Die Todgeweihten. F. John-Ferrer

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Die Todgeweihten - F. John-Ferrer

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stehen. Der Duft von Jasmin weht durch den nächtlichen Garten. Die herabgelassenen Jalousien lassen keinen Lichtschein durch.

      Brandt wartet, bis Dengler ausgestiegen und heraufgekommen ist.

      »In Gottes Namen«, lässt Dengler sich vernehmen. »Klopf an, Fremder, und erbitte dir ein Nachtquartier.«

      Brandt sucht einen Glockenzug oder Klingelknopf, findet aber nichts dergleichen und pocht hart an die Tür.

      Drinnen nähern sich rasche Schritte. Ein Riegel knackt. Die Tür wird aufgemacht. Eine halblaute Stimme fragt: »Prego?«

      »Leutnant Brandt und Feldwebel Dengler vom Kommando Seeadler.«

      »Ich krieg die Krätze!«, ertönt eine freudige Stimme. »Jok! Alter Seeräuber!«

      »Mensch, Amadeo!«

      Zwei alte Kämpfer haben sich wiedergetroffen und umarmen sich mit südlichem Temperament. Leutnant Amadeo Massimo ist Froschmann bei der »Decima«. Der kleine, drahtige Medizinstudent aus Padua freut sich aufrichtig. In der Diele sitzen noch ein paar Bekannte Brandts: Leutnant Marzi, mit dem Brandt in Neapel war. Dann Carlo Berton, der Sergente. Die anderen drei sind fremde Gesichter. Man hat Karten gespielt. Eine abgeschirmte Lampe ist tief über den Tisch gezogen, auf dem volle Aschenbecher, Gläser und eine Zweiliterflasche Chianti stehen. Die Männer sind noch jung und tragen dunkle Pullover mit Rollkragen.

      Das Wiedersehen zwischen den Freunden ist herzlich. Dengler, ebenfalls im Kreise der Froschmänner bekannt, schenkt sich gleich ein Glas Wein ein und toastet: »Kameraden, darauf muss ich mir den Gaumen anfeuchten! Salute! Jetzt macht mir der Jokus in Bari erst richtig Spaß!«

      Die anderen drei Froschmänner schauen noch ein bisschen reserviert drein, tauen aber sogleich auf, als Amadeo kurz Auskunft über das Kameradschaftsverhältnis gibt.

      »Willkommen«, sagen sie dann. »Setzt euch. Wir freuen uns.«

      »O mama mia!« Leutnant Amadeo Massimo kann es noch immer nicht glauben, dass Brandt, der in Freundeskreisen kurz »Jok« genannt wird, den Einsatz mitmachen soll. »Ich dachte, du wärst auf Urlaub oder sonstwo.«

      »Keine Zeit dazu, Amigo. Wo ist der Colonello? Ich muss mich bei ihm melden.« Brandt gibt Dengler einen Wink. Dann fragt er Amadeo: »Müssen wir uns umziehen, oder können wir in unserem Räuberzivil vorstellig werden?«

      »So wie ihr seid«, sagt Amadeo. »Kommt, ich führ euch hinauf.«

      Die drei gehen in den ersten Stock.

      Colonello Enrico Lorenzoni sitzt in einem sorgfältig abgedunkelten Zimmer und studiert mit der Vergrößerungslupe ein paar gelungene Luftaufnahmen von Bari.

      Es klopft.

      »Avanti!«, sagt der Offizier, ohne aufzublicken.

      Schritte kommen herein. Hacken klappen zusammen. Brandts Stimme schnarrt eine militärische Meldung herunter.

      Lorenzoni legt das Vergrößerungsglas beiseite, klemmt Daumen und Zeigefinger in die Augenhöhlen, schaut dann rasch auf und mustert die beiden.

      Er ist alt geworden, geht es Brandt durch den Kopf. Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er noch keine so tiefen Falten um den Mund.

