Rage. Rose Bloom
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Читать онлайн книгу Rage - Rose Bloom страница 6
»Hat sie diesmal einen Brief dazugelegt?«, fragte ich, und meine Mum schüttelte den Kopf, weil sie wusste, worauf ich anspielte.
»Wo war die Briefmarke abgestempelt?«
»Hier in Louisiana.«
Ich schnaubte. Also hatte ich recht mit der Vermutung, dass sie irgendwo in der Nähe war. Sie musste gestern auf dieser Veranstaltung gewesen sein. Und ich war zu unfähig, da verdammt noch mal reinzukommen!
»Ich werde Gini finden, Mum.«
»Laurie!«, schimpfte sie, und ich strich mir beruhigend über das linke Handgelenk. »Du verrennst dich da in was! Sie weiß, dass sie jederzeit zurückkommen kann, wenn sie möchte.«
»Vielleicht kann sie das ja nicht? Weil sie jemand aufhält? Nur weil sie regelmäßig Geld schickt, heißt das noch lange nicht, dass sie freiwillig bei dem Penner bleibt!«
»Es könnte auch heißen, dass es ihr an nichts fehlt.« Wieso war meine Mutter nur so naiv? Gerade sie müsste doch besser wissen, wohin so eine Beziehung führen konnte!
»Wenn sie tatsächlich frei ist, wäre dann nicht wenigstens ein Brief dabei? Oder würde sie dann nicht auf meine Anrufe und Nachrichten antworten? Mum! Ich hatte von Anfang an bei dem Kerl ein komisches Gefühl! Wer heißt schon Darren Malone? Das schreit nach Arschloch! Und nur weil er Kohle hat? Wir hätten das auch so hinbekommen, das haben wir immer!«
»Laurie, sei doch nicht so blind! Wie stellst du dir das eigentlich vor? Solltet ihr weiterhin jeder drei Jobs haben, damit ihr meine Pflege bezahlen könnt? Das geht doch nicht! Du wohnst mit fünfundzwanzig hier bei mir, du brauchst ein eigenes Leben! Einen Mann und Familie!«
Ich brodelte innerlich und presste die Lippen aufeinander. »Ich brauche keinen Mann! Wir haben uns. Das reicht mir!«, erwiderte ich trotzig.
»Denkst du etwa, es geht mir gut dabei, wenn ich sehe, dass du dein Studium wegen mir aufgegeben hast?«
»Hör auf damit, Mum! Es war meine Entscheidung!«, sagte ich nun etwas lauter. Dass sie immer wieder davon anfangen musste! Konnte sie es nicht endlich genauso akzeptieren, wie ich es tat? Das Studium war sowieso nur Mittel zum Zweck gewesen. Um uns von dieser furchtbaren Abhängigkeit von meinem Erzeuger zu lösen und frei zu sein. Doch alles war anders gekommen als gedacht.
»Du wolltest Ärztin werden. Und jetzt? Bist du damit zufrieden? Reicht dir das aus, was du im Moment tust?«
»Es war zu teuer. Ich zahle immer noch den Kredit dafür ab.«
»Aber es wäre für dich machbar gewesen, wenn du nicht dein gesamtes Geld in meine Pflege gesteckt hättest!« Ihre Stimme bebte mittlerweile vor Zorn. Doch was hätte ich denn tun sollen? Sie hatte wochenlang, ja sogar monatelang in ihrem Bett gelegen! Sie brauchte diese Hilfe!
»Du hättest sonst niemals Matt kennengelernt«, sagte ich und versuchte mich an einem kleinen Lächeln. Sie erwiderte es bekümmert.
»Ich hab doch jetzt endlich das Praktikum als Physiotherapeutin! Es macht mir Spaß, ist abwechslungsreich, und wir verdienen deutlich mehr als bei den Gelegenheitsjobs davor. Außerdem kann ich dir so viel besser helfen. Es ist okay, Mum. Ich muss nicht studieren, um glücklich zu sein.«
»Wenn du denn wenigstens glücklich wärst …« Sie sah mit unendlich traurigen Augen zu mir hoch, und ich wandte den Blick ab. Ich konnte nicht damit umgehen, dass sich meine Mum Vorwürfe deswegen machte. Sie dachte tatsächlich, sie wäre schuld daran, dass alles so gekommen war. Und jetzt fehlte von ihrer jüngsten Tochter auch noch seit Wochen jede Spur.
