Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar

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Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag - Hans-Peter Siebenhaar MM-Reiseführer

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den berühmten Sohn der Stadt kommt niemand herum. In nach­denk­li­cher Pose thront er in einem großen Sessel auf dem Schweinfurter Markt­platz. Ein paar Meter weiter steht sein Ge­burts­haus mit der bron­zenen Ge­denk­tafel (schräg gegen­über vom Rat­haus). Am 16. Mai 1788 kam Friedrich Rückert hier zur Welt. Der spätromantische Dichter und sprachgewandte Über­setzer lieb­te Franken, aber haderte mit dem Namen sei­ner Hei­matstadt. „Hät­test Mainfurt, hättest Weinfurt, weil du führest Wein, heißen kön­nen, aber Schweinfurt, Schweinfurt sollt’ es sein?“ Fried­rich Rü­ckert, der am 31. Ja­nuar 1866 in Neuses bei Co­burg starb und dort be­graben liegt, gelang es dank seines außer­gewöhnlichen Sprach- und Überset­zertalents, bedeu­ten­de Werke der persisch-ara­bischen Dichtung für deutsche Leser zu er­schlie­ßen. Sein be­rühmtestes Werk ist „Die Weisheit des Brahmanen“, das 1836-39 in sechs Bänden erschien und in Form klassischer Alexandriner öst­liche und westliche Lebensweisheiten zu­sam­menfasst. Diese Ar­beit faszi­nierte später auch Hermann Hesse, der in seinem Ro­man „Das Glasperlen­spiel“ dem Dichter ein litera­ri­sches Denk­mal setzte. Rü­ckert, ab 1826 Pro­fes­sor für Orientalistik an der Uni­ver­si­tät Erlangen, später in Berlin, ist in Fran­ken, ins­besondere in sei­ner Geburtsstadt, unvergessen: Straßen, Schu­len und Apo­the­ken tra­gen bis heute seinen Namen.

      Das im Renaissance-Stil erbaute Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt

      Kirche St. Johannis: Die evangelische Stadtpfarrkirche ist das älteste und ein­zige er­haltene mittelalterliche Bauwerk der Stadt. Bereits im 13. Jh. stand hier eine roma­nische Basilika, die zu Be­ginn des 15. Jh. durch einen gotischen Neubau er­setzt wurde. Als sich die freie Reichsstadt Schweinfurt 1542 der Lehre Martin Lu­thers anschloss, wurde die Johanniskirche Zentrum der evan­geli­schen Gemeinde. Der Übergang vom Ka­tho­lizismus zum Protes­tan­tismus voll­zog sich gewaltlos. Auch hat es hier nie einen Bildersturm gegeben - ein Grund dafür, dass die Kirche bis auf den heutigen Tag wertvolle Kunst­schätze beherbergt, die bis in die Ro­ma­nik zurückreichen. Beachtens­wert sind im Inneren der gotische Taufstein (1367) mit sei­nen Apostel­dar­stellun­gen, die prunkvolle, von einem trium­phie­ren­den Christus gekrönte Barock­kan­zel (1694) und der frühklassizis­ti­sche Stuck­marmor-Hochaltar des Würz­bur­ger Hofstuckateurs Ma­terno Bossi (1783) sowie eine Reihe von Grab­denk­mälern wie das des Reichs­vogts Konrad von Seinsheim (1369) und des Junkers Wolf Christoph von Steinau (1585).

      Schrotturm: Ursprünglich 1611 als Trep­penturm eines Renaissancehauses er­rich­tet, wurde der Turm im 19. Jh. zur Herstellung von Schrotkugeln um vier Stock­werke erhöht. Petersgasse 1.

      Kirche St. Salvator: Im ältesten Stadt­viertel Schweinfurts, in Zürch, steht un­mit­tel­bar an der Stadtbefestigung Un­te­rer Wall die schlichte Barock­kir­che, die im frühen 18. Jh. erneuert wur­de.

      ♦ Frau­engasse 1.

      Zeughaus: Das von 1589-91 erbaute Ge­bäude diente als Waffenarsenal und La­ger­haus der Reichsstadt, jetzt beher­bergt es städtische Jugendarbeiter und Erzie­hungs­berater.

      ♦ Roßbrunnstr. 2.

      Ebracher Hof: Hof des Kloster Ebrach, das seit 1431 den Zisterziensern aus dem Stei­gerwald als Handels­stütz­punkt in der Reichsstadt diente. Sein heu­tiges Ausse­hen im Stil der Renais­sance er­hielt das Gebäude im 16. Jh. Heute sind hier ein Hotel (Rittergasse 2, Tel. 01715367796) und die sehr schö­ne und gut bestückte Stadt­bü­che­rei Schwein­furt (Brückenstr. 29) unter­ge­bracht.

