Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach страница 38
»Ach, ich weiß nicht recht. Eigentlich will ich noch gar nicht ans Heiraten denken. Ich fühle mich noch viel zu jung. Ich habe noch keinen Beruf!«
Die Komtess schüttelte unwirsch den Kopf. »Wenn du einen Beruf wolltest, dann hättest du dafür längst Gelegenheit gehabt. Du hast dich für die Schauspielschule entschieden, das ist nun mal kein Beruf. Aber du hast es auch nicht nötig! Du hast reiche Eltern und wirst ein wunderbares Leben führen. Wenn du Lust hast, kannst du in der Firma jeden Posten übernehmen. Du kannst machen, was du willst. Aber wie ich dich kenne, wirst du bald Kinder haben und eine wunderbare Mutter sein. Du wirst dich um die Schulen kümmern, Kinderfeste ausrichten, dich sozial engagieren. Um dieses Leben wird dich jede andere Frau beneiden.«
Sonja senkte den Kopf. »Ich weiß nicht, Gabriela! Früher einmal hab ich mir das so vorgestellt und mir nichts Anderes gewünscht. Aber heute bin ich mir nicht mehr sicher. Das kann doch nicht alles sein!«
»Kriegst du etwa kalte Füße?« Gabriela lachte kurz und schrill auf. Dann legte sie ihrer Freundin die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Sonja. Das ist doch ganz normal. Ich glaube, jede Frau kriegt es mit der Angst, wenn sie kurz vor der Hochzeit steht.«
»Was sagst du da?«, rief Sonja. »Du redest von der Hochzeit, als wäre es eine abgemachte Sache. Dabei hat Markus mich noch nicht einmal gefragt.«
»Das ist doch nur eine Formalität. Ihr seid doch schon so gut wie verlobt. Und gerade weil es so sicher ist, denkt er nicht daran. So sind die Männer eben.«
»Aber vielleicht genügt mir das nicht?«, fragte Sonja leise. »Vielleicht wünsche ich mir einen Mann, der wirklich in mich verliebt ist!«
»Ach geh! Verliebtheit! Das ist doch nur eine Sache der Chemie und der Hormone! Wirkliche Liebe ist etwas ganz Anderes. Ihr seid euch seit Kindheit vertraut. Du kennst seine Macken und er kennt die deinen. Das ist das Wichtigste in einer guten Ehe.«
Sonja zeichnete mit dem Absatz ihres Stiefels ein kleines Muster in die Erde. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht, Gabriela. Ich fühle mich gedrängt.«
»Gedrängt? Gerade eben hast du dich noch beklagt, dass er dir noch keinen Antrag gemacht hat!« Gabrielas Stimme vibrierte vor Ungeduld.
»Es geht nicht um den Antrag. Es geht darum, dass ich mich zu jung fühle. Ich bin doch erst Zweiundzwanzig! Du sagtest, die Schauspielschule sei kein Beruf. Gerade jetzt aber hätte ich die Möglichkeit, daraus wirklich einen Beruf zu machen. Und das wäre für mich das Größte überhaupt.«
»Das Größte überhaupt war für dich zweiundzwanzig Jahre lang, dass du irgendwann einmal Markus heiratest und mit ihm eine Familie gründest. Und jetzt hat sich das geändert?«
Sonja zögerte. »Weißt du, Gabriela, ich habe ein Angebot bekommen. Ich glaube ich bin als Schauspielerin wirklich ganz gut. Das Kellertheater hat mir einen Vertrag angeboten. Das ist für mich ein erster Schritt. Markus zu heiraten, würde bedeuten, das alles aufzugeben. Und ich bin nicht sicher, ob ich das will.«
»Ach geh! Das ist doch nur so eine Spinnerei! Du weißt doch, wie unsicher diese Angebote sind. Das ist kein Beruf, das ist ein Hobby, dem du immer noch nachgehen kannst. Dafür schmeißt man doch nicht seine Zukunft weg! Vergiss nicht, dass du immer schon in Markus verliebt warst. Und du solltest auch an deine Mutter denken, die schon lange von einer Märchenhochzeit träumt.«
»Ach, die Mutti, die würde mich am liebsten mit einem Traumprinzen aus regierendem Haus verheiraten!«
»Na, daraus wird im Moment wohl nichts!«, lachte Gabriela. »Aber Markus ist immerhin Graf, vergiss das nicht!«
»Wenn ich nur wüsste, was ich will!«, rief Sonja verzweifelt.
