Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar
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Wanderung 2: Durch das Tal der Wässernach
Einfache Rundwanderung in urtümlicher Naturlandschaft.
Wonfurt: Hier ist die klassizistische Kirche sehenswert, die 1817-1820 nach dem Vorbild des Pantheon in Rom errichtet wurde.
Übernachten/Essen Hotel Gasthof Zur Linde, das in der Ortsmitte von Ottendorf (am Mainradweg, steil oberhalb am Berg) gelegene fränkische Gasthaus bietet regio-nale, gute Kü-che (hauseigene Schlachtung) und einfache, aber gute Zimmer. Täglich geöffnet ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr. EZ 50 €, DZ 70 €. Linden-platz 1, Ottendorf, Tel. 09727/91010, www.linde-hotel.de.
Mein Tipp Brauereigaststätte Ulrich Martin, in Franken sterben viele kleine Traditionsbrauereien, aber es geht auch anders: Im Schonunger Gemeindeteil Hausen hat Ulrich Martin die Dorfbrauerei wiederbelebt. Handwerklich gebrautes Bier und eine kleine, aber stets abwechslungsreiche Speisekarte machen das Wirtshaus mit Biergarten zu einem Geheimtipp. 12-23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr, So ab 10.30 Uhr, Di Ruhetag. Hausener Hauptstr. 5, 97453 Schonungen, Tel. 09727/403011, www.brauerei-martin.de.
Café Rohr, am Mainradweg in der Ortsmitte von Schonungen liegt das v. a. sonntags rege frequentierte Café, das hervorragende hausgemachte Torten anbietet. 6-19 Uhr, So ab 8 Uhr. Hauptstr. 36, Tel. 09721/59239.
Wanderung 3: Auf urtümlichen Wegen am Main entlang nach Schweinfurt
Leichte Streckenwanderung durch die Mainauen mit schönen Aussichten.
Schweinfurt
In Schweinfurt wird zwar immer noch Wein angebaut, doch bekannter ist die circa 54.000 Einwohner große Stadt am Main als wichtiger Industriestandort. Als Friedrich Fischer im Jahre 1883 die Kugelschleifmaschine erfand, war dies die Geburtsstunde der Wälzlagerfabrikation. Darüber hinaus gilt Schweinfurt als die Wiege des Fahrrads.
Skulptur eines Schweinehirten im Stadtteil Zürch
Weltweit tätige Firmen aus der Wälzlager- und Autoteilezubehör-Produktion, wie z. B. Schaeffler, Bosch Rexroth oder ZF Friedrichshafen AG (urspr. Sachs) prägen das Bild der Stadt. Eine schwere Strukturkrise in den 1990er-Jahren konnte mittlerweile überwunden werden. Noch ist der Strukturwandel in vollem Gange, das kulturelle Leben aber blüht: Historie und zeitgenössisches Kunst- und Kulturleben gehen eine interessante Mischung ein. „Industrie und Kunst“ lautet das Schlagwort und Namen wie das Museum Georg Schäfer, das Museum Otto Schäfer und die 2009 eröffnete Kunsthalle Schweinfurt spielen hierbei eine bedeutende Rolle. 2022 soll zudem ein Kulturforum eröffnet werden. Dementsprechend hat sich der Tourismus in Schweinfurt erheblich weiterentwickelt.
Die Industriestadt - heute mehrheitlich protestantisch - zählt zu den ältesten Orten Mainfrankens. Bereits 791 wurde Schweinfurt zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die einstige freie Reichsstadt umfasste ein Territorium von gerade mal 53 km2. Erst 1802 verlor die Stadt durch die Annektierung durch Bayern ihre politische Selbstständigkeit. Leider haben sich nicht allzu viele historische Gebäude erhalten, denn als Zentrum der kriegswichtigen Wälzlagerindustrie in Nazideutschland wurde Schweinfurt zur Ruinenwüste bombardiert. Doch in den letzten Jahren wurden die verbliebenen Bereiche, beispielsweise der Zürch, Zug um Zug saniert und restauriert. So entstand auch eine große Fußgängerzone, die Schweinfurt mittlerweile als Einkaufsstadt interessant macht. Hier ist außerdem die weitläufige, 2009 eröffnete Stadtgalerie mit insgesamt 100 Geschäften zu nennen.
