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Doch die junge Frau sah ihm entschlossen ins Gesicht. »Ich kann damit nicht leben, und du musst das bitte akzeptieren.« Abrupt drehte sie sich um und stapfte die Treppe wieder hinauf. Unten blieb Markus zurück und verstand die Welt nicht mehr. Nur der dicke Herr Franz war auf seiner Seite. Schwanzwedelnd sah er zu seinem menschlichen Freund empor.
*
Als sie die Zimmertür hinter sich schloss, als sie hörte, wie unten endlich die Eingangstür zufiel, brach Verena neuerlich in Tränen aus. Wie stellte Markus sich das bloß vor? Er war verlobt, er würde heiraten! Wollte er ihr tatsächlich die Rolle der Mätresse anbieten? Stand ihr nicht mehr zu? Nur weil sie keine Adelige war? –
Wie betäubt ging Graf Markus hinaus. Er ließ den Autobus vorüber fahren und stolperte mit gesenktem Kopf durch die Straßen von Wien. Plötzlich war er in der Josefstadt und fand sich vor einem vertrauten Haus wieder. Ohne darüber nachzudenken, hatte er sich von seinen Beinen hierher hielten lassen. Er sah an dem einstigen Vorstadthaus mit der hellgrünen Fassade empor. Kurz entschlossen drückte er den Klingelknopf der Sprechanlage. Sonja war zu Hause.
Der Lift brachte ihn in den fünften Stock. Sie öffnete die Tür.
Es war ein trotziges Gefühl, das Graf Markus ergriffen hatte. Wenn er schon die Liebe seines Lebens nicht bekommen sollte, so konnte er doch gleich seine Eltern glücklich machen und tun, was das Leben von ihm verlangte! Hier stand sie, Sonja Rütter, und sah ihn schüchtern an. Wie immer hatte sie ihre blonden Haare in lange geflochtene Zöpfe gefasst, doch sie sah trotzdem nicht aus wie ein kleines Mädchen, sondern wie eine erwachsene Frau. Noch nie hatte er sie so wahrgenommen. Immer war sie nur die kleine Freundin seiner Schwester gewesen, das treue Anhängsel, das wie ein kleines Hündchen hinter Gabriela her trottete. Doch das galt nicht mehr für die junge Frau, die ihn aus ihren hellen Augen fragend ansah. Sonja trug ein altmodisches Schürzenkleid und Flip-Flops, in der Hand hielt sie ein Manuskript. Er hatte sie wohl gerade beim Textlernen gestört, was auch ihren verwirrten Blick erklärte. In welcher Welt sie sich wohl gerade befand?
Allmählich schien Sonja jetzt in die Wirklichkeit zurückzukehren, und sofort zog in ihre Wangen eine vertraute Röte. Markus musste lächeln. Er hatte sie schon in verschiedensten Rollen auf der Bühne der Schauspielschule gesehen. Ob wunderschön oder hässlich, Sonja gab immer genau das, was ihre Rolle von ihr verlangte. Doch im wirklichen Leben war sie schüchtern und zurückhaltend, oft brachte sie vor Nervosität keinen ganzen Satz hervor. Eine Welle der Zuneigung erfasste ihn.
»Sonja. Willst du mich heiraten?«
Es war nicht so romantisch wie im Film. Er warf sich nicht auf die Knie, er zog keinen funkelnden Ring aus der Tasche, sie brach nicht in Tränen aus. Lange sah sie ihn nur an, dann nickte sie entschlossen.
»Gut, Markus. Ja, heiraten wir.« Es war der Moment, in dem andere Paare sich in die Arme sinken und die Welt um sich herum vergessen. Doch das neue Brautpaar schaute sich nur still in die Augen. »Ich liebe sie nicht, aber ich werde sie glücklich machen«, beschloss Markus.
»Ich liebe ihn nicht, aber ich werde ihn glücklich machen«, nahm Sonja sich vor. Still reichten sie einander die Hände.
*
Lilo Benedikt streckte den Kopf in die Küche, wo die Haushälterin Anna laut klappernd das Frühstücksgeschirr wegräumte.
»Sie hat endlich wieder ordentlich gegessen!«
»Zwei Semmeln und ein ganzes Ei!«, jubelte Anna. »Es geht wieder bergauf.«
Die beiden Frauen zwinkerten sich zu. In der Sorge um die junge Untermieterin waren sie einander noch näher gekommen. Lilo kehrte in den Salon zurück, wo Verena die Morgenzeitung vor sich ausgebreitet hatte.