»Das ist immer so, wenn man handelt. Man fragt sich nachher, ob es wirklich richtig war.« Plötzlich sah Komtess Gabriela ganz ernst drein. Nichts war mehr von der arroganten Selbstsicherheit der schönen Frau zu spüren. Einen Augenblick lang sah sie aus wie ein verschrecktes kleines Mädchen. Nervös nestelte sie am Kragen ihrer Reitjacke. »Ja, wenn man Entscheidungen trifft, so können es immer auch die falschen sein«, murmelte sie. Dann aber ging ein Ruck durch ihren Körper, sie saß wieder aufrecht, und ihre Augen glänzten aufs Neue.
»Aber weißt du, Sonja, manchmal kommt es nur darauf an, auf der Spur zu bleiben. Manchmal muss man den Weg einfach zu Ende gehen. Manchmal darf man nicht an sich denken, sondern man muss tun, was für alle am besten ist.«
*
Das Flugzeug zog noch eine Schleife über Wien, so, als wollte es Touristen wie Heimkehrern zeigen, wie schön diese Stadt war. Die Teichanlagen um das Schloss Schönbrunn glitzerten in der Abendsonne. Minuten später setzte es auf der Landebahn auf. Markus streckte sich und schnappte seinen Koffer. Die Anschnallzeichen erloschen. Endlich zuhause!
Müde war er, unrasiert und erschöpft. Aber er wollte nicht erst in seine Wohnung fahren, um sich frisch zu machen, nein, er wollte sofort die Aussprache mit Verena suchen.
Rasch winkte er ein Taxi herbei und ließ sich bis in den Stadtteil Sievering fahren.
Dort schaffte er es bis in den Vorraum der alten Villa. Dann aber wurde er von gleich zwei Drachen abgewimmelt. Der erste, die Haushälterin Anna, sagte, Verena sei nicht zuhause. Der andere, viel schlimmere Zerberus, folgte gleich darauf: Als wollte sie ihre Paraderolle der Lady Macbeth wiederholen, schritt Lilo Benedikt auf ihn zu: Mit erhobenem Kopf, eiskaltem Blick und weit ausgestreckter Hand wies sie den Eindringling zurück. »Halt! Sie haben hier nichts zu suchen, Herr Graf!«, donnerte ihre Stimme. »Sie haben schon genug angerichtet. Lassen Sie das arme Mädel in Ruhe.«
»Aber ich … ich möchte nur mit Verena reden. Ich will ihr nur erklären, dass …«
»Hier gibt es nichts zu erklären. Alles wurde schon gesagt. Gehen Sie bitte wieder.«
Von oben, aus dem Mansardenzimmer, war ein Poltern zu vernehmen. Markus hob hoffnungsvoll den Kopf. Er wollte Verena doch nur sehen!
»Sie hat eine Ausstellung angeboten bekommen und jede Menge zu tun. Lassen Sie sie also in Ruhe arbeiten. Verena ist hierher gekommen, um neu anzufangen, zerstören Sie ihr das nicht!« Lilo Benedikt appellierte nun an seine Anständigkeit. Auch diese Rolle stand der alten Dame hervorragend, und Schritt für Schritt drängte sie ihn zur Tür. Markus seufzte. So einfach würde er sich nicht geschlagen geben! Gerade an diesem Vormittag hatte er die endgültige Zusage des Scheichs von Fudschaira bekommen: Er, Markus Graf von Bäumler würde als Chefdesigner die komplette Innenausstattung des hochherrschaftlichen Palastes planen. Nein, er war kein Verlierer, und deshalb gab er sich auch nicht so leicht geschlagen. Er wollte alles. Und alles, das hieß auch die Frau, die er liebte. Aber was sollte er bloß sagen? Er hob seinen Kopf und sah zur Stiege hinauf. »Verena!«, rief er laut.
Nach seinem dritten Ruf öffnete sich oben die Tür. Die Treppe knackte, und die Geliebte kam tatsächlich herunter. Blass war sie, obwohl ihr Gesicht von Farben bunt gesprenkelt war. Verena sah wunderschön aus – am liebsten hätte er sie in seine Arme geschlossen.
»Verena …«, begann Markus. »Lass mich dir bitte erklären …«
»Hier gibt es nichts zu erklären, Markus. Es wurde alles gesagt, glaub mir. Deine Schwester hat das schon erledigt. Ich weiß nun endlich Bescheid.«2
»Nun,