Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank
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»Ich bitte meinen Freund, dich zu deinem Vater zurückzufahren, Diana«, sagte Maria und half ihr, Kleidungsstücke in den Koffer zu legen.
Leise, jedoch sehr bestimmt und in einer Art, die ihren eisernen Willen bezeugte, antwortete Diana noch einmal, dass sie nicht nach Schloss Buchenhain fahren werde.
»Aber dann sage mir doch, wohin du sonst gehen willst? Du kennst doch keinen Menschen.«
»Mach dir keine Sorgen um mich, Maria. Ich werde nicht mich und damit mein Kind leichtfertig gefährden.«
In ihrer Verzweiflung versuchte Maria, den jungen Grafen Markus von Homberg telefonisch zu erreichen. Seine Wirtin, Freifrau von Wolfshagen, teilte ihr jedoch mit, dass Markus sich auf einer Urlaubsreise nach Wien befände und erst in der kommenden Woche wieder erwartet werde.
»Also, dann bleibst du wenigstens bis zur nächsten Woche bei mir, Diana«, bestimmte Maria.
»Nein, Maria. Bitte, sei so nett und hilf mir, die Koffer hinunterzutragen. Es wird sicherlich gleich ein Taxi vorbeikommen.«
»Du bist aber auch entsetzlich eigensinnig.«
Maria, die sehr kräftig war, hob beide Koffer gleichzeitig hoch und setzte sie auch nicht nieder, als Diana bat, auch einen Koffer tragen zu dürfen.
»Denke an dein Kind!«, antwortete sie barsch.
Kaum standen sie im Freien, als tatsächlich ein Taxi vorbeigefahren kam. Es hielt neben den beiden jungen Frauen.
»Wo willst du denn nun hinfahren?«, wollte Maria wissen. Sie war maßlos zornig auf Diana, denn sie fühlte sich schuldig.
»Ich schreibe dir, Maria. Und denke daran, dass ich dich verstehe. Lass es dir sehr gut gehen, Maria.«
Der Taxichauffeur hatte die Koffer in den Fond des Wagens gelegt. Diana stieg ein, winkte Maria noch einmal zu und ließ sich dann mit einem kleinen Seufzer in die Polster sinken.
»Wo wollens’ denn hin, Fräulein?«, fragte der Chauffeur.
»Zum Hauptbahnhof, bitte.«
Diana wusste selbst nicht, welchen Zug sie nehmen sollte. Zum ersten Mal erkannte sie, was es bedeuten musste, heimatlos zu sein. Sie hatte nur noch ein Ziel: Hubertus zu finden!
Ein Gepäckträger brachte Dianas Koffer zum Bahnsteig. Der Zug, der gerade einrollte, fuhr nach Köln. Sie kannte weder Köln noch irgendeinen Menschen, der in Köln lebte.
Trotzdem stieg sie ein, und fünf Stunden später erreichte sie die alte Domstadt. In einer kleinen Pension mietete Diana ein Zimmer. Die Pensionsbesitzerin musterte ein wenig misstrauisch ihren kostbaren Nerzmantel, so dass eine Art von Scham in Diana hochstieg
Diana packte ihren Koffer gar nicht aus, sondern ließ sich auf das schmale Bett sinken. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie begann erst leise, dann immer heftiger zu weinen. Ein unsagbarer Schmerz in ihrem Leib wollte ihr den Atem nehmen.
Später, als sie aufstand, wollte die Pensionsbesitzerin von ihr wissen, wann sie denn die Miete bezahle.
»Heute«, antwortete das Mädchen leise.
Und weil sie kaum noch Geld besaß, verkaufte sie einem Händler, der drei große Goldringe an den Händen trug, ihren Nerzmantel. Mit dem Erlös bezahlte sie ihre Miete.
Von diesem Tag an verlor sich Diana in Einsamkeit und Verzweiflung.