      Es ist Kerwa-Zeit

      Kirche St. Kilian: Ein mustergültiges Beispiel für sakrale Architektur der Mo­derne ist die 1953 vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel wie­der­auf­gebaute Kirche St. Kilian. Ein Spa­ziergang dorthin lohnt sich vor allem wegen der Kirchenfens­ter des ab­strak­ten Künstlers Georg Meister­mann (sie­he auch Dom St. Kilian in Würz­burg). Der 1911 in Solingen gebo­rene Ma­ler war unter anderem Kunst­pro­fessor in Düsseldorf und Karls­ruhe. Er schuf ein 250 m2 (!) großes Kir­chen­fens­ter, das Wesen und Wirken des Heiligen Geists zum Thema hat. Das Werk ist von den für Meistermann ty­pisch facettierten Formzusammen­hän­gen geprägt.

      ♦ Friedrich-Ebert-Str. 24, ca. 1,5 km vom Zen­trum, geöffnet 8-18 Uhr.

      Museen

      Museen und Galerien der Stadt Schwein­furt: Sie umfassen insgesamt fünf Häuser, nämlich die Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad, das Mu­seum im Alten Gym­nasium, das Gun­nar-Wester-Haus, das Natur­kunde­mu­seum in der Harmonie sowie den Künst­lerhof Oberndorf (Letzterer ist nur bei Veranstaltungen geöffnet).

      Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-­Bad: In dem von 1931 bis 33 er­bauten Hal­lenbad wurde 2009 nach auf­wän­di­gen Umbauarbeiten die neue spek­ta­kuläre Kunst­halle eröffnet. In dem weit­läufigen Ausstellungs­ge­bäude wer­den regionale und über­re­gi­o­nale Kunst in Dauer- und Wechsel­aus­stel­lungen prä­sentiert. Sehr imposant als Aus­stel­lungsraum ist die ehemalige Schwimm­halle mit einer Raumhöhe von ca. zehn Metern. Zur Feier des zehn­jährigen Be­ste­hens der Künst­ler­halle startete die neue Daueraus­stel­lung „Neue Blicke auf die Sammlung“ im Juli 2019.

      ♦ Di-So 10-17, Do 10-21 Uhr, Mo geschlossen. Ein­tritt 5 €, erm. 4 €, Studenten 2,50 €, Fa­milien 9 €, Kinder bis 18 Jahre frei. Rüfferstr. 4, Tel. 09721/514721 (Kasse), www.kunsthalle-schweinfurt.de.

      Museum Altes Gymnasium: Das Re­nais­sance­gebäude aus dem 16. Jh., ur­sprünglich als Lateinschule errichtet, später zum Gymnasium erweitert, be­her­bergt die hei­mat­geschichtliche Samm­lung der Stadt. Schwerpunkte sind die Frühgeschichte seit dem 9. Jh., die Reichs­stadt­zeit, die Bürgerkultur, das Zunftleben und der Beginn der In­dus­trialisierung. Die vielen Exponate um­fassen einen Zeit­raum, der von der Früh­geschichte (Einbaum aus der Scho­nunger Bucht) bis in die jüngste Vergan­genheit reicht. Besonders se­hens­wert ist das Zimmer des Schrift­stellers und Ge­lehrten Friedrich Rückert mit zahlrei­chen persönlichen Gegen­stän­den. Selbst das Groß­kreuz des Or­dens Unserer Lie­ben Frau von Guade­loupe, das dem gebürtigen Schwein­furter 1865 von Maximilian Kaiser von Mexiko verliehen wur­de, seine Schreib­utensilien und frühe Publikatio­nen feh­len nicht. Rückert selbst war Schü­ler im Alten Gymnasium. Einen infor­ma­ti­ven Einblick in das Leben der frei­en Reichs­stadt Schweinfurt geben zah­l­rei­che Exponate aus dieser Zeit. Inte­res­sant sind auch die Ausstellungs­stücke zur Welt des Kindes, darunter auch Kriegs­spiel­zeug aus der Nazi-Zeit. Zum Zeitpunkt der Recherche war das Mu­seum wegen Renovierungsarbeiten ge­schlossen.

      ♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Ein­tritt 1,50 €, Familien 3 €, Kinder bis 16 Jahre frei. Mar­tin-Luther-Platz 12, Tel. 09721/51479 (Kunst­halle).

      Flanieren durch die Gassen Schweinfurts

      Gunnar-Wester-Haus: Wohl einmalig in der Bundesrepublik ist dieses Museum, we­nige Meter vom Alten Gymnasium. Friedrich Graf Luxburg sammelte mit gro­ßer Leidenschaft alles rund um die Themen Feuererzeugung und Beleuch­tung. Das Ergebnis ist beeindruckend: antike Öllampen, Leuchter, Laternen, Pechfackeln, Licht­scheren und vieles mehr. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit wird eine umfas­sende Kulturgeschichte dieses Themenbereichs präsentiert. Au­ßer­dem ist die Ikonen­sammlung Fritz Glöckle mit 106 Ikonen des

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