf. „Hat er zu Hause nichts Besseres zu tun?“, fragte sie leise.
Mehrere Mitschüler kicherten.
Mr Northwood wandte sich in ihre Richtung. „Das habe ich gehört, Melody.“
Trotzig starrte Melody ihn an.
Ich an ihrer Stelle wäre knallrot geworden und kleinlaut auf meinem Sitz zusammengeschrumpft. Ich hätte richtig Angst vor seiner Reaktion gehabt.
Doch Melody starrte ihn bloß wortlos an, als wollte sie ihn herausfordern.
„Melody, ich möchte dich nach dem Unterricht sprechen“, sagte Mr Northwood streng und kratzte sich an seiner stoppeligen Wange. „Wir müssen uns dringend unterhalten.“
„Ich habe keine Zeit“, gab Melody eiskalt zurück.
Mr Northwood richtete seine wässerigen blauen Augen auf sie. „Was hast du gerade gesagt?“
„Ich habe keine Zeit“, wiederholte Melody. „Ich habe nach der Schule eine Tennisstunde.“
Der Lehrer trommelte mit seinen langen, knochigen Fingern auf dem Tisch herum. „Ich befürchte, du wirst deine Tennisstunde heute verschieben müssen“, sagte er ruhig.
„Ich glaube nicht, dass ich das tun werde!“, murmelte Melody trotzig.
Und sobald der Unterricht zu Ende war, sprang sie tatsächlich auf und rannte zur Tür hinaus, um rechtzeitig zur Tennisstunde zu kommen.
„Wow“, dachte ich bewundernd. „Die hat Nerven.“
Wenn Mr Northwood mich aufgefordert hätte, nach dem Unterricht zu bleiben, wäre ich bestimmt dageblieben, egal was ich dadurch versäumen würde. Ich hätte viel zu viel Angst vor ihm gehabt.
Doch Melody lief einfach davon.
Ich mochte Melody nicht. Ich hatte sie noch nie gemocht.