Ihr eiserner Wille, nicht zu ihrem Vater zurückzukehren, war noch immer ungebrochen. Manchmal glaubte sie jedoch, dafür mit ihrem Leben bezahlen zu müssen.
Immer häufiger litt sie an starken Schmerzen. Sie wagte aber nicht, einen Arzt rufen zu lassen, aus Furcht darüber, dass sie seine Rechnung nicht bezahlen konnte.
Die Pension verließ Diana nur noch, um etwas zum Essen einzukaufen.
Ganz offensichtlich war die Pensionsbesitzerin inzwischen davon überzeugt, dass ihre junge, schöne Mieterin sich vor einer öffentlichen Stelle verstecken musste.
Zwei Monate vor der Geburt des Kindes eröffnete sie Diana, dass sie noch niemals Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt habe und auch keine bekommen wolle. Außerdem sei es wohl auch besser, sie würde sich in ein Krankenhaus begeben, so schlecht und elend, wie sie aussehe.
Diana packte wieder ihre Koffer. Ein junges Mädchen, das in der Pension als Hilfe arbeitete, trug ihr diesmal die Koffer auf die Straße.
Und wie damals in München fragte Diana jetzt in Köln ein Taxifahrer, wo er sie hinbringen dürfe.
Fröstelnd legte die Prinzessin einen Augenblick lang ihre Arme um ihre Schultern. Sie trug nur einen dünnen Mantel, den sie sich von einem Teil des Geldes, das sie für den Nerzmantel erhalten hatte, gekauft hatte.
Sie nannte dem Fahrer den Namen der Kreisstadt, in deren Nähe die »Höhle« lag, jenes kleine Gartenhäuschen, in dem sie mit Hubertus so glücklich gewesen war.
»Haben Sie denn so viel Geld? Das ist weit«, meinte der Taxifahrer.
»Ja, ich weiß.«
Der Fahrer murmelte einige unverständliche Worte und fuhr dann auf die Autobahn zu.
Als sie drei Stunden später in die Nähe Schloss Buchenhains kamen, begann Diana zu weinen. Vor Müdigkeit, vor Erschöpfung, vor Trauer. Und auch vor Heimweh.
Nicht eine einzige Sekunde hindurch überlegte sie jedoch, ob sie einfach durch das hohe schmiedeeiserne Tor fahren sollte, um zu ihrem Vater zurückzukehren.
Die »Höhle« lag vor der Kreisstadt. Diana zeigte dem Taxifahrer den schmalen Weg, der zum Gartenhaus führte. Auf den Wiesen, die im Sommer voller Blumen gewesen waren, lag nun tiefer, frischer Schnee.
»Na, das ist ja nicht das richtige für den Winter«, stieß der Fahrer hervor.
Er war jedoch so freundlich, Dianas Gepäck bis zur Tür des Häuschens zu tragen. Unschlüssig blieb er noch stehen. In der Hand hielt er das Geld, das Diana ihm gegeben hatte.
»Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, Sie hier allein zu lassen«, murmelte er.
Er legte seine Hand auf die Türklinke. Die »Höhle« war nicht verschlossen.
»Also gut. Jeder ist seines Glückes Schmied«, meinte er abschließend und stapfte durch den Schnee zum Taxi zurück.
Diana war in die »Höhle« getreten. Mit zitternden Händen versuchte sie, eine Kerze anzuzünden. Die Streichhölzer waren jedoch nass geworden.
Ein kalter Wind blies durch die halb offen stehende Tür.
Auf einem Stuhl neben dem Bett lag eine von Hubertus’ geflickten Jeans.
Sie hob die Hose hoch, presste sie an ihre Wange und legte sich damit auf das Bett. Sie zog ihren Mantel nicht aus.
Plötzlich wusste Diana, dass sie sterben würde. Vor unerfüllter Sehnsucht und vor Trauer, so wie ihre Mutter gestorben war.
*