Thassos Reiseführer Michael Müller Verlag. Thomas Schröder
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Der steinerne Schiffsbug diente als Fundament eines Denkmals
Man geht nun unter einer schmalen Asphaltstraße hindurch zum Durchgang der Theoren 11. Auf diesem Weg, der zu beiden Seiten von mit wertvollen Reliefs geschmückten Marmormauern begrenzt war, gelangte man einst zum Sitz der höchsten Beamten der Stadt, eben den Theoren. Leider wurden die Reliefs, u. a. Apollon mit den Nymphen, während der türkischen Herrschaft in den Louvre nach Paris überführt. Jenseits des Durchgangs steht man auf einem Platz mit zwei Brunnen. Nördlich davon hat man in den letzten Jahren Ausgrabungen durchgeführt und u. a. die Mauern eines großen frühbyzantinischen Wohnhauses (5. Jh. n. Chr.) mit einem Badekomplex freigelegt. Die Arbeiten waren 2019 immer noch im Gange. Am Hang des Akrópolishügels, östlich des Platzes, hat man spärliche Reste eines Ártemistempels gefunden.
Wieder zurück auf dem eigentlichen Agorágelände, betritt man die kleine Nordost-Stoá 12, hinter der sich Werkstätten und Geschäfte 13 reicher Thassioten befanden. Unmittelbar vor der Stoá fällt ein steinerner Schiffsbug 14 ins Auge, zu beiden Seiten mit wellenförmigen Ornamenten verziert. Wahrscheinlich handelt es sich um das Fundament eines Denkmals, vergleichbar mit dem der berühmten Nike von Samothráki, das ebenso wie das auf der Nachbarinsel zur Erinnerung an siegreiche Seeschlachten errichtet worden war. In westliche Richtung weitergehend, passiert man schließlich noch das sog. Paraskenien-Gebäude 15, dessen Front mit vorspringenden Seitenflügeln einer Theaterbühne geähnelt haben soll. Daneben lag der Gerichtshof 16 der antiken Stadt.
Von den Ausgrabungen im Innern des Platzes sind die des einstigen Zeus-Agoraíos-Tempels 17 (Zeus des Marktes) am wichtigsten, denn er war das Hauptheiligtum der Agorá. Die noch erhaltenen Fundamente finden Sie vor der nördlichen Ecke der Nordwest-Stoá. Ganz in der Nähe davon errichteten die Bürger von Thássos dem Faustkämpfer Theogénes, einem der berühmtesten Sportler der Antike, einen runden Stufenaltar 18. Dieser Athlet wurde wie ein Gott verehrt, da er bei verschiedenen Wettkämpfen für seine Insel insgesamt 1200 bis 1400 Siegeskränze errungen haben soll. Der Dichter Pausanias berichtet sogar von einem Theogénes-Standbild, das er in Olympía entdeckt haben will. Anlässlich der Olympischen Spiele 2004 in Athen hat man übrigens an der Hafenpromenade ein modernes Standbild des Athleten aufgestellt. Wenige Schritte östlich vom Altar wurde sehr viel später Gaius und Lucius Caesar, den Enkeln des Kaisers Augustus, ein Denkmal 19 gewidmet. Von den beiden Statuen ist noch der Kopf des Lucius erhalten, der sich im Museum befindet. Erwähnenswert sind schließlich noch die Überreste eines Monumentalaltars 20 im Süden der Agorá, der wohl v. a. für Tieropfer diente.
♦ Das Gelände der Agorá ist von Nov. bis April tägl. 8-15 Uhr, im Sommer bis 19 bzw. 20 Uhr zugänglich. Eintritt frei.
Das Archäologische Museum mit einer beachtlichen, sehr anschaulich präsentierten Sammlung sehenswerter Fundstücke von der Insel befindet sich genau gegenüber dem Eingang zur Agorá. Für den Besuch sollten Sie ca. eine bis zwei Stunden einplanen.
Werfen Sie zunächst einen Blick in den Museumsgarten. Unter den hier ausgestellten Exponaten fallen besonders ein liegender steinerner Löwe (er bewachte einst eines der Stadttore) aus hellenistischer und daneben ein riesiger Vogel aus römischer Zeit ins Auge. Ihn fand man bei den Ausgrabungen des antiken Haupteingangs zur Agorá. Das noch sehr gut erhaltene Mosaik am Boden stammt aus dem 2. Jh. n. Chr. Es fand sich in den Ruinen eines Privathauses.
Spätrömisches Mosaik
Widdertragender Koúros
Statue des Kaisers Hadrian
Wohl das bekannteste Ausstellungsstück im Innern des Museums, aufgestellt im Eingangsbereich des Erdgeschosses, ist die Monumentalstatue des widdertragenden Koúros aus dem 6. Jh. v. Chr. Im Gegensatz zum langen Haar ist das Gesicht des nackten Jünglings, möglicherweise handelt es sich um Apoll, kaum ausgearbeitet. Das Werk blieb wahrscheinlich deshalb unvollendet, weil der Künstler einen Riss im Marmor entdeckte. In einem kleinen Raum links davon wird man über die Entstehungsgeschichte des Koúros, seine Auffindung und über die Tradition von Koúrosfiguren in der Antike informiert.
In einem weiteren Raum im Erdgeschoss werden Funde ausgestellt, die das Alltagsleben der Menschen auf Thássos vom Neolithikum bis zur Eisenzeit thematisieren. Man bekommt u. a. gezeigt, wie man damals die Toten bestattete, Kleidung herstellte, Speisen aufbewahrte, womit Handel getrieben und mit welchen Werkzeugen gearbeitet wurde. Über Treppen gelangt man in verschiedene Abteilungen, in denen, nach Themen geordnet, Fundstücke aus der antiken Epoche präsentiert werden. Eindrucksvoll sind z. B. Gebäudeteile aus der Zeit der ersten ionisch-griechischen Kolonialisten, die von der Insel Páros nach Thássos kamen. In einem Extrabereich bekommt man auch die Inschrift am Glaukos-Denkmal in der sog. Pflugschrift zu sehen. Einen guten Eindruck vom einstigen Aussehen der riesigen Agorá vermittelt ein Modell, Zeichnungen verdeutlichen, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Über Stufen gelangt man hinab zu Funden, die das Alltagsleben der Menschen im 5. Jh. v. Chr. dokumentieren. Besonders erwähnenswert ist eine Badewanne, die man beim Silenentor ausgegraben hat. Schräg gegenüber davon befindet sich ein Fenster, durch das man einen Blick auf die Fundamente von Häusern der antiken Stadt werfen kann. Bemerkenswert in diesem Sektor ist auch ein spätrömisches Mosaik, auf dem zwei miteinander ringende Erosfiguren dargestellt sind.
Gehen Sie zurück zum Modell der Agorá und von dort weiter aufwärts zu den Funden aus römischer Zeit, unter denen die gewaltige Hadriansstatue, gefunden in der Agorá, herausragt. Dort und im Bereich des alten Hafens hat man auch Porträts anderer Kaiser, u. a. eines von Cäsar, sowie von Philosophen und Feldherren ausgegraben.
Stufen führen hinauf zu aus frühbyzantinischer Zeit stammenden Gebäudeteilen aus Vorgängerbauten der heutigen Kapelle Ágios Vassílios im Westen der Stadt. Dort hat man, wie die auf Thássos arbeitenden Archäologen glauben, die erste Kirche auf der Insel errichtet. Weitere frühbyzantinische