Spiel, Satz & Herz. M.J. O'Shea
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»Willkommen zu Hause, Mr. Valenzuela«, sagte der Fahrer, als er sich ihm näherte. Quinn glaubte nicht, dass er den Mann schon einmal getroffen hatte, aber sicher war er sich nicht. Quinn nickte und versuchte, das Nicken gerade vertraut genug aussehen zu lassen für den Fall, dass er den Namen des Mannes eigentlich kennen sollte.
Er glitt auf den kühlen Ledersitz und erschauerte erneut. Es fühlte sich seltsam an, wieder zurück zu sein. Irgendwie falsch. Er hatte nicht gehen wollen, als er ein Kind gewesen war – Quinn erinnerte sich noch genau an die Tränen und den Widerstand, als seine Mutter ihm eröffnet hatte, dass er auf eine andere Schule gehen würde –, aber nachdem er eine Weile weg gewesen war, hatte es sich anders angefühlt, wenn er nach Hause gekommen war. Besonders, nachdem Porter auf der Bildfläche aufgetaucht war und praktisch Quinns Platz in der Familie übernommen hatte. Er passte mit seiner rauen Stimme, seinem Geschäftssinn und seinen breiten Schultern auch viel besser zu seinem Grandpa.
»Auf der Brücke könnte der Verkehr Richtung Osten stocken, Sir, aber Sie sollten in etwa dreißig Minuten zu Hause sein«, sagte der Fahrer.
»Vielen Dank.« Quinn nickte. Er lehnte den Kopf an die Kopfstütze und schloss die Augen. Er hatte im Flugzeug ein wenig geschlafen, aber es war dieser unruhige Halbschlaf gewesen, in den er immer fiel, wenn der Rausch nachließ, außerdem war da noch der Schock. Der Schock hatte auf jeden Fall etwas damit zu tun.
Quinn war erschöpft.
Sie fuhren vom Flughafen aus auf der I-5 nach Norden, wo der Verkehr so stark wurde, dass sie schließlich im Stau standen, als sie sich der Innenstadt nährten. Er atmete erleichtert auf, als sie auf den Highway Richtung Osten auffuhren, der sie über das Wasser nach Hause führte.
Nach Hause.
Quinn sprach das Wort in Gedanken aus. Er hatte nie wirklich das Gefühl gehabt, ein Zuhause zu haben – zumindest nicht in den letzten Jahren. Zuhause war jene luxuriöse Herberge, in der Dane, Hunter und er gerade ihr Gepäck untergebracht hatten. Kein Ort, zu dem er die Verbindung aufrechterhalten musste, wenn er die Szene satthatte.
Die Erleichterung, dass sie endlich weiterfahren konnten, verwandelte sich in Nervosität, als sie das Wasser überquert und Mercer Island erreicht hatten. So nahe war er dem Haus seit beinahe einem Jahr nicht mehr gekommen und das letzte Mal war er nur für eine Nacht dort gewesen. Quinn war versucht, das Fenster zu öffnen, den Geruch von Nässe, Grünem und Erde aufzunehmen, um herauszufinden, ob dieser ihn beruhigte. Aber sein Körper war an die spanische Sonne gewöhnt. Er würde erfrieren.
Es war eine lange, langsame Fahrt durch die Wälder zur Zufahrt des Anwesens der Familie Valenzuela. Lange genug, dass Quinn sich wünschte, er wäre wieder bei Dane und Hunter. Lang genug, dass seine Nervosität sich in brennende Übelkeit in seiner Kehle verwandelte.
Aber dann passierten sie das Tor und fuhren die lange Auffahrt hinauf, die durch Bäume und eine sorgfältig gestaltete Parkanlage führte. Schließlich hielten sie vor dem Haus an und er hatte keine andere Wahl, als auszusteigen und sich mit dem zu befassen, was ihn auf der anderen Seite der Autotür erwartete.
Einen langen Moment herrschte angespannte Stille, bis die Vordertür des Hauses aufgerissen wurde und seine Mutter – seine stilvoll gekleidete, gebildete, distanzierte Mutter – herausgestürzt kam wie ein Kind, das nach einem langen Tag seine Eltern begrüßen wollte.
