Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach страница 37

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

Скачать книгу

Swoboda läutete, und sogleich ertönte der Summer des Türöffners. Die Tür sprang auf, und Theo betrat den knirschenden Kiesweg. Eine nette Dame, etwa Mitte Vierzig, mit knallroten Schuhen und roten Haarsträhnen, lächelte ihn fragend an. »Kann ich Ihnen helfen?«

      »Ich suche Verena Königshofer. Bin ich hier richtig?«

      »Aber ja doch! Verena!« Die Frau drehte sich zur Stiege und rief abermals nach oben: »Verena!« Dann wandte sie sich zu dem Gast und sagte: »Ein Momenterl bitte.«

      »Wer ist denn da?« Eine weitere Frauenstimme erklang nun durch geschlossene Flügeltür.

      »Ein Besucher für Verena.«

      »Bitte ihn doch solange in den Salon herein, Anna, damit er nicht im Vorraum warten muss!«

      Die Tür öffnete sich und zeigte das liebste Gesicht, das es jemals für Theo Swoboda gegeben hatte. Das konnte doch nicht wahr sein!

      »Lilo Benedikt!«, stotterte er verdutzt.

      »Ja, das bin ich. Sie erinnern sich an mich?«

      »Wie könnte ich Sie jemals vergessen haben, gnädige Frau?« Der alte Herr beugte sich hinunter und küsste der ehemaligen Schauspielerin galant die Hand. Sie ließ es lächelnd geschehen.

      Als Verena mit gewaschenen Händen und in sauberen Jeans, gefolgt vom schnaufenden Herrn Franz, in den Salon trat, bot sich ihr ein seltsames Bild: Hier saß Lilo, ihre liebe gute Lilo, und strahlte über das ganze Gesicht. Ihr gegenüber saß der alte Galerist, Verena erkannte ihn sofort wieder. Das war aber auch nicht schwer, denn er hatte wieder seinen weißen Seidenschal um den Hals geschlungen – bei diesen frühsommerlichen Temperaturen! – und sah aus wie ein älterer Doppelgänger von Vinzent van Gogh. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft. Natürlich ging es um die alten Zeiten.

      Der Mops hoppelte in das Zimmer. »Das da ist der Herr Franz«, stellte Lilo vor.

      Der Galerist beugte sich zu dem Hund hinunter und kraulte ihm zwischen den Ohren. »Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Franz.«

      Zaghaft klopfte Verena an den Türrahmen des Salons. »Guten Tag, Herr Swoboda.«

      Lilo und Theo wandten ihr die Köpfe zu. Sofort verschwand das freundliche Lächeln aus dem Gesicht des alten Herrn, und er begann auch schon loszudonnern:

      »Was denken Sie sich eigentlich dabei? Da geben Sie mir eine Telefonnummer, und dann kann ich Sie nicht erreichen. Sie haben Glück, dass ich so sein sturer alter Mann bin. Und dass ich ihre Bilder wirklich großartig finde. Ich möchte Ihnen nämlich eine Ausstellung anbieten.«

      »Das tut mir leid«, murmelte Verena zerknirscht. Dann korrigierte sie sich: »Nicht, dass Sie mir eine Ausstellung anbieten, sondern dass ich mein Telefon weggeworfen habe.«

      »Warum haben SIe es gleich weggeworfen?«, fragte Theo Swoboda. »Reicht abschalten nicht auch?«

      »Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich wollte es einfach nicht mehr sehen«, sagte Verena ausweichend.

      »Und da schmeißt man es gleich weg?«, wunderte sich der alte Galerist.

      Lilo lachte. »Ja, so sind die jungen Leute. Immer überschwänglich. Egal, ob sie glücklich verliebt sind oder unglücklich. Nicht wahr, Verena?«

      Statt einer Antwort bekam Verena einen knallroten Kopf. Der alte Mann verstand aber auch so. Unwirsch schüttelte er den Kopf. »So, so. Sie haben also Liebeskummer? Welcher Dolm hat denn das verbrochen?«

      Verena musste über den seltsamen Ausdruck beinahe lachen. Trotzig deutete sie mit dem Kopf zu dem alten Schreibtisch der zwischen den Fensterflügeln stand. »Der Hoflieferant«, sagte sie und fuhr mit dem Finger über das versilberte B.

