David Copperfield. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 58
Dieses Zitat von Mr. Barkis war so passend und kitzelte uns beide so sehr, daß wir immer von neuem zu lachen anfingen und sehr heiterer Laune waren, als wir Mr. Peggottys Häuschen erblickten.
Es sah noch ganz aus wie früher, nur daß es vielleicht in meinen Augen ein wenig kleiner geworden war; Mrs. Gummidge wartete in der Tür, als ob sie seit jener Zeit immer noch dort stände. Inwendig war alles noch beim alten geblieben einschließlich des Seegrases im blauen Krug in meinem Schlafzimmer. Ich ging in den Seitenschuppen, um mich umzusehen, und dieselben Hummern, Krabben und Krebse, erfüllt von demselben Verlangen, alles in der Welt zu kneifen, lagen in demselben wirren krabbelnden Durcheinander in derselben alten Ecke.
Aber keine kleine Emilie war zu sehen, und ich fragte daher Mr. Peggotty, wo sie sei.
»Sie ist in der Schule, Sir«, sagte Mr. Peggotty und wischte sich den Schweiß von der Stirn ab, den ihm das Tragen von Peggottys Koffer verursacht hatte. Dann sah er nach der Wanduhr und sagte: »Sie kommt in zwanzig Minuten oder in einer halben Stunde. Wir vermissen sie auch alle, das weiß Gott!«
Mrs. Gummidge seufzte. '
»Na, immer munter, Mutter!« rief Mr. Peggotty.
»Ach,« sagte Mrs. Gummidge, »ich bin ein einsames, verlassenes Geschöpf.«
Das Haus war noch so hübsch wie immer, oder hätte mir ebenso erscheinen sollen, aber dennoch machte es nicht denselben Eindruck auf mich wie früher. Ich fühlte mich sogar etwas enttäuscht. Vielleicht war die Abwesenheit der kleinen Emilie schuld daran. Ich wußte, welchen Weg sie kommen würde, und ging ihr daher immer langsam entgegen.
Es dauerte auch nicht lange, so erschien in der Ferne eine Gestalt, und ich erkannte bald Emilien, die, obgleich gewachsen, immer noch klein und zierlich war. Aber als sie näher kam und ich sah, wie ihre blauen Augen noch blauer, ihr Gesicht mit den Grübchen noch heiterer und ihr ganzes, reizendes Ich noch hübscher und schelmischer geworden war, da überkam mich ein seltsames Gefühl der Scheu, das mich veranlaßte, zu tun als ob ich sie nicht kennte, und vorbeizugehen, als ob ich nach etwas, draußen in der Ferne sähe. Ich habe so etwas auch noch später im Leben getan, oder ich müßte mich sehr irren.
Die kleine Emilie kümmerte sich gar nicht darum. Sie sah mich recht gut; aber anstatt sich umzudrehen und mich zu rufen, rannte sie lachend fort. Das trieb mich, ihr nachzueilen, aber sie lief so schnell, daß ich sie erst nahe beim Häuschen einholen und fangen konnte.
»O, du bist's?« sagte die kleine Emilie – »du also?«
»Na, du wußtest doch, wer's war, Emilie!«
»Und wußtest du es nicht, wer's war?« sagte Emilie.
Ich wollte sie küssen, aber sie bedeckte ihre Kirschenlippen mit den Händen und sagte, sie sei kein kleines Kind mehr, lief fort ins Haus und lachte toller als vorher.
Sie schien einen Gefallen daran zu finden, mich zu necken, und das war eine Veränderung an ihr, über die ich mich sehr wunderte. Der Teetisch war fertig, unsere kleine Sitzlade stand auf dem alten Flecke, aber anstatt sich neben mich zu setzen, leistete sie der alten brummigen Mrs. Gummidge Gesellschaft; und als Mr. Peggotty fragte, warum, vermuschelte sie das Gesicht mit den krausen Locken ihres Stirnhaars und konnte nicht aufhören zu lachen.
»Ein kleines Miesekätzchen, nicht wahr?« sagte Mr. Pegotty und streichelte sie mit seiner großen Hand.