»Suchst du was Bestimmtes?«
»Ja. Die Ausstellung müsste ab heute angekündigt sein.«
»Richtig. Sind ja nur noch zehn Tage bis zur Vernissage. Nun, dann lass uns mal sehen!«
Gemeinsam blätterten die beiden Frauen den Kulturteil durch. Plötzlich hielt Verena inne. Eine Nachricht fesselte ihre Aufmerksamkeit. Lilo gelang es nicht mehr, sie abzulenken. Fassungslos starrte Verena auf die Verlobungsanzeige…
Graf Carl von Bäumler und seine Gemahlin, Gräfin Gerlinde von Bäumler, freuen sich, die Verlobung ihres Sohnes Markus mit Sonja Rütter bekannt zu geben … Ein Foto zeigte einen ernst blickenden Markus mit streng zurück frisierten Haaren und eine lachende blonde Frau mit Zöpfen.
Es tat immer noch so weh, sein Gesicht zu sehen. Verena schluckte. Währenddessen blätterte Lilo hektisch weiter, und endlich fand sie das Gesuchte.
»Sieh nur Verena! Hier steht es schwarz auf weiß. Deine Ausstellung! Ich freue mich so!« Doch die alte Dame wusste nur zu gut, dass ihre Worte keinen Trost brachten. Das arme Mädel!
In diesem Augenblick erlöste sie das Läuten des Telefons aus ihrer Hilflosigkeit. Gleich darauf betrat Anna den Salon.
»Es ist für dich, Verena. Ein Anrufer aus Deutschland.« Als Verena nach draußen ging, tauschten Anna und Lilo einen fragenden Blick. Ganz leise setzten sie sich an den Wohnzimmertisch, und dann taten sie so, als würden sie Zeitung lesen. In Wirklichkeit konzentrierten sie sich natürlich darauf, zu verstehen, was draußen geredet wurde.
»Verena! Ich vermisse dich!«, sagte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
»Bernd! Wie kommst du zu meiner Nummer?«
»Ich habe deine Oma gelöchert! Wenn ich etwas will, dann kriege ich das auch, das solltest du doch wissen.« Er lachte selbstgefällig.
»Warum rufst du an, Bernd?«
»Ich … ich will dich wiederhaben, Verena. Ich weiß jetzt, dass ich ohne dich nicht sein kann. Bitte verzeih mir noch einmal. Bitte, bitte, komm zu mir zurück!«
Verena atmete tief durch. Das war nun wirklich das Letzte, was sie erwartet hatte. Und das Letzte, was sie momentan brauchen konnte. Ein weiterer Mann, der sie verwirrte! Noch vor wenigen Wochen wäre sie selig vor Glück sofort nach Hamburg geflogen – nein, sie wäre zu Fuß gelaufen. Aber heute war alles anders. Heute wollte sie von Männern nichts mehr wissen. Sie alle hatten sie nur enttäuscht.
»Ich weiß nicht, Bernd«, sagte Verena. »Ich weiß wirklich nicht.«
»Was gibt es da zu überlegen, Verena? Wir zwei gehören zusammen. Das wissen wir doch schon seit langem. Niemand kennt mich so gut wie du. Und niemand ist ohne Fehler. Vielleicht habe ich nur die Erfahrung mit einer anderen Frau gebraucht, um zu erkennen, dass du es bist, die ich will. Für immer.«
Nein, Bernd hatte noch nie einen Widerspruch geduldet. Er hatte auch immer, sein Leben lang, bekommen, was er wollte. Verena spürte Widerwillen in sich aufsteigen. Doch andererseits fühlte sie immer noch einen Stich in ihrem Herzen, wenn sie an Bernd dachte. Ja, er hatte recht. Sie kannte ihn wirklich wie keine andere. Er kannte sie genauso gut. Und sie hatten es wirklich lange miteinander ausgehalten. Sollte man so etwas aufgeben?
»Hör zu, Bernd. Ich muss nachdenken. Du hast mich betrogen, und das hat mich sehr verletzt. Und ich habe momentan den Kopf zu voll. Nächste Woche findet meine erste Ausstellung statt, in einer Innenstadtgalerie, und ich kann mich