Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Und sonst?«, fragte Antonia.
»Wie vorauszusehen«, erwiderte Eva leise. »Aber es ist erst der der Anfang. Wie es weitergeht, weiß ich nicht.«
»Werden Sie es durchhalten? Haben wir Ihnen zu viel zugemutet?«, fragte Antonia Laurin.
»Ich hätte ja nein sagen können«, antwortete Eva.
»Sie können doch aber den Haushalt nicht auch noch machen«, meinte Antonia.
»Es geht ganz gut. Es ist vielleicht sogar besser so. Sandra ist ein liebes Kind, sie schläft viel, also bin ich gar nicht ausgelastet.«
Das Baby hatte das Fläschchen ausgetrunken. Eva nahm Sandra empor. Zärtlich tätschelte sie der Kleinen den Rücken. »Mach schön dein Bäuerchen, dann kannst du schlafen, Püppeli.«
Antonia war gerührt von dem anmutigen Bild, das Eva mit dem Kind im Arm bot. Ganz weich war das sonst so herbe Gesicht des Mädchens, als sie das Baby ins Bettchen legte und über das seidige dunkle Haar strich.
Als sie dann Antonia anblickte, hatten ihre Augen einen nachdenklichen Ausdruck.
»Frau Bernulf sollte nicht so übermäßige Besorgnis zeigen«, stellte sie fest, »dadurch wird Frau Hammilton nur noch nervöser. Man darf ihr nicht alles aus der Hand nehmen. Frau Bernulf ist doch selbst nicht gesund, sie verbreitet nur Unruhe. Aber das kann ich doch nicht sagen.«
Bestürzt sah Antonia die Jüngere an. »Sie meinen, das Frau Bernulf krank ist?«, fragte sie gedehnt.
»Vielleicht auch nur labil. Sie raucht wahnsinnig viel und schluckt dauernd Tabletten, und Frau Hammilton raucht auch von Tag zu Tag mehr, und dann trinkt sie Unmengen Kaffee. Es gibt doch Sanatorien, die ausschließlich für diese Kranken eingerichtet sind, oder?«
»Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass Frau Hammilton kaum einwilligen wird, in ein Sanatorium zu gehen.«
»Sie würde es vielleicht, wenn ihre Mutter ihr zureden würde, aber die ist ja die Einzige, die den Ernst der Situation noch immer nicht wahrhaben will«, sagte Eva. »Bei meinen Eltern war das anders, und deshalb lernte wohl auch Angela, ihr Leiden zu ertragen. Allerdings hatte sie keinen Mann und kein Kind, und sie hat nicht zu lange leiden müssen«, schloss Eva leise.
Sie wusste genauso gut wie Antonia Laurin, dass sich dieses Leiden über einen unendlich langen Zeitraum ausdehnen konnte und dass es keine Chance für eine Heilung gab nach dem derzeitigen Stand der Forschung. Auf dem Gebiet der Technik schien nichts unmöglich zu sein, aber der Mensch war eben keine Maschine.
»Wenn ich doch ihr Vertrauen erringen könnte«, flüsterte Eva nach einem langen Schweigen, »aber ich fürchte, dass in ihr Hass wächst auf alle jungen gesunden Menschen. Sie war immer umschwärmter Mittelpunkt, verwöhnt von allen und gewöhnt, alles zu bekommen, was sie sich wünschte.«
Und was ihr nicht zufiel, erzwang sie sich, dachte Antonia. Mit dem Kind hatte sie die Ehe erzwungen.
Sie legte ihren Arm um Evas Schultern. »Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, Eva, kommen Sie zu mir«, sagte sie leise.
»Sie tut mir unendlich leid«, murmelte Eva tonlos. »Es ist schrecklich, wenn man nicht helfen kann. So will ich wenigstens für dieses hilflose kleine Wesen tun, was möglich ist. Es braucht Liebe.«
*
Noch begriff die kleine Sandra nicht, was um sie herum vor sich ging. Sie brauchte nichts zu entbehren. Sie wurde von Eva auf die liebevollste Weise versorgt. Wenn sie aber Charlottes Stimme vernahm, begann sie zu weinen.