»Ich werde Gini finden und hole sie zu uns zurück«, sagte ich überzeugt und widmete mich erneut der Suppe.
Die Tür wurde aufgeschlossen, und Matts Stimme klang durch den Flur. Ich war froh, dass meine Mum wieder jemanden gefunden hatte, den sie lieben konnte. Und als Pfleger – hierdurch hatten sie sich kennengelernt – konnte er ihr wirklich dabei helfen, ihr Leben so zu meistern, als hätte sie nicht diese Wunden zurückbehalten. Verursacht von einem Mann, den ich von ganzem Herzen verabscheute.
»Hey, ihr zwei«, sagte Matt. Meine Mutter lächelte ihn verliebt an. Er ging zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Hi, Darling«, flüsterte er ihr zu, und sie strich sanft durch sein braungraues Haar. Ich wandte mich ab, weil ich es nicht angemessen fand, die beiden so zu beobachten.
»Hey, Nashorn«, sagte er zu mir und wuschelte mir durch die Haare. Auch er kannte meine Angewohnheit, meinen Dickkopf durchzusetzen, und hatte mir bei unserem Kennenlernen diesen liebevoll gemeinten Spitznamen verpasst. Er war der Einzige, der mir einen geben durfte, allein weil er meine Mum glücklich machte. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie das neue Glück zugelassen hatte, und ich konnte Matt verstehen, was er an ihr fand. Sie war immer noch eine schöne und humorvolle Frau, und ich wünschte ihr nur das Beste.
»Hi, Nervensäge«, sagte ich grinsend. Okay, neben Hunter war Matt ebenfalls ein wirklich netter Mann. Zwei Männer von wie vielen auf dem Planeten?
4
Der Schweiß lief mir immer wieder ins linke Auge, das allein vom bloßen Blinzeln brannte wie Feuer. Durch das andere konnte ich schon lange nichts mehr sehen. Ungeachtet dessen versuchte ich, meinen Gegner Garcia im Blick zu behalten. Die Geräusche um mich herum verschwammen zu einem undeutlichen Rauschen. Ich hörte nur Robs Schreie, weil er direkt am Käfigrand stand und in meine Richtung brüllte: »MACH DIE TECHNIK SAUBER, VERDAMMT! DER KICK! RAGE!«
Luft strömte mit schweren Atemzügen in meinen Brustkorb, den ich ebenfalls kaum noch spürte. Mein gesamter Körper war taub. Doch mein Gegenüber sah genauso beschissen aus, wie ich mich fühlte. Ich hatte ihm stark zugesetzt. Trotzdem stand mein Sieg auf der Kippe. Punktemäßig waren wir gleichauf. Ich durfte nicht verlieren. Das war einfach keine Option. Ich war wertlos ohne den Sieg.
Garcia stürmte auf mich zu. Ich blockte seinen geraden Punch und versuchte, ihm einen Haken zu verpassen. Doch er war schneller. Ruckartig wich er zur Seite aus. Während ich mich noch in der Bewegung befand, verlagerte er sein Gewicht zu einem Kick und traf meine Rippen. Der Schmerz durchbohrte meine gesamte linke Flanke. Ich kannte dieses Gefühl. Damit konnte ich umgehen, nahm es sogar gerne entgegen, denn ich hatte genau diesen Schmerz verdient. Jeden einzelnen Schlag davon. Immer wieder. Bis zum Ende meines Lebens.
Dennoch war mein Siegeswille seit meiner Kindheit antrainiert und deutlich größer als der Drang nach verdientem Leid. Es war wie eine Sucht, ein Trieb, den ich einfach nicht abstellen konnte. Nur dadurch fühlte ich mich lebendig. Eigentlich stieg ich nur deswegen in den Ring. Ich brauchte den Rausch, um zwischendurch etwas zu fühlen.
Ich konterte, Blut floss mir in die Augen.
»BEENDE ES, RAGE! JETZT!«
Ich lief auf Garcia zu. Variierte eine schnelle Abfolge von Kicks und Punches. Er versuchte, mich zu umklammern, entweder für eine Pause oder um meinen massiven Körper auf den Boden zu bringen. Doch durch das jahrelange Training mit meinem Vater lag meine Stärke definitiv im Boxen. Deshalb versuchte ich alles, um auf den Beinen zu bleiben, denn beim Kampf auf dem Boden könnte ich der Unterlegene sein.
Ich drehte mich