»Das ist sie! das ist sie!« rief Ham. »Mas'r Davy, das ist sie!« und er saß da und lachte sie eine Zeitlang an in einem gemischten Zustande von Wonne und Bewunderung, der sein Gesicht brennendrot machte.
Ja, die kleine Emilie wurde von ihnen in allem verzogen und von niemand mehr als von Mr. Peggotty, dem sie alles abschmeicheln konnte, wenn sie nur zu ihm ging und ihre Wangen an seinen stacheligen Backenbart legte. So glaubte ich wenigstens, als ich sah, daß sie es so machte, und ich fand, daß Mr. Peggotty vollkommen recht hatte. Denn sie war so zärtlich und herzig und hatte eine so angenehme Art, neckisch und schüchtern zugleich zu sein, daß ich mehr als je ihr Sklave war.
Sie hatte aber auch ein weiches Gemüt; denn als wir nach dem Tee um das Feuer saßen und Mr. Peggotty eine Hindeutung auf den Verlust, den ich erlitten hatte, machte, traten ihr die Tränen in die Augen, und sie sah mich über den Tisch so freundlich an, daß ich ihr wirklich dankbar war.
»Ah!« sagte Mr. Peggotty, indem er ihre Locken nahm und sie wie Wasser über die Hand laufen ließ, »hier ist auch eine Waise, Sir. Und hier,« sagte Mr. Peggotty und gab Ham mit der Rückseite der Hand einen leisen Schlag auf die Brust, »hier ist noch eine Waise, obgleich man es ihnen nicht sehr anmerkt.«
»Wenn ich Sie zum Vormund hätte, Mr. Peggotty,« sagte ich und schüttelte mit dem Kopf, »so glaube ich wohl, ich würde es auch nicht so sehr fühlen.«
»Schön gesagt, Master Davy!« rief Ham ganz entzückt. »Hurra! Schön gesagt! Nein, das täten Sie auch nicht! Hört, hört!« – Hierbei klopfte er in freundschaftlicher Erwiderung des erhaltenen Puffs Mr. Peggotty auf die Brust, und die kleine Emilie stand auf und küßte Mr. Peggotty.
»Und was macht Ihr Freund, Sir?« sagte Mr. Peggotty zu mit.
»Steerforth?« sagte ich.
»Ja ja, den meine ich«, erwiderte Mr. Peggotty. »Ich wußte doch, sein Name gehörte zu unserm Gewerbe.«
»Du sagtest immer, er hieße Rudderforth«, lachte Ham.
»Na« – verteidigte sich Mr. Peggotty – »Ruder oder Steuer, das ist kein so großer Unterschied. – Also wie geht's ihm, Sir?«
»Er war ganz wohl, als ich ihn verließ, Mr. Peggotty.«
»Ja, das ist ein Freund!« sagte Mr. Peggotty und streckte seinen Arm mit der Pfeife vor sich aus. »Das ist ein Freund, wenn Ihr von Freunden sprecht! Gott soll mich ewig leben lassen, wenn es nicht eine Freude ist, ihn anzusehen.«
»Er ist sehr hübsch, nicht wahr?« sagte ich, und mein Herz wurde warm bei diesem Lobe.
»Hübsch!« rief Mr. Peggotty. »Er steht vor einem wie – wie ein – na, ich weiß wahrhaftig nicht, wie er vor einem steht. Er ist so, er hat so etwas keckvornehmes!«
»Ja, das ist gerade sein Charakter«, sagte ich. »Er ist mutig wie ein Löwe; Sie können sich nicht denken, wie freimütig er ist, Mr. Peggotty.«
»Und ich vermute,« sagte Mr. Peggotty und sah mich durch den Rauch seiner Pfeife an, »daß ihm in der Gelehrsamkeit fast keiner nahe kommt.«
»Ja,« sagte ich voll Freuden, »er weiß alles. Er ist wunderbar gescheit.«
»Das nenne ich einen Freund!« murmelte Mr. Peggotty mit einem ernsten Wiegen