Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Box

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      *

      »Welcher Idiot hat sich ausgerechnet vor meinen Wagen gestellt? Ich habe Feierabend!« Volker Lammers’ Stimme hallte durch die Lobby der Behnisch-Klinik.

      Patienten, Besucher und Kollegen drehten sich ebenso nach ihm um wie die Dame im Kostüm, die vor dem Tresen stand.

      »Mea culpa!«, räumte sie ohne Umschweife ein, klemmte sich eine blonde Locke hinters Ohr und lächelte wie ein Engel. »Ich habe keinen anderen Platz gefunden.«

      Auch wenn Fee Norden heftig widersprochen hätte: Volker Lammers war ein Mann. In dieser Eigenschaft war er alles andere als immun gegen die Reize einer schönen Frau.

      »Oh là là!«, entfuhr es ihm. »Ein Schwan in einem Stall voller hässlicher Enten.« Er ignorierte den Blick, den ihm die Schwester hinter dem Tresen zuwarf. Seine Aufmerksamkeit gehörte Dr. Paulsen. »Wenn Sie mich rauslassen, überlasse ich Ihnen meinen Parkplatz. Vorausgesetzt, Sie sind morgen früh noch da, damit wir unser kleines Gespräch fortsetzen können.«

      »Tut mir leid.« Mia Paulsens Lachen perlte durch die Halle, als sie den Mann bemerkte, der im flatternden Kittel auf sie zueilte. »So lange wird mein Gespräch mit Dr. Norden nicht dauern.«

      Lammers ballte die Hände zu Fäusten. Norden! Norden! Immer wieder und überall diese Nordens! Am liebsten hätte Volker auf dem Boden ausgespuckt.

      »Frau Dr. Paulsen, tut mir leid, dass Sie warten mussten.« Daniel begrüßte die Schönheitschirurgin. Er nickte Lammers zu, legte die Hand auf Mias Schulter und wollte sie zu einer ruhigen Sitzgruppe am Fenster führen. Doch Dr. Paulsen hatte noch eine Bitte.

      »Mein Wagen hindert den Kollegen am Wegfahren.« Der Schlüssel klimperte in ihrer Hand.

      Daniel überlegte nur kurz. Als er Annekas Freund Sascha durch die Lobby schlendern sah, winkte er ihn zu sich. Der lehnte die Bitte natürlich nicht ab. Schon gar nicht, als er den knallroten Schlüsselanhänger sah, auf dem sich ein goldenes Pferd aufbäumte.

      »Mache ich doch gern.« Mit Siegerlächeln lief Sascha an Dr. Lammers vorbei.

      Der folgte ihm zähneknirschend. Zu gern hätte er gewusst, was die blonde Schönheit vom Chef wollte. Aber erfuhr er nicht immer, was er erfahren wollte? Er schickte noch einen kurzen Blick zurück, sah den beiden zu, wie sie sich setzten, ehe auch er durch die Türen trat. Dr. Nordens Stimme wehte hinter ihm her.

      »Vielen Dank, dass Sie meiner Bitte gleich gefolgt sind.«

      Mia schlug die Beine übereinander. Der Rock ihres Kostüms rutschte über ihr Knie. Jeder Orthopäde hätte seine Freude an dem Anblick dieser wohlgeformten Kniescheibe gehabt, die von der Patellasehne an ihrem Platz gehalten wurde. Leider war keiner der Kollegen anwesend. Nur eine Schwester, die zwei Gläser Wasser auf den niedrigen Tisch zwischen ihnen stellte. Sie drehte sich um und wäre um ein Haar mit Sascha zusammengestoßen.

      »Tolle Karre! Echt wahr.« Er gab Dr. Paulsen die Schlüssel zurück. Seine Wangen leuchteten mit seinen Augen um die Wette. »So eine kaufe ich mir, wenn ich genug Geld gespart habe.«

      »Das wird ein paar Diskussionen mit Anneka geben.« Daniel zwinkerte ihm zu. »Wenn ich mich nicht irre, träumt sie von einem Campingbus.«

      »Keine Sorge. Ich überzeuge Sie schon noch von den Vorzügen schnittiger Autos«, versprach Sascha, ehe er sich verabschiedete und an die Arbeit zurückkehrte.