      Das dunkle, wie Leder wirkende Gesicht des italienischen Obersten lächelt freundlich. Er kommt mit ausgestreckter Hand auf Brandt zu. »Ich freue mich, Sottotenente. Willkommen bei uns.« Er wendet sich an Dengler, der wie eine Eins steht. »Und Sie auch, Mareschiallo. Hatten Sie eine gute Reise?«

      »Danke«, antwortet Brandt und erzählt kurz von dem Vorfall auf der Straße nach San Giorgio.

      Das Lächeln verschwindet aus dem streng geschnittenen Offiziersgesicht. Lorenzoni nickt, bedeutet mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Amadeo rückt zwei Stühle vor den Schreibtisch und tritt dann wieder in den Hintergrund.

      Die drei Männer warten, bis der Oberst Platz genommen hat.

      »Sie können rauchen«, sagt er und reicht Brandt ein Mahagonikästchen mit Zigaretten herüber.

      Schweigen herrscht. Die Stille des Hauses ist plötzlich spürbar.

      Der Colonello selbst raucht nicht; er reicht Brandt und Dengler Feuer, lächelt verbindlich und winkt noch einmal, die Plätze einzunehmen.

      Der Mann, der schmal und in der Uniform eines italienischen Obersten hinter dem Schreibtisch sitzt, gehört seit mehr als drei Jahren dem italienischen Geheimdienst, der O. V. R. A. an, jener Organisation, die nach der Kapitulation Badoglios an der Seite Deutschlands geblieben ist. Brandt kennt Lorenzoni von La Spezia her, wo die Ausbildung der Froschmänner stattfindet. Es ist aber schon lange Zeit her, dass man sich das letzte Mal gesehen hat.

      »Ich danke Ihnen, dass Sie so rasch gekommen sind«, lässt sich der Oberst vernehmen. Er richtet den Blick seiner etwas zu eng nebeneinander stehenden dunklen Augen auf Brandt: »Sollten nicht vier Mann von der ›Gruppe Seeadler‹ kommen?«

      »Sie werden im Laufe des morgigen Tages eintreffen, Colonello.«

      Der andere nickt. Dann stellt er Fragen über die letzten Einsätze. Brandt erstattet knapp Bericht, während im Hintergrund Leutnant Amadeo Massimo sitzt und mit leuchtenden Augen der Unterhaltung zuhört.

      »Gut«, sagt schließlich der Oberst. »Sie wissen ja schon beiläufig, worum es diesmal geht, nicht wahr?« »Jawohl. Bari steht auf dem Dienstplan.«

      »Eine harte Nuss, Sottotenente. Ich glaube aber, dass wir sie knacken werden. Genaueres besprechen wir morgen, wenn die beiden anderen Herren bei uns eingetroffen sind. Ich hörte, dass Sie beim letzten Einsatz schwer verwundet wurden, Leutnant Brandt? Ist die Verwundung inzwischen auskuriert worden?«

      »Ich fühle mich wohl, Colonello.«

      »Was war es für eine Verwundung?«

      »Schulterdurchschuss.«

      »Lungenverletzung?«

      »Nur gestreift.«

      »Ich werde Sie Dottore Brunelli vorstellen«, sagt Lorenzoni.

      »Ich glaube, das ist nicht notwendig, Colonello«, erwidert Brandt rasch.

      Ein prüfender Blick huscht herüber und tastet das schmale Gesicht des deutschen Leutnants ab.

      »Sie wissen«, sagt Lorenzoni mit leisem Nachdruck, »dass Sie vollkommen gesund sein müssen, um den Strapazen eines schweren Einsatzes gewachsen zu sein. Draufgängertum ist lobenswert, ich möchte aber nicht, dass Sie sich zu viel zumuten.«

      Brandt spürt Ärger in sich aufsteigen. Schließlich weiß er doch selbst, was er sich zumuten kann.

      »Ich bin gesund«, sagt er ruppig.

      »Und wie oft wurden Sie schon verwundet?«

      »Ich glaube sieben Mal. Viermal leicht, dreimal etwas schwerer.«

      Kurzes Schweigen. Im Hintergrund räuspert sich Amadeo. Dengler zerknautscht seine Mütze.

      »Und

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