In den letzten 150 Jahren entwickelte sich die kleine Fischer-, Schiffer- und Handwerkersiedlung zu einer bedeutenden Industriestadt, die sich mit Kugellagern, Stoßdämpfern und Kleinmotoren europaweit einen Namen gemacht hat. Durch die wirtschaftliche Monostruktur haben hier konjunkturelle Krisen allerdings besonders hart zugeschlagen, vor allem in den 1990er-Jahren.
Denk’ mal
Der holländische Künstler herman de vries, der Eschenau im Steigerwald zu seiner Wahlheimat erkoren hat, setzt mit einem Denkmal in den Mainauen bei Schweinfurt/Oberndorf ein Zeichen gegen das Vergessen: Eine runde Steinbank, flankiert von drei Linden, erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg für die Schweinfurter Kugellagerindustrie schuften mussten. Die aus ganz Europa nach Deutschland verschleppten Männer und Frauen lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen in einer Barackenstadt auf den Mainwiesen - fern der Heimat, unterernährt, misshandelt und den alliierten Luftangriffen auf die Industriestadt schutzlos ausgeliefert. Fünf Jahrzehnte war das Thema Zwangsarbeit in Schweinfurt tabu - jetzt stellen sich die Stadt und die Großbetriebe der Geschichte. Anders mainaufwärts in Haßfurt. Hier hat man lange verdrängt, dass Fritz Sauckel, einer der Hauptkriegsverbrecher der Nazizeit und bei den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilt, ein Sohn der Stadt ist. Sauckel hatte den Zwangsarbeitereinsatz im Dritten Reich organisiert. Er war für die Verschleppung und den Tod von Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 verantwortlich.
Sehenswertes
Museum Georg Schäfer: Nach den Plänen des Berliner Architekten Volker Staab wurde der kubische Bau in den Jahren 1998/99 errichtet und 2000 eröffnet. Er präsentiert die bedeutendste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutschsprachigen Raum. Mit Gemälden und Arbeiten auf Papier vom ausgehenden 18. bis zum Beginn des 20. Jh. bietet das Museum ein Panorama der unterschiedlichsten Kunstströmungen dieser Zeit, vom späten Rokoko über Klassizismus und Romantik bis hin zum Impressionismus. Zu den Meisterwerken des Museums zählen Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Friedrichs „Abend an der Ostsee“ oder Adolph Menzels „Cercle am Hof Kaiser Wilhelms I.“. Mit der weltweit größten Sammlung seiner Werke ist Carl Spitzweg vertreten: 160 Gemälde und 120 Zeichnungen. Von Adolph Menzel besitzt die Sammlung über 100 Gemälde, Gouachen und Zeichnungen. Weitere größere Werkblöcke gibt es von Caspar David Friedrich, Georg Ferdinand Waldmüller, Hans Thoma, Wilhelm Leibl und seinem Kreis sowie von Max Liebermann und Max Slevogt. Neben der großen ständigen Ausstellung finden hochkarätige Wechselausstellungen, Vortragsreihen, Führungen, Konzerte und Lesungen statt.
♦ Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 7 €, erm. 6 €, Studenten ab 2,50 € (Kombination Dauerausstellung und Sonderausstellung), jeden ersten Di im Monat freier Eintritt. Diverse feste Führungstermine. Brückenstr. 20 (direkt über einem Parkhaus), Tel. 09721/514820 (Sekretariat) und 514825 (Kasse), www.museumgeorgschaefer.de.
Rathaus: Das prachtvolle Wahrzeichen der Stadt mit seiner fein gegliederten Fassade gilt als ein frühes Beispiel deutscher Renaissance. Zwischen 1570 und 1572 wurde es vom Baumeister Nikolaus Hofmann errichtet. Beachtenswert ist der Erkerturm mit dem Wappen Kaiser Maximilians (1564-76), in den Fängen des Doppeladlers das Schweinfurter Stadtwappen. An der Balkonfront sind die Wappen der sieben Kurfürsten zu sehen, an den Giebeln allegorische Figuren. In der ehemaligen Kaufhalle im Erdgeschoss ist heute die Tourist-Info Schweinfurt 360°C untergebracht. Markt 1.
Marktplatz: An der Südostecke steht das Geburtshaus (Markt 2) von Friedrich Rückert, in der