      Mia sah ihm lächelnd nach.

      »Netter junger Mann. Kennen Sie sich privat?«

      »Er ist der Freund meiner ältesten Tochter.«

      »Sie haben Kinder?« Täuschte sich Daniel oder huschte ein Schatten über Mias hübsches Gesicht? »Noch dazu so große? Das hätte ich nie vermutet.«

      »Anneka hat sogar noch zwei ältere Brüder. Und zwei jüngere Geschwister. Aber ich will Sie nicht mit Geschichten über meine Familie langweilen. Es geht um meine Assistentin Frau Sander.«

      »Sie erwähnten es bereits am Telefon.« Mia beugte sich vor und nahm einen Schluck Wasser. Ihr Lippenstift hinterließ keine Spuren auf dem Glas. »Ich fühle mich nach wie vor für meine Patientin verantwortlich und möchte sie gern bei mir in der Klinik weiterbehandeln.«

      »Schon möglich. Leider hat Frau Sander das Vertrauen in Sie und Ihre Fähigkeiten verloren.«

      Das Glas klirrte leise, als Dr. Paulsen es auf den Tisch zurückstellte.

      »Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen.« Ihr Gesicht erinnerte Daniel an die Gipsmasken, die er früher einmal in der Jugendgruppe gebastelt hatte. Er dachte an die glitschigen Gipsverbände auf der Haut und das seltsame Gefühl, wenn sie nach und nach erstarrten. Später hatte er sie mit Farbe bemalt, mit künstlichem Haar beklebt und Mädchen erschreckt. So einen Unsinn hatte Mia Paulsen bestimmt nie angestellt. Sie wirkte wie ein Mensch, der als Kind schon erwachsen gewesen war. »Die ganze Angelegenheit ist mir sehr unangenehm. Als Leidensgenosse wissen Sie ja, wie schnell der Ruf einer Klinik ruiniert ist.«

      Schnell schob Daniel Norden die Erinnerungen beiseite und konzentrierte sich auf das Gespräch.

      »Was ist denn überhaupt passiert?«

      Mia seufzte.

      »Ich kann mir das selbst nicht erklären. Kurz nach der Unterspritzung reagierte Frau Sanders Haut in einer Weise, wie ich sie nie zuvor beobachtet habe.«

      »Eine allergische Reaktion?«

      »Schwer vorstellbar. Das Mittel ist allgemein sehr gut verträglich. Aber ausschließen kann ich es natürlich nicht. Leider gab mir die Patientin nicht die Möglichkeit, weitere Untersuchungen durchzuführen. Frau Sander hat die Klinik Hals über Kopf verlassen. Und ich bin alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe mehrfach versucht, mich mit ihr in Verbindung zu setzen. Leider ohne Erfolg. Umso dankbarer bin ich für Ihren Anruf, Herr Kollege.« Als Dr. Paulsen wieder nach ihrem Glas griff, streifte sie wie zufällig Daniels Hand.

      Er gab vor, es nicht bemerkt zu haben.

      »Gut, dass Andrea in dieser Klinik arbeitet. Sie können sich auf mich verlassen, dass ich ihr die beste Behandlung angedeihen lasse.«

      Mia verzog den Mund.

      »Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen glaube ich Ihnen aufs Wort.«

      Daniel hatte das Gefühl, als wollte sie auf den Grund seiner Seele blicken. Das gefiel ihm nicht.

      »Vielen Dank für die Blumen.«

      Mia spürte seinen Widerstand.

      »Das sollte kein Kompliment sein, sondern entspricht nur der Wahrheit.« Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Glas in ihren Händen. Kohlensäurebläschen stiegen auf und zerplatzten an der Oberfläche. Sie zählte bis zehn. Daniel warf einen Blick auf die Uhr. Allmählich wurde es Zeit, in sein Büro zurückzukehren. Das Gespräch hatte nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Schon wollte er sich verabschieden, als sie sagte: »Was halten Sie davon, wenn wir die Akte Sander gemeinsam durchgehen? Da wir beide vielbeschäftigte Menschen sind, würde ich ein Abendessen vorschlagen.«

      Hatte sie seine Fluchtpläne durchschaut? Daniels Augen wurden

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