      Theo Swoboda sagte gar nichts. Es fiel ihm schwer, sein Gespräch mit Lilo abzubrechen.

      Aber schließlich war er gekommen, um Verenas Bilder anzusehen. Mühsam erhob er sich und hinkte hinter der jungen Frau die Treppe zur Mansarde hinauf. Dort sah er sich in dem kleinen Zimmer um und blätterte in den Aquarellen, dann stellte er die Bilder, eines nach dem anderen, auf die Staffelei ins Licht und stand dann regungslos davor.

      »Nicht schlecht«, sagte er schließlich, und Verena hielt vor Aufregung den Atem an. Nicht schlecht – so viel wusste Verena nun schon von den Wienern, dass diese Verneinung des Negativen das höchste Lob war, das höchste Lob war, das man erwarten konnte. Entsprechend erfreut lächelte sie den Herrn offen an.

      »Das Ölbild ist mit Abstand das beste Ihrer Bilder. Wenn Sie es schaffen, bis Juli noch ein paar von der Sorte zu malen, dann sind wir im Geschäft. Vernissage am 7. Juli?« Er streckte Verena seine offene Hand entgegen, und sie schlug überwältigt ein. Ihr Schnaufer der Erleichterung war unüberhörbar.

      Der Galerist lachte. »Ist schon komisch, dass ich noch eine so bezaubernde junge Frau nervös machen kann.«

      Da musste auch Verena lachen. »Darf ich Sie jetzt auf einen Kaffee in den Salon bitten? Frau Benedikt wartet sicherlich schon auf uns.«

      »Sehen Sie, Kindchen, und jetzt bin ich es, der vor Aufregung ins Schwitzen kommt! Sie wissen aber schon, Mädchen, dass Sie sehr begabt sind?«

      Verena lächelte scheu. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, das weiß ich nicht. Aber ich will nichts anderes, als malen. Es ist mir das Wichtigste auf der Welt. Oder fast das Wichtigste.«

      »Ja, ja. Die Liebe. Sie sollte immer an erster Stelle stehen, glauben Sie mir, mein Fräulein!«, sagte der alte Mann leise und sah auf einmal gar nicht mehr griesgrämig drein.

      Eigentlich hatte er nur kurz vorbeischauen wollen. Doch bald saß Theo Swoboda wieder im Salon von Lilo Benedikt, trank Kaffee und strich dem dicken Mops über das Fell. Verena hockte auf der Ottomane und kam sich so überflüssig vor wie eine dieser ältlichen Gesellschaftsdamen, die vor hundert Jahren die jungen Leute überwachten, damit diese nicht übereinander herfielen.

      »Kommen Sie, Herr Franz. Gassi!«, sagte sie schließlich, stand auf und klopfte mit der flachen Hand auffordernd gegen ihren Oberschenkel. Sowohl Lilo als auch der alte Galerist warfen ihr einen verzweifelt-hilfesuchenden Blick zu, als sie mit dem Mops nach draußen rauschte, aber sie hatte kein Mitleid.

      *

      »Wenn es noch stärker regnet, müssen wir die Pferde in den Stall bringen.« Komtess Gabriela warf einen prüfenden Blick zum Himmel hinauf, der heute mit schweren grauen Wolken bedeckt war.

      »Ach, ein bisschen Wasser schadet nicht!« Sonja streckte entspannt ihre langen Beine in den teuren Reitstiefeln aus.

      Die beiden jungen Frauen hatten auf einer hölzernen Bank neben der Koppel Platz genommen und beobachteten ihre Pferde, die fröhlich herumtollten.

      »Sieh dir die beiden an!« Gabriela deutete zur Koppel hin. »Die können gar nicht genug kriegen!«

      »Ja, Penelope ist sehr glücklich hier. Und ich wäre am liebsten jeden Tag mit ihr unterwegs.«

      »Was hindert dich daran?«, fragte Gabriela.

      »Ich weiß nicht. Vielleicht das Erwachsenwerden?« Gedankenverloren löste Sonja einen ihrer blonden Zöpfe, strich mit den Fingern

Скачать книгу