»Liebling, ich bin froh, dass du hier bist«, sagte sie und zog Quinn in eine feste Umarmung, die er ebenso fest erwiderte. Seine Mom zitterte und Quinn fand, dass sie sich in seinen Armen zerbrechlich anfühlte.
»Es tut mir so leid, Mama.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie erneut.
»Komm schon, lass uns hineingehen«, sagte sie. Dann bedeutete sie dem Fahrer, Quinns Gepäck hineinzubringen. Davon hatte er eine Menge. Da er nicht wusste, wohin er als Nächstes reisen würde, hatte er all seine Habseligkeiten mit nach Hause gebracht. Alles war wild durcheinander in die zahlreichen Koffer und Taschen gestopft, die im Kofferraum der Limousine verstaut waren.
Er folgte seiner Mutter ins Haus und in die riesige Küche, die in traditionellem, gedecktem Weiß und Kupfertönen gestaltet war. Es gab Tee und Sandwiches. Brenda, die Haushälterin seiner Mutter, blieb in der Nähe, als wollte sie sichergehen, dass Marisol etwas aß. Quinn umarmte Brenda und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann nickte er. Er mochte erschöpft und immer noch ein wenig verkatert sein, aber er würde dafür sorgen, dass seine Mutter auf sich achtete.
Sie saßen lange Zeit am Tisch, den mittlerweile kalten Tee und die Sandwiches vor sich, bis Quinn es schließlich über sich brachte zu fragen.
»Wann ist die Beerdigung?« Das Wort klang so fremd aus seinem Mund. Er war noch nie zuvor auf einer Beerdigung gewesen und hatte nie jemanden gekannt, der gestorben war. Er rechnete immer noch damit, dass sein Großvater durch die Tür kam, die Hosenbeine in die Gummistiefel gesteckt, wobei er eine Spur aus geschnittenem Gras mit sich trug. Er schluckte schwer.
»Übermorgen.«
Quinn nickte. Der Knoten in seinem Bauch löste sich ein wenig, aber nicht genug, um wieder schlucken zu können. Er hatte einen Tag. Er wusste nicht, was er an diesem Tag tun sollte, um sich darauf vorzubereiten, sich von seinem Großvater zu verabschieden, aber er hatte ihn. Das war doch schon etwas wert.
Der Tag der Beerdigung war passenderweise düster. Quinn und seine Mutter hatten hektische vierundzwanzig Stunden hinter sich, in denen sie mit Hectors Assistentin zusammengearbeitet hatten, um die letzten Details zu organisieren. Das war wohl eine gute Sache. Es war einfacher, sich mit ärgerlichen Kleinigkeiten auseinanderzusetzen, als still dazusitzen und nach der Stimme zu lauschen, die seine Kindheit erfüllt hatte und die nun so offensichtlich fehlte.
Die Trauerfeier fand auf dem Friedhof statt, auf dem sein Großvater schon vor Jahren Grabstellen gekauft hatte. Quinn erinnerte sich, wie morbide und irgendwie gruselig er es gefunden hatte, als seine Mutter ihm am Telefon davon erzählt hatte.
Nun stand er hier unter den dunklen Wolken und wollte so schnell wie möglich hier weg und zurück zum Haus, wo ein Empfang für die Gäste der Trauerfeier stattfinden würde. Er wollte keinen Small Talk mit den Hunderten Freunden und Bekannten seines Großvaters führen, aber das war immer noch besser, als eine Kiste anzusehen, in der die überlebensgroße Persönlichkeit von Hector Valenzuela unmöglich Platz haben konnte. Quinn nahm die Hand seiner Mutter, als der Priester zu sprechen begann, und drückte sie. Er war sich nicht sicher, ob er sie damit beruhigen wollte oder sich selbst.
Bald ist es vorbei…
Quinn schwankte zwischen dem Gefühl der Benommenheit und des Entsetzens, während er sich die Reden anhörte und anschließend zusah, wie sein Großvater in der Erde verschwand. Dann wurde er zu dem Wagen geführt, seine Mutter stieg hinter ihm ein, danach war es tatsächlich vorbei. Er hatte im Laufe der Jahre nicht viel Zeit mit seiner Familie verbracht, und diese Tatsache machte es nicht einfacher. Vielleicht wurde es dadurch sogar schlimmer. Er fühlte sich, als hätte er etwas verpasst, als hätte er die falschen Entscheidungen getroffen.