Dann geschah es, dass Eva mit ungerechtem Zorn überschüttet wurde, aber seltsamerweise ergriff Bettina in solchen Augenblicken Evas Partei.
»Du sprichst zu laut, Mama, daran ist Sandra nicht gewöhnt«, sagte sie, oder: »Du bist zu hektisch, das spürt das Kind. Misch dich doch nicht in alles ein.«
Die Folge war, dass Charlotte gekränkt bald wieder das Haus verließ und sich dann bei ihrem Mann beklagte.
Schließlich musste Jonas bemerken, dass Charlotte heimlich zur Flasche griff. Nicht, wenn er zugegen war, aber es konnte ihm nicht verborgen bleiben, dass die Hausbar ständig neu aufgefüllt wurde. Er war ein toleranter Mann. Er wollte seiner Frau das Verständnis für ihre Verzweiflung nicht versagen. Er wollte ihr helfen, aber Charlotte geriet mehr und mehr in ein Stadium der Haltlosigkeit, das beängstigend war. Er sprach mit seinem Sohn darüber.
»Ich weiß nicht, wohin es noch führen wird, Jon«, sagte er, »aber ich weiß, dass ich diesen Zustand nicht ewig aushalte. Wir können doch nicht alle kaputtgehen.«
Jon konnte sich seiner jungen Liebe auch nicht unbeschwert erfreuen, aber er hatte in Katrin eine Gefährtin, mit der er alles besprechen konnte. Obwohl sie noch sehr jung war, zeigte sie ein Verständnis, das beispielhaft war. Katrin wuchs auch dem älteren Jonas schnell ans Herz. Eine innige Zuneigung verband sie, aus der er Kraft schöpfte, aber auch das war Charlotte ein Dorn im Auge.
Die Konflikte vertieften sich mehr und mehr, bis Jonas Bernulf sich entschloss, die Ostasienreise, die er immer wieder hinausgeschoben hatte, endlich anzutreten. Er war bereit, Charlotte mitzunehmen. Er setzte alle Hoffnung darauf, dass sie so auf andere Gedanken kommen könnte.
Zuerst war sie empört. »Was würde Bettina von uns denken«, sagte sie aggressiv.
»Immerhin muss ich mich auch um die Geschäfte kümmern«, erklärte Jonas energisch. »Ich kann mich nicht auf die faule Haut legen, meine Liebe. Von nichts kommt nichts, und ich fühle mich nicht als Rentner. Um es noch deutlicher zu sagen, wir verbrauchen Unsummen, und so reich bin ich nun auch wieder nicht, dass wir von den Zinsen leben können. Es geht hart an die Reserven, Charlotte. Ein wenig Verständnis musst du auch für mich aufbringen.«
»Ich müsste mich impfen lassen«, sagte sie beklommen. »Und es geht mir ohnehin nicht gut.«
An die Impfung hatte er augenblicklich nicht gedacht, aber als sie es sagte, kam ihm ein anderer Gedanke. Das war eine Möglichkeit, Charlotte einmal gründlich untersuchen zu lassen.
»Ein guter Arzt wird feststellen, ob du die Impfung verträgst«, sagte er betont gleichmütig.
»Und wenn ich sie nicht vertrage?«, fragte sie.
»Dann bleibst du daheim.«
»Und du?«
»Du wirst einsehen müssen, dass ich im Geschäft bleiben muss, Charlotte. Wir werden für Bettina noch einiges aufwenden müssen.«
»Immerhin hat sie einen Ehemann«, stieß Charlotte hervor.
»Woher soll er so viel Geld nehmen? So grandios ist sein Einkommen nicht.«
»Sie hätte eine andere Partie machen können«, sagte sie.
»Es fragt sich allerdings, ob sich jeder Mann so anständig verhalten würde wie Constantin. Ohne das Kind, das Bettina erwartete, wäre er vielleicht nur eine Episode in ihrem Leben geblieben.«
Charlotte schwieg. Ihr ging nun doch manches durch den Sinn. »Du bist sehr großzügig, Jonas«, sagte sie leise. »Du hättest das Haus nicht kaufen müssen. Du hattest